Tief unter dem Meer In der Ozeankruste verbirgt sich Leben

Die Ozeankruste ist das größte feste Ökosystem unserer Erde. Nun haben Forscher nachgewiesen, dass in dem uralten Gestein Leben steckt.

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Eisfische, Krebstiere, Korallen und Schwämme - den Meeresboden bevölkern viele Lebewesen. Nun wurde auch tief in der Kruste des Meeresbodens Leben entdeckt. Quelle: dpa

Tief in der Erdkruste unter dem Meer gibt es Leben: Forscher haben verschiedene Bakterienarten in einer 3,5 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht gefunden, hunderte Meter unter dem Meeresboden. Die Bakterien gewinnen ihre Energie aus chemischen Prozessen, wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Science“ berichten. Sie sind damit weder direkt noch indirekt vom Sonnenlicht abhängig. Ähnliche Prozesse könnten auch auf anderen Planeten Leben ermöglichen, vermuten die Forscher.
Die Ozeankruste bedeckt etwa 60 Prozent der Erdoberfläche und gilt damit als größtes Ökosystem der Erde. Es gab bereits Hinweise darauf, dass dort möglicherweise Leben existiert. Direkt nachgewiesen wurde es aber bislang nicht. Die Forscher um Mark Lever von der Aarhus Universität (Aarhus/Dänemark) wollten das ändern. Sie bohrten sich 2004 vor der Westküste Nordamerikas durch die Sedimentschicht am Meeresboden - und in die Ozeankruste hinein. Dort entnahmen sie Proben des Basaltgesteins.

270.000 Tonnen Plastikmüll treiben auf den Weltmeeren
Fast 270.000 Tonnen Plastikmüll treiben einer neuen Studie zufolge auf den Ozeanen der Erde. Das sei so viel Abfall, wie nicht einmal in 38 500 Müllwagen passen würde, schätzt eine am Mittwoch in dem Fachjournal „Plos One“ veröffentlichte Studie. Es handele sich dabei um mehr als fünf Billionen Einzelteile, heißt es in der Untersuchung. Um zu den Zahlen zu kommen, hatten Forscher zu See mit einem Maschennetz kleine Abfallteilchen gesammelt. Beobachter auf Booten zählten größere Gegenstände auf dem Wasser. Mit Computermodellen wurde für nicht untersuchte Gebiete hochgerechnet, wie viel Müll auch dort schwimmt. Die Studie bezieht sich lediglich auf Plastikabfall an der Wasseroberfläche. Wieviel Material auf dem Meeresboden liegt, erforschten die Wissenschaftler nicht.Foto: NOAA/PIFSC Quelle: Presse
Im Meer vor Griechenland treiben Plastiksäcke. Das Bild stammt aus dem Jahr 2008.Foto: Gavin Parson/Marine Photobank Quelle: Presse
Plastikmüll als Habitat für Meeresbewohner im Pazifik.Foto: Lindsey Hoshaw Quelle: Presse
Angeschwemmter Plastikmüll vor der Küste von Tromsø in Norwegen.Foto: Bo Eide Quelle: Presse
Angeschwemmter Plastikmüll vor der Küste von Kanapou in den USA.Foto: NOAA/Marine Debris Program Quelle: Presse
Vor der Küste von Hawaii sind etliche Netze angeschwemmt worden.Foto: Chris Pincetich/Marine Photobank Quelle: Presse
Kein seltener Bild: Eine Robbe hat sich in einem Treibnetz verfangen, USA, 2009.Foto: Kanna Jones/Marine Photobank Quelle: Presse


Darin suchten sie zunächst nach bestimmten genetischen Elementen, die für spezielle Bakterien charakteristisch sind. Auf diese Weise fanden sie Hinweise auf die Existenz von Sulfat-reduzierenden und Methan-bildenden Bakterien. Unter anderem mit Hilfe bestimmter Atomsorten (Isotope) wiesen sie anschließend Stoffwechselprodukte der Bakterien im Basaltgestein nach. Schließlich kultivierten sie die Bakterien im Labor. Sie stellten fest, dass sich - nach einigen Jahren - geringe Mengen Methan in der Kultur gebildet hatte. Dieses Ergebnis belegte, dass die Bakterien aktiv sind.

Als Energiequelle nutzen die Bakterien Wasserstoff. „Die Ozeankruste ist vom Meerwasser durchflossen“, erläutert Forscher Kai-Uwe Hinrichs. „Dieses Gesteinswasser reagiert vermutlich mit eisenhaltigen Mineralen, wie zum Beispiel Olivin, wobei Wasserstoff frei wird.“ Die Mikroorganismen nutzten den Wasserstoff anschließend, um Kohlendioxid in organische Stoffwechselprodukte und Biomasse umzuwandeln. Hinrichs ist Leiter der Arbeitsgruppe Organische Geochemie am Zentrum für marine Umweltwissenschaften Marum in Bremen und war mit einigen Kollegen an der Studie beteiligt.
„Das Leben in der Ozeankruste tief unter dem Meeresgrund wird aus Energiequellen gespeist, die vollkommen anders sind als die, die das Leben in den Schlammschichten auf dem Meeresboden und in der Wassersäule speisen“, ergänzt Mark Lever. „Es ist möglich, dass Leben, das auf Chemosynthese beruht, auf anderen Planeten gefunden wird, wo die chemische Umgebung das erlaubt.“

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