Sturmgewehr AR 15 Der beste Freund des Massenmörders

Der Mörder von Orlando benutzte eine Waffe, die es zu traurigem Ruhm gebracht hat. Das Sturmgewehr AR 15 ist die Waffe der Wahl für Attentäter, die viele Menschen töten wollen – auch, weil es so leicht zu bekommen ist.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Mit diesem Waffentyp tötete der Mörder von Orlando. Quelle: dpa

Berlin Das Sturmgewehr AR 15 hat in den vergangenen Jahren traurige Berühmtheit erlangt: Es ist in den USA die Waffe der Wahl für Attentäter, die möglichst viele Menschen töten wollen. Bei 10 von 14 „Mass Shootings“ der letzten zehn Jahre, so berichtet die „Washington Post“, benutzten die Attentäter ein AR 15.

Entwickelt wurde das Gewehr in den 1950er Jahren von dem Unternehmen ArmaLite Rifle (daher die Bezeichnung „AR“). Nachdem Colt die Rechte an der Waffe erworben hatte, entwickelte es das AR 15 weiter zum Sturmgewehr für das US-Militär. Unter der Bezeichnung M16 löste es während des Vietnamkriegs den Vorgänger M14 ab. Bis heute ist das M16 die sogenannte Ordonanzwaffe, also das Standardgewehr der US-Streitkräfte.

Typisch für Sturmgewehre ist, dass sie die hohe Feuergeschwindigkeit von Maschinenpistolen mit der Reichweite und Durchschlagskraft von Karabinern verbinden. Das AR 15 kann je nach Modell bis zu mehrere hundert Schuss pro Minute abgeben. Magazine enthalten üblicherweise bis zu 30 Patronen, doch kann die Munition auch über ein Trommelmagazin zugeführt werden, das bis zu 100 Patronen fasst. Die Waffe ist vergleichsweise leicht, ein typisches Merkmal ist der laute Mündungsknall.

Nachdem inzwischen die meisten der ursprünglichen Patente für die Waffe abgelaufen sind, stellen heute auch andere Unternehmen das M16/AR 15 her. Entsprechend groß ist die Modellpalette. Welchen Typ der Attentäter von Orlando genau benutzte, ist noch unklar.

Das AR 15 zählt zu den halbautomatischen Waffen, bei denen nach jedem Schuss automatisch eine Patrone nachgeladen wird und die eine hohe Schusskadenz ermöglichen. Bei der Diskussion um eine Verschärfung des US-Waffenrechts stehen gerade solche Waffen im Fokus: Kritiker fordern unter Verweis auf ihr hohes Zerstörungspotenzial seit längerem ein Verbot und stellen infrage, dass sich das von der US-Verfassung garantierte Recht auf Waffenbesitz auch auf Sturmgewehre bezieht.


Der Killer aus dem Supermarkt

Eine Sicht, die vorübergehend auch der Gesetzgeber teilte: Von 1994 bis 2004 waren die umstrittenen Waffen in den USA verboten. Nach dem Ende dieses „Federal Assault Weapons Ban“ sind Sturmgewehre heute nur noch in einigen US-Bundesstaaten mit entsprechender eigener Gesetzgebung verboten.

Die Waffenlobby-Organisation NRA (National Rifle Association) dagegen verweist darauf, dass rund fünf Millionen AR 15 in den USA verkauft wurden. Die hohe Stückzahl belege, dass „praktisch alle AR-15 nicht missbräuchlich“ verwendet würden. Das Gewehr sei als Jagd- und Ausbildungswaffe beliebt und verdanke seine hohe Popularität nicht zuletzt der Tatsache, dass es sich „ganz nach dem persönlichen Geschmack“ gestalten ließe – was die Waffenlobbyisten auf ihrer Website mit einer entsprechenden Bilderstrecke untermalen.

Die Beliebtheit des AR 15 dürfte allerdings weniger mit der Lust am individuellen Design als mit der leichten Verfügbarkeit der Waffe zu tun haben. Seit der Aufhebung des Verkaufsverbots im Jahr 2004 ist die Waffe in den meisten Bundesstaaten praktisch ohne Einschränkung im freien Handel verfügbar – selbst in einigen Supermärkten des Walmart-Konzerns ging sie zeitweise über die Ladentheke.

Mittlerweile hat das Unternehmen den Verkauf des AR 15 und anderer halbautomatischer Waffen gestoppt. Allerdings nicht aus politischen Gründen, wie ein Unternehmenssprecher bei der Bekanntgabe des Beschlusses im vergangenen Jahr betonte – die Waffen würde schlicht weniger nachgefragt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%