
Seit ein paar Wochen arbeitet Malin Stenberg wieder. Die Schwedin ist Managerin einer privaten Luftfahrtfirma in Göteborg und seit 18 Monaten Mutter von Vincent. Drei Tage die Woche spielt der Junge mittlerweile in einer Kita. Der erste Anflug von Normalität in einer Familienwerdung, die lange wenig Normales hatte.
Denn Stenberg, 37, fehlte die Gebärmutter, ohne die der Embryo nicht überleben kann. Daher hätte ihr noch vor Kurzem kein Arzt der Welt Hoffnung gemacht, dass sie jemals schwanger, geschweige denn glücklich Mutter würde. Bis Forscher der Universität Göteborg eine Transplantation wagten. Stenberg hat von einer 61-jährigen Freundin das Organ erhalten. Im September 2014 gebar sie Vincent, weltweit das erste Mal, dass eine Frau auf diese Weise Nachwuchs bekommen hat. Bei vier weiteren Frauen hat der Eingriff seitdem ebenfalls funktioniert.
Damit es mehr werden – geschätzt fehlen 1,5 Millionen Frauen weltweit die Gebärmutter –, wollen die schwedischen Forscher jetzt Kollegen aus aller Welt schulen. Dazu geht dieser Tage eine Plattform online. In Deutschland wollen Ärzte noch 2016 entsprechende klinische Studien beantragen.
Der Kinderwunsch der Deutschen
Auf die Frage: "Möchten Sie später einmal Kinder haben, und wenn ja: Wie viele?" antworteten Männer:
Ja, ein Kind: 5 Prozent
Ja, zwei Kinder: 37 Prozent
Ja, drei Kinder: 11 Prozent
Ja, aber ich weiß noch nicht wie viele: 2 Prozent
Ja, mehr als drei Kinder: 33 Prozent
Nein, ich möchte keine Kinder: 5 Prozent
Quelle: statista.com
Auf die Frage: "Möchten Sie später einmal Kinder haben, und wenn ja: Wie viele?" antworteten Frauen:
Ja, ein Kind: 5 Prozent
Ja, zwei Kinder: 40 Prozent
Ja, drei Kinder: 11 Prozent
Ja, aber ich weiß noch nicht wie viele: 4 Prozent
Ja, mehr als drei Kinder: 26 Prozent
Nein, ich möchte keine Kinder: 10 Prozent
Auf die Frage: "Möchten Sie später einmal Kinder haben, und wenn ja: Wie viele?" antworteten 18- bis 22-Jährige:
Ja, ein Kind: 3 Prozent
Ja, zwei Kinder: 36 Prozent
Ja, drei Kinder: 10 Prozent
Ja, aber ich weiß noch nicht wie viele: 3 Prozent
Ja, mehr als drei Kinder: 31 Prozent
Nein, ich möchte keine Kinder: 8 Prozent
Auf die Frage: "Möchten Sie später einmal Kinder haben, und wenn ja: Wie viele?" antworteten 23- bis 26-Jährige:
Ja, ein Kind: 6 Prozent
Ja, zwei Kinder: 35 Prozent
Ja, drei Kinder: 12 Prozent
Ja, aber ich weiß noch nicht wie viele: 2 Prozent
Ja, mehr als drei Kinder: 35 Prozent
Nein, ich möchte keine Kinder: 5 Prozent
Auf die Frage: "Möchten Sie später einmal Kinder haben, und wenn ja: Wie viele?" antworteten 27- bis 30-Jährige:
Ja, ein Kind: 4 Prozent
Ja, zwei Kinder: 45 Prozent
Ja, drei Kinder: 11 Prozent
Ja, aber ich weiß noch nicht wie viele: 3 Prozent
Ja, mehr als drei Kinder: 22 Prozent
Nein, ich möchte keine Kinder: 9 Prozent
So wie Familie Stenberg geht es vielen Paaren: Sie träumen sehnlichst von Nachwuchs, doch der bleibt auf natürlichem Wege aus. Etwa jedes sechste Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Was die Beziehung schwer belasten kann. Viele Partner nehmen daher einiges in Kauf, um sich den Wunsch nach einem Sohn, einer Tochter doch noch zu erfüllen. Und sie geben viel Geld dafür aus. Schon jetzt ist der Markt für Fruchtbarkeitsmedizin weltweit 40 Milliarden Dollar pro Jahr groß und soll weiter wachsen.
Fruchtbarkeitskiller Nummer eins ist das Alter der Frau. Mit jedem Jahr Lebensalter sinkt die Zahl der Eizellen im Körper. Je weniger von ihnen da sind, desto seltener klappt es mit der Befruchtung. Doch es besteht Grund zur Hoffnung, auch in früher aussichtslosen Fällen. Denn den Medizinern gelingt es immer besser, den Kinderwunsch der Paare zu erfüllen: angefangen mit simplen Apps, die den optimalen Zeitpunkt für die Empfängnis errechnen, über Hormonbehandlung und künstliche Befruchtung bis hin zu aufwendigen Methoden wie der Transplantation der Gebärmutter. Und auch die strengen deutschen Ethikstandards rund um die künstliche Befruchtung beginnen sich zu lockern.
Manchmal reicht schon eine Gratis-APP
Damit es zu einer Schwangerschaft kommt, ist nicht immer Hightechmedizin gefordert. Manchmal genügt es schon, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen: Maximal sechs Tage sind Frauen im Monat fruchtbar. Wann es so weit ist, verrät heute ein Blick aufs Handy. Das 2013 gegründete Berliner Start-up Clue hat eine App entwickelt, in der Frauen Daten wie Zeitpunkt der Regelblutung, Schmerzen, Stimmungsschwankungen und sexuelle Aktivität eintragen. So sehen sie, wann es mit der Empfängnis klappen könnte. Das Angebot hat Investoren überzeugt. Zehn Millionen Dollar haben sie bereitgestellt, rund 2,5 Millionen Frauen nutzen die kostenlose App regelmäßig.
Die fruchtbaren Tage kündigen sich mit einer Erhöhung der Körpertemperatur an. Die kann Frau sehr präzise mit einem Ovularing messen, den das 2011 gegründete Start-up VivoSensMedical aus Leipzig entwickelt hat. Den Kunststoffring führt die Frau in die Vagina ein. Ein Sensor protokolliert alle fünf Minuten die Temperatur. Zum Auswerten entfernt die Nutzerin den Ring und schließt ihn an ein Lesegerät an. Eine webbasierte Software analysiert die Daten – um den kompletten Zyklus präzise abzubilden.