Gegen die chronisch schlechte Luft in den Metropolen sollen auch Elektroautos helfen, die von den Zulassungsquoten teilweise ausgenommen sind. Bis 2016 muss jeder dritte neue Regierungswagen in China komplett oder teilweise elektrisch betrieben sein, danach steigt der Anteil weiter an. Schon jetzt bietet der chinesische Autobauer JAC sein neuestes E-Modell, das – für den Stadtverkehr ausreichend – 200 Kilometer weit kommt, dank staatlicher Unterstützung für 9000 Euro an. Ein für den Massenmarkt attraktiver Preis.
Setzt sich die E-Mobilität in China durch, hat das massiven Einfluss auf den Ölverbrauch des Landes. Laut den Beratern von McKinsey würde der Ölverbrauch durch den Autoverkehr selbst in diesem Riesenland kaum weiter zunehmen, sollten die Bürger ab 2021 nur noch Elektroautos kaufen. Legten sie sich stattdessen Benzin- und Dieselfahrzeuge zu, würde sich der Ölkonsum aber mehr als verdoppeln.
Wer verliert, wer gewinnt?
Erste Folgen hat die Abkehr vom Öl schon heute. Waren 2007 noch 101 Erdölraffinerien in Europa aktiv, sind es derzeit 87. Nur noch 75 könnten es 2020 sein, schätzen die Analysten der Unternehmensberatung Platts aus London.
Insgesamt würden die Volkswirtschaften aber wohl profitieren. Vor drei Jahren zeigte das Münchner ifo-Institut, dass die Explosion des Ölpreises 2008 die deutsche Konjunktur signifikant geschwächt hat – die Finanzkrise würgte sie dann völlig ab. Fazit der Studie: Wer unabhängiger vom Öl ist, stabilisiert seine Wirtschaft.
Aber auch geostrategisch hat der langsame Abschied vom Öl Folgen. „Der Rohstoff verliert derzeit energiepolitisch an Bedeutung“, sagt Manuel Frondel, Energieexperte am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Weil Erdgas in den Bereichen Verkehr, Chemie und Wärmeerzeugung immer wichtiger wird, könnte es blutige Konflikte statt um Ölraffinerien wie im irakischen Baidschi künftig also eher um Erdgasfelder geben.
Was Frondel aber auch sagt: Auch wenn die Bedeutung des Erdöls sinkt, wird der Rohstoff wahrscheinlich nicht günstiger werden. Das hat einen einfachen Grund: Für die Energiekonzerne wird es immer aufwendiger und teurer, Lagerstätten aufzuspüren und Öl zu fördern. Gaben sie 2004 noch rund 40 Milliarden Dollar für die Ölsuche aus, waren es 2012 schon 110 Milliarden. Hinzu kommt, dass die Förderung eines Barrels in Saudi-Arabien nur rund fünf Dollar kostet, im Schiefergestein im US-Bundesstaat North Dakota sind es dagegen zwischen 60 und 80 Dollar.
Da aber die Förderraten konventioneller Ölfelder pro Jahr um sechs Prozent zurückgehen, müssen die Energieriesen immer mehr Öl aus bisher wenig genutzten und teuren Vorkommen in der Tiefsee, in Teersanden und Schiefergestein holen.
Trotz der historischen Zäsur durch die Abkehr vom Öl können sich Autofahrer also auf eines nicht freuen: auf sinkende Preise an den Tankstellen.