
Es ist kein gutes Jahr für Ann Wojcicki. Erst wurde im Sommer die Affäre ihres Ehemanns Sergey Brin, Mitgründer von Google, mit einer Mitarbeiterin des Konzerns publik, und Wojcicki musste ertragen, wie das Verhältnis im Internet breitgetreten wurde. Jetzt folgt dem privaten Tiefschlag einer für ihre unternehmerischen Ambitionen: Die US-Arzneimittelbehörde FDA verbietet Wojcickis Start-Up 23andme vorläufig, weiter seine Gentests zu verkaufen.
Die Gesundheitswächter sorgen sich, Frauen könnten sich allein aufgrund der Gentestbefunde aus Angst vor Krebs an der Brust oder Gebärmutter operieren lassen. Für solch eine Entscheidung seien die Tests aber nicht aussagekräftig genug.
Die Lehre aus dem Konflikt: Bei Medizininnovationen kann sich die Stärke des Silicon Valley, Dinge einfach mal auszuprobieren und sich mit den Konsequenzen erst später zu beschäftigen, ins Gegenteil verkehren. Lässt die FDA eine Neuerung nicht zu oder nimmt sie vom Markt, steht das Unternehmen womöglich vor dem Ruin.
Im Fall von 23andme ist die Gefahr allerdings gering. Denn das Startup hat mit Google, Facebook-Investor Yuri Milner und dem Pharmakonzern Johnson & Johnson Geldgeber, die über genügend Finanzkraft verfügen, einen zeitweiligen Verkaufsstopp zu überbrücken. Erst recht, da 23andme bereits knapp eine halbe Million Kunden hat. Einer davon bin ich. Im November 2011 schickte ich eine Speichelprobe ein.
Der Test kostete knapp 100 Dollar. Für eine monatliche Gebühr von neun Dollar informiert mich das Unternehmen seither regelmäßig darüber, welche Rolle Gene laut neuestem Forschungsstand bei der Entstehung von Krankheiten spielen.





Wirklich überraschend waren die Testergebnisse für mich damals nicht. Die meisten Gefahrenquellen kannte ich aus unserer Familiengeschichte. Interessanter war schon die Suchfunktion, mit der sich bei 23andme registrierte Nutzer mit ähnlichen Genen wie den eigenen finden lassen. Darüber stieß ich auf mir bis dahin unbekannte Verwandte in den USA.