Technik für Senioren Warum Ältere Innovationen ignorieren

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Notrufsender wartet noch auf den Durchbruch

Das Unternehmen hatte einen Notrufsender entworfen, mit dem sich per Knopfdruck Familie, Nachbarn, Bekannte und Notärzte kontaktieren lassen – ohne ein Telefon zu benutzen. Während Ruth Fore sich vor Fanpost kaum retten konnte, hat es diese Technologie bis heute kaum in den Markt geschafft.

Studien haben ergeben, dass nur fünf Prozent der US-Bürger im Rentenalter ein solches Gerät nutzen. Auch in Deutschland scheint das Gerät seinen eigentlichen Zweck für den Notruf zu verfehlen. „Alleine zu wohnen nimmt im Alter zu und so verwundert es nicht, dass Notrufsysteme oft auch als Quatschbox genutzt werden“, sagt Volckmar Runte, Pressesprecher bei der Deutschen Gesellschaft für Gerontotechnik (GGT) in Iserlohn.

Grundsätzlich sei die ältere Generation meist offen für technische Neuerungen. Das lässt sich auch an der wachsenden Anzahl der Internet- und Smartphone-Nutzer im höheren Alter messen. Tatsächlich ist laut IT-Verband Bitkom der Anteil der Smartphone-Besitzer in der Altersklasse der 50- bis 64-Jährigen im vergangenen Jahr von 26 auf 39 Prozent gestiegen, Tendenz steigend. Warum also ist es trotzdem so schwer, entsprechende Technologien an die Senioren zu bringen? Die Industrie kämpft vor allem mit vier Problemen.

Kunden sind überfordert

Vor allem komplexe Smart-Home-Anwendungen mit vernetzten Geräten scheinen die Kunden zu überfordern. „Es ist nicht die Frage, was technisch möglich ist, sondern ob der Markt bestimmte Lösungen akzeptiert“, sagt auch Rolf Joska, Produktentwickler bei Gira. Das Unternehmen aus der Nähe von Wuppertal entwickelt seit über hundert Jahren Gebäudetechnik – von Beleuchtungssystemen über Jalousien bis hin zu Multimedia- und Sicherheitssystemen. Außerdem arbeitet Gira im Geschäftsfeld der Kunststofftechnik an speziellen Lösungen für die Medizin- und Pharmaindustrie.

Viele technische Neuerungen seien Spielereien. „Produkte, die relativ einfach sind und gut verstanden werden, kommen auch an, weil man den Nutzen sofort erkennt“, sagt Joska. So verkaufen sich bei Gira zum Beispiel schlichte Steckdosen mit Bewegungsmeldern gut. Sie registriert, sobald jemand im Raum ist oder ihn wieder verlässt. Dann wird die Stromzufuhr automatisch abgestellt. Solche einfachen, kleinen Lösungen bringen vor allem älteren, meist alleine lebenden Menschen einen Mehrwert.

Befragungen der Gira-Kunden hätten gezeigt, dass sie keine Lust haben, sich lange mit einem Produkt zu beschäftigen. Ein Produkt muss einfach sein: „Es soll Arbeit abnehmen“, sagt Joska, „nicht Arbeit machen.“ Doch genau daran hapert es häufig.

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