Tauchsieder Ich lebe, also bin ich?

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Das Versprechen, den Alterungsprozess auszuschalten

Janácek, Wagner, Borges, Williams - sie alle sind sich einig darin, dass Unsterblichkeit kein Segen, sondern ein Fluch ist: Weil das Leben ohne den Tod formlos ist und zu keinem Abschluss kommt. Weil der Unsterbliche herumirrt, in keinen Hafen einlaufen, nicht auf Erlösung hoffen darf. Weil sein Leben nirgends einmündet, bloß eine endlose Kette von Stunden, Tagen, Wochen, Monaten, Jahren und Jahrhunderten darstellt - ein Leben, das von einer grundlegenden Lebensmüdigkeit geprägt sein muss.

Es ist daher merkwürdig, dass die Versprechen mancher Biologen, den Prozess der Alterung („Seneszenz“) alsbald verstehen, verzögern und möglicherweise auch ausschalten zu können, als Verheißung begriffen werden. Offenbar macht es einen Unterschied, ob man über Unsterblichkeit oder über verlängerte Lebensspannen nachdenkt.

Zehn Strategien für ein zufriedeneres Leben
Tipp 1: Geben Sie Ihr Geld für Erlebnisse ausInvestieren Sie in Aktivitäten und Abenteuer – am besten mit Familie oder Freunden. Ob Klettern, Kegeln oder Kanutour: Gemeinsame Erlebnisse bleiben Ihnen oft noch jahrelang im Gedächtnis - und müssen noch nicht einmal viel kosten. Quelle: dpa/dpaweb
Tipps 2: Ernähren Sie sich gesund Tomaten statt Schokoriegel, Äpfel statt Chips: Frische Früchte und knackiges Gemüse stärken das Abwehrsystem, sorgen für den notwendigen Vitaminbedarf und sind oft noch günstiger als Süßigkeiten. Wer Obst und Gemüse nicht gerne pur verzehrt: Trauben, Erdbeeren oder Karotten lassen sich auch ideal zum Smoothie oder Cocktail verarbeiten. Quelle: dpa
Tipp 3: Helfen Sie anderen Menschen Menschen sind soziale Lebewesen – und wer seinen Mitmenschen Gutes tut, wird auch selbst glücklicher. Das belegen zahlreiche Studien und Experimente. Denken Sie deshalb auch im Alltag an Ihre Mitmenschen und helfen Sie mit kleinen Gesten – führen Sie den Rentner über die Straße oder spenden Sie für einen gemeinnützigen Zweck. Oft helfen schon kleine Beträge. Quelle: dpa
Tipp 4: Vergleiche Sie keine PreiseDer Schnäppchenjäger ist schnell enttäuscht, wenn die Hose, die er gerade im Geschäft X erstanden hat, im Laden Y doch noch fünf Euro günstiger ist. Das heißt: Wägen Sie vorher gründlich ab, ob sich der aufwändige Preisvergleich wirklich lohnt – und sparen Sie sich lieber die Zeit, die die Suche in Anspruch nimmt. Quelle: dpa
Tipp 5: Fragen Sie andere um RatOft hilft es, andere Menschen um ihre Meinung zu fragen – beispielsweise, wenn Sie wieder einmal vor dem Regal mit den DVDs stehen und sich nicht entscheiden können. Denn mehrere Studien belegen: Wenn wir wissen wollen, wie sehr uns ein Erlebnis gefallen wird, sollten wir andere Leute um Rat fragen. Quelle: AP
Tipp 6: Buchen Sie Ihren Urlaub frühzeitigWer seine Reise so früh möglich bucht, kann die Vorfreude länger genießen als der Last-Minute-Urlauber. Überlegen Sie deshalb nicht lange hin und her, sondern entscheiden Sie sich frühzeitig – oft sind die Flugpreise dann auch noch günstiger. Quelle: dpa
Tipp 7: Leben Sie mit gewissen RisikenDie Menschen mögen es sicher – und deshalb überversichern sich viele. Doch nicht jede Kamera- oder Handyversicherung ist wirklich sinnvoll – und oft verdienen nur die Versicherungsgesellschaften an den eigentlich überflüssigen Policen. Kündigen Sie daher unnötige Versicherungen. Ärgerlich ist es zwar, wenn das teure Smartphone verkratzt. Doch meist funktioniert es trotzdem noch. Quelle: REUTERS

Tatsache ist: Die Lebenserwartung einer deutschen Frau hat sich in den vergangenen 200 Jahren fast verdreifacht. Ein Mädchen, das 1830 auf die Welt kam, ist im Durchschnitt nach 35 Jahren gestorben; ein Mädchen, das heute auf die Welt kommt, hat gute Chancen, 100 Jahre alt zu werden. Und Tatsache ist auch, dass die Aussicht auf eine deutlich verlängerte Spanne des Lebens von den meisten Menschen begrüßt wird - als Chance, mehr Zeit für all das zu haben, womit sie sich in ihrem Leben beschäftigen wollen.

Die entscheidende Frage wäre demnach nicht, ob mehr Lebenszeit, sondern wie viel mehr Lebenszeit wünschbar wäre. Wenn aber ein 200, 300 Jahre langes Menschenleben dereinst denkbar wäre - wäre ein solches Leben dann nicht schon so weit dem Tod entrückt, dass er seine existenzielle Bedeutung fürs Leben im Sinne von Heidegger notwendig einbüssen müsste - und umgekehrt: Wäre ein solches Leben nicht schon so nah dran an der Unsterblichkeit, dass sie am Ende (sic!) nicht mehr als Fluch, sondern als Segen begriffen werden könnte? Und wenn ja: Von welcher Art müsste eine Unsterblichkeit ein, die uns nicht zur Last fällt?

Zum Buch

Die Philosophin Marianne Kreuels ist diesen Fragen in einem soeben erschienenen Buch nachgegangen. Darin versucht sie, die konstitutive Bedeutung des Todes als Grundtatsache unseres Lebens zu relativieren und den Nachweis zu führen, dass ein langes, potenziell nicht endendes Leben menschlich und wünschenswert sein kann - jedenfalls „attraktiver als ein sterbliches Leben, in dem die Person die Begrenztheit ihrer Lebenszeit sowie die Gewissheit ihres zukünftigen Todes bewältigen muss“. Das gelingt ihr teilweise - und teilweise nicht. Was ihr aber auf jeden Fall gelingt, ist die Sortierung der Motive und Argumente, die für und wider den Tod als einer elementaren Bedrohungskraft sprechen, die die Wahrnehmung unseres Lebens fundiert.

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