Temperatur-Achterbahn Warum das Wetter uns schlapp macht

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"Je intensiver der Wetterwechsel, umso gravierender die Symptome"

Am besten erforscht sind die thermischen Bedingungen. Ändern sich die Temperaturen, greift der Körper ein. Bei zu geringer Körpertemperatur kann eine Erhöhung der Muskelaktivität, etwa durch Kältezittern, für Wärmeproduktion sorgen. Durch eine Verengung der Blutgefäße wird die Durchblutung von Händen und Füßen eingeschränkt, um so die Betriebstemperatur für die lebenswichtigen Organe im Körperinnern sichern. Bei Hitze hingegen werden die Gefäße weitgestellt und die Verdunstung von Schweiß über Haut und Schleimhäute angeregt, um Kühlung zu erlangen.

Plötzlicher Stress

Das erklärt, warum plötzliche und drastische Wetteränderungen unseren Körper besonders stressen. Denn sie verlangen eine schnelle Anpassung unseres Körpers. Das ist Schwerstarbeit. Bei großer Hitze arbeitet das Kreislaufsystem auf Hochtouren, um den Körper herunterzukühlen. Fällt die Temperatur dann plötzlich wieder stark ab, kann das belastend sein. "Je intensiver der Wetterwechsel, umso gravierender treten auch die Symptome auf", erläutert Ingo Froböse. "So mancher Organismus ist dann überfordert". Die Folge: der Kreislauf spielt verrückt, uns wird schwindelig.

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Auch die Auswirkungen von Luftdruckschwankungen wurden untersucht, wie sie etwa bei einer stürmischen Wetterlage verstärkt auftreten. In verschiedenen Studien zeigte sich, dass sie einen Einfluss auf die Herzfrequenz, den Blutdruck, die Konzentrationsfähigkeit und das Kurzzeitgedächtnis haben. Dies kann zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, allgemeinem Unwohlsein bis hin zum Herzinfarkt führen.

"Ein Herzinfarkt wird mit Sicherheit niemals nur durch Luftdruckveränderungen ausgelöst", betont Ursula Marschall. Ein junger gesunder Mensch ohne Vorerkrankungen muss veränderten Luftdruck nicht fürchten. Aber bei einem Patienten mit Risikofaktoren wie entsprechender Vorschädigung des Herzens, verkalkten Adern und Stress kann der veränderte Sauerstoffdruck durchaus ein letztes Mosaikteilchen für die Auslösung eines Herzinfarkts sein, sagt Marschall.

Wir sind verweichlicht

Wie empfindlich wir auf das Wetter reagieren, hängt maßgeblich vom Gesundheitszustand und der Anpassungsfähigkeit des Organismus ab. Gegen Wetterfühligkeit ist man nicht machtlos. Im Gegenteil. Nach Meinung von Ärzten ist sie ein hausgemachtes Problem. Heiz- und Klimaanlagen in Wohnungen, Büros und Autos verweichlichen uns regelrecht. Am schlimmsten seien da die Amerikaner, erzählt Ingo Froböse, die machten schon die Heizung im Auto an, bevor sie das Haus verlassen. "Man muss die Wetterreize auch mal spüren und sich nicht nur aus dem Fenster ansehen."

Die "Annehmlichkeiten der Zivilisation" nehmen unserem Körper die Übungsmöglichkeiten für die Reaktion auf Wärme und Kälte, bei der die Blutgefäße weit und eng gestellt werden müssen, erklärt auch Ursula Marschall. "Der Körper muss mit ganz anderen Bedingungen klarkommen als früher, als das Leben noch überwiegend draußen stattfand." Sie rät daher, Klimatisierung auch mal zu meiden und sich durch Bewegung an der frischen Luft einem "Gefäßtraining" zu unterziehen.

Was Sie gegen Wetterfühligkeit tun können? Hier die wichtigsten Tipps:

Tipps gegen Wetterfühligkeit

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