
Tief in der Erdkruste unter dem Meer gibt es Leben: Forscher haben verschiedene Bakterienarten in einer 3,5 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht gefunden, hunderte Meter unter dem Meeresboden. Die Bakterien gewinnen ihre Energie aus chemischen Prozessen, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Science“ berichten. Sie sind damit weder direkt noch indirekt vom Sonnenlicht abhängig. Ähnliche Prozesse könnten auch auf anderen Planeten Leben ermöglichen, vermuten die Forscher.
Die Ozeankruste bedeckt etwa 60 Prozent der Erdoberfläche und gilt damit als größtes Ökosystem der Erde. Es gab bereits Hinweise darauf, dass dort möglicherweise Leben existiert. Direkt nachgewiesen wurde es aber bislang nicht. Die Forscher um Mark Lever von der Aarhus Universität (Aarhus/Dänemark) wollten das ändern. Sie bohrten sich 2004 vor der Westküste Nordamerikas durch die Sedimentschicht am Meeresboden - und in die Ozeankruste hinein. Dort entnahmen sie Proben des Basaltgesteins.





Darin suchten sie zunächst nach bestimmten genetischen Elementen, die für spezielle Bakterien charakteristisch sind. Auf diese Weise fanden sie Hinweise auf die Existenz von Sulfat-reduzierenden und Methan-bildenden Bakterien. Unter anderem mit Hilfe bestimmter Atomsorten (Isotope) wiesen sie anschließend Stoffwechselprodukte der Bakterien im Basaltgestein nach. Schließlich kultivierten sie die Bakterien im Labor. Sie stellten fest, dass sich - nach einigen Jahren - geringe Mengen Methan in der Kultur gebildet hatte. Dieses Ergebnis belegte, dass die Bakterien aktiv sind.
Als Energiequelle nutzen die Bakterien Wasserstoff. „Die Ozeankruste ist vom Meerwasser durchflossen“, erläutert Forscher Kai-Uwe Hinrichs. „Dieses Gesteinswasser reagiert vermutlich mit eisenhaltigen Mineralen, wie zum Beispiel Olivin, wobei Wasserstoff frei wird.“ Die Mikroorganismen nutzten den Wasserstoff anschließend, um Kohlendioxid in organische Stoffwechselprodukte und Biomasse umzuwandeln. Hinrichs ist Leiter der Arbeitsgruppe Organische Geochemie am Zentrum für marine Umweltwissenschaften Marum in Bremen und war mit einigen Kollegen an der Studie beteiligt.
„Das Leben in der Ozeankruste tief unter dem Meeresgrund wird aus Energiequellen gespeist, die vollkommen anders sind als die, die das Leben in den Schlammschichten auf dem Meeresboden und in der Wassersäule speisen“, ergänzt Mark Lever. „Es ist möglich, dass Leben, das auf Chemosynthese beruht, auf anderen Planeten gefunden wird, wo die chemische Umgebung das erlaubt.“