Tierexperiment Auch Frösche lieben das Hamsterrad

Menschen haben es gerne bequem und gemütlich, Tiere ackern freiwillig. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt ein kurioses Experiment.

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Eine Maus in einem Laufrad. Das Verhalten der Tiere ist laut einer neuen Studie nicht krankhaft, wie immer wieder vermutet wurde. Quelle: Fotolia

Rennen im Hamsterrad - was für Menschen ein Synonym für unbefriedigende, sich endlos wiederholende Aufgaben ist, ist für Tiere offensichtlich ein großer Spaß. Denn wer meint, dass Maus, Ratte, Hamster und Co. im Käfig nur aus Frust im Rädchen laufen, der irrt. Sogar in freier Natur vergnügen sich Nager im Laufrad. Und nicht nur sie.

Biologen berichten im Journal "Proceedings B" der britischen Royal Society von ihrem Experiment, das Erstaunliches zeigte: Bietet man Mäusen in ihrem natürlichen Lebensraum ein Laufrad an, benutzen es die Wildtiere genauso oft und ausdauernd wie ihre zahmen Artgenossen, die in Käfigen gehalten werden.

Tiere im Park

Johanna Meijer und Yuri Robbers von der niederländischen Universität Leiden hatten in einem großen städtischen Park und einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Naturschutzgebiet jeweils ein Hamsterrad aufgestellt, in einem niedrigen, für kleinere Tiere zugänglichen Unterstand. Eine Kamera mit Bewegungssensor zeichnete zwei Jahre lang auf, wenn sich etwas im Rädchen tat.

Das Ergebnis war durchaus überraschend: An beiden Versuchsstellen wurden die Laufräder eifrig genutzt. Dabei zeigte sich, dass Mäuse am häufigsten an den Start gingen. Die kleinen Nager machten 88 Prozent der Läufer aus.

Dabei unterschieden sich ihre Laufzeiten nicht von Käfigmäusen. Als die Forscher das Futter entfernten, das zunächst zum Anlocken diente, nahm die Zahl der laufwilligen Mäuse an den Rädern zwar ab, gerannt wurde aber trotzdem weiterhin.

Die größten Sportmythen
Sport fördert die KonzentrationDas stimmt. Studien zeigen, dass Sport die Konzentration fördert und hilft, besser zu lernen. Das gilt aber nicht nur für das Lernen direkt nach dem Sport: Wer körperlich fit ist, arbeitet grundsätzlich auch effektiver, als ein Couch-Potatoe, wie Forscher des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) herausgefunden haben. Das Team um die IfADo-Psychologen Klaus-Helmut Schmidt und Wladislaw Rivkin hat Daten von mehr als 800 Probanden analysiert, die sich freiwillig zu einem medizinischen Check-up angemeldet hatten. Alle Teilnehmer arbeiten im Finanzsektor. Das Ergebnis: Wer regelmäßig Sport macht, kann besser mit Stress auf der Arbeit umgehen. "Wer fit ist, kann psychischen Belastungen und Erkrankungen durch zu viel Stress während der Arbeit vorbeugen", bestätigt Rivkin. "Gerade in Berufen, die täglich ein hohes Maß an Selbstkontrolle erfordern, könnten Sportangebote präventiv eingesetzt werden, um Überbelastung zu vermeiden", rät er. Quelle: dpa
Vom Joggen bekommt man einen HängebusenZwar hüpft die weibliche Brust pro Kilometer rund 84-mal auf und ab, aber ein Sport-BH kann die Wucht dieser Bewegungen um 74 Prozent reduzieren. Sportmediziner halten es für unwahrscheinlich, dass durch Sport das Bindegewebe in der Brust leidet. Eher im Gegenteil: durch Kraftsport wird der Brustmuskel stärker, das stabilisiert den Busen. Jedoch verbrennt Ausdauersport auch viel Fett. Das kann in der Brust dazu führen, dass die Haut schlaffer wird. Profiläuferinnen haben oft fast keinen Busen mehr.Quelle: Focus.de Quelle: Fotolia
Nach dem Sport verbrennt man weiter FettJa - der Nachbrenneffekt nach dem Sport ist messbar. Je nach Belastung kann er auch einen Tag lang anhalten, zum Beispiel nach einem Marathon. Der Körper zieht die Energie dann vor allem aus dem Fettspeicher. Wie lange die Fettverbrennung läuft, hängt davon ab, wie intensiv und lange man trainiert hat. Wenn man etwa eine Stunde im Fitnessstudio trainiert hat, ist der Stoffwechsel nur kurz erhöht. Quelle: dpa
Seitenstechen kommt durch falsches AtmenDas Gerücht hält sich: Seitenstechen kommt vom Reden beim Sport. Denn dann soll die Atmung nicht richtig funktionieren. Das stimmt aber nicht: Für das Seitenstechen kann es viele Ursachen geben. Zum Beispiel wenn man zu schnell atmet. Ein bislang noch nicht belegter Erklärungsansatz für das Seitenstechen ist: Durch die Unterversorgung mit Sauerstoff verkrampft sich das Zwerchfell und sticht. Gefährlich sind die Seitenstiche nicht. Langsamer laufen und gleichmäßigeres Atmen können helfen. Außerdem kann man die Faust ballen und auf die schmerzende Stelle drücken. Quelle: dpa
Erst nach 30 Minuten Sport verbrennt man FettNein, man verbrennt vom ersten Schritt an Fett. In den ersten Minuten verbrennt man allerdings weniger, weil der Körper sich warm macht. Die optimale Verbrennung beginnt dann wirklich erst nach 20 bis 30 Minuten.
Vor dem Sport muss man sich dehnen80 Prozent aller Freizeitjogger dehnen sich regelmäßig. Das verhindert aber keine Verletzungen. Laufen verkürzt die Muskulatur, daher empfehlen Sportmediziner sich nach dem Sport zu dehnen. Bei Sportarten, bei denen man schnell viel Kraft braucht, gilt das nicht, denn das Dehnen senkt den Muskeltonus. Quelle: dpa
Morgensport ist ungesundNicht jeder kann sich morgens aufraffen und ohne Frühstück schon Sport machen. Manche Menschen bekommen dabei Probleme mit ihrem Blutzuckerspiegel. Der Körper verbrennt aber mehr Fett, weil ihm nicht so viele Kohlenhydrate zur Verfügung stehen. Quelle: dpa

Im Park konnten die Biologen auch Ratten, Spitzmäuse und sogar Frösche im Rad beobachten. Sie liefen beziehungsweise hüpften eine Zeit lang in dem Rad, verließen es und kehrten manchmal auch zurück, um noch ein paar Runden zu drehen. Auch Schnecken wurden gesichtet - diese hätten sich jedoch vermutlich nur verirrt, berichten die Forscher augenzwinkernd.

Bewegung wirkt

Mit Laufrad-Versuchen wird in wissenschaftlichen Experimenten die Aktivität von Nagern gemessen. Daraus werden dann Rückschlüsse auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Bewegung. Manche Forscher stellen den Wert solcher Versuche wegen des mutmaßlich unnatürlichen Verhaltens durch die Gefangenschaft infrage.

Die Studie zeigt nach Ansicht der niederländischen Forscher jedoch, dass das ständige Laufen im Rad durchaus in der Natur der Tiere liegt. Hätte es sich bei dem Verhalten tatsächlich um eine Neurose der Käfigtiere gehandelt, würden die Wildtiere dieses Verhalten nicht zeigen, so die Forscher.

Ihrer Meinung nach sollten sich die Menschen das Verhalten der fleißigen Tiere abschauen. Körperliche Ertüchtigung sei gerade in der modernen Zeit, in der Schreibtischarbeit weit verbreitet und Bewegung Mangelware ist, von äußerster Wichtigkeit.

Zudem sei in Studien mit Nagern festgestellt worden, dass reichlich Bewegung auch die Bildung von Nervenzellen fördert - und das hilft bei der Bekämpfung von Altersdemenz. Selbst bei alten Tieren.

Mit Material von dpa

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