Bisher gleicht die Arbeit von Krebsärzten oft einem Sisyphos-Job: Ganz gleich, ob sie Tumore aus dem Körper schneiden oder ihnen mit Strahlen und Medikamenten zu Leibe rücken – die tödlichen Wucherungen wachsen meist nach oder sprießen an neuen Stellen im Körper.
Den Grund dafür haben Forscher wie Andreas Trumpp vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg vor wenigen Jahren entdeckt: es sind sogenannte Krebsstammzellen. Sie überdauern – zum Teil gut geschützt in eigenen Höhlensystemen – alle medizinischen Attacken in einer Art biologischem Tiefschlaf. Sobald die Krebsmedikamente abgesetzt und die Strahlentherapien beendet sind, erwachen sie und lassen neue Tumore wachsen.
Unternehmen wie Trumpps Gründung Hi-Stem und mehrere Pharmakonzerne forschen deshalb nach Medikamenten, die Krebsstammzellen ausmerzen – oder wenigstens in Schach halten können.
So leitet Michael Wolf beim Darmstädter Pharmaunternehmen Merck ein zwölfköpfiges Forscherteam, das solche Therapien entwickelt. Er schätzt: "Im Jahr 2025 werden Medikamente gegen Krebsstammzellen zumindest eine von mehreren Behandlungsoptionen darstellen." Einige Wirkstoffkandidaten, die das körpereigene Abwehrsystem auf Krebsstammzellen hetzt, hat seine Gruppe schon gefunden. Zumindest bei Mäusen verhinderten die Substanzen, dass Tumore sich neu bildeten.
Noch weiter in der Entwicklung ist der Pharmakonzern Bayer. Das Unternehmen testet mit dem US-Konzern Oncomed Pharmaceuticals eine andere Wirkstoffgruppe gegen Krebsstammzellen an Menschen. Bertolt Kreft, Immuntherapie-Chef der in Berlin ansässigen Bayer-Onkologie-Forschung, ist überzeugt, dass dieser Weg, wenn er beim Menschen ebenfalls funktioniert, ganz neue Chancen für die Krebsheilung bietet: "Wir könnten die Krankheit endlich bei der Wurzel packen."