Gelegentlich lassen Computer selbst Genies alt aussehen. Das ist klar seit der IBM-Computer Deep Blue 1997 erstmals Weltmeister Garri Kasparow im Schach besiegt hat. Nun aber schicken sich Maschinenhirne an, nicht nur programmierte Befehle schneller abzuarbeiten, als Menschen denken können. Sie bringen sich das nötige Wissen selbst bei. Diese lernenden Systeme sind einer der wichtigsten Softwaretrends der nächsten Dekade.
Was schon möglich ist, hat der IT-Riese IBM vergangenes Jahr demonstriert: Beim US-Fernsehquiz Jeopardy besiegte der Supercomputer Watson die beiden besten menschlichen Kandidaten, indem er zu vorgegebenen Antworten die passenden Fragen erriet. Denn Watson hatte sich sein Wissen durch die Analyse von 200 Millionen Seiten digitaler Dokumente und unstrukturierten Texts selbst erarbeitet.
Nun erobert das Konzept die Geschäftswelt: Die US-Großbank Citigroup kündigte an, mit Watson-Technologie Konjunktur-, Finanz- sowie Nutzerdaten für digitale Bankangebote zusammenzuführen. Auch der Schweizer Stromnetzbetreiber Swissgrid setzt auf selbstlernende Software. Das vom Siemens-Ableger Corporate Technology entwickelte System wertet immense Datenbestände aus und sagt nun die Leistung erneuerbarer Energiequellen 72 Stunden vorab zu 90 Prozent richtig voraus.
Auch PC-Nutzer dürften bald vom Trend profitieren. Wissenschaftler der Uni Göttingen etwa haben eine Schutzsoftware entworfen, die Computerviren und Hacker-Attacken maschinell auswertet. Aus den Angriffsmustern leitet das Programm nicht nur Strategien zur Absicherung ab. Es kann auch anhand selbstentwickelter Kriterien künftige Cyberangriffe abwehren.