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Valley Talk

Wissen über Drucker und Kopierer schafft Innovationen

Matthias Hohensee Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Matthias Hohensee Korrespondent (Silicon Valley)

Manche glauben, dass sich konzerneigene Forschungsinstitute wie das Xerox PARC überholt haben. Doch in Wirklichkeit entstehen hier wichtige Zukunftstechnologien.

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Palo Alto Research Center: Das Xerox PARC ist das berühmteste Forschungszentrum des Silicon Valley. Quelle: Presse

Das Xerox PARC ist das berühmteste Forschungszentrum des Silicon Valley. In dem Gebäude in den Hügeln über Palo Alto haben Wissenschaftler unter anderem den Laserdrucker und den Mechanismus der Computermaus ersonnen. Noch berühmter ist das Palo Alto Research Center für die fensterbasierte Computerbedienoberfläche, die in seinen Laboren vor sich hindämmerte, bis Apple-Gründer Steve Jobs sie entdeckte. Es ist die berühmteste und zweischneidigste Erfindung des PARC. Denn sie gilt als Paradebeispiel dafür, wie konzerneigene Forscher beim Kommerzialisieren ihrer Ideen versagen, und stellt ihren wirtschaftlichen Nutzen infrage.

Spannende Entdeckungen
Higgs-Boson entdecktAuch wenn Physiker den Begriff "Gottesteilchen" nicht gerne hören, das Elementarteilchen Higgs-Boson ist von derart fundamentaler Bedeutung für die Physik, dass sich der Spitzname letztlich durchgesetzt hat. Der Nachweis dieses lange vorhergesagten Grundbausteins im Standardmodell der Teilchenphysik gelang Wissenschaftlern des europäischen Kernforschungszentrums CERN. Die Redaktion von "Science" sieht in dieser Entdeckung den wichtigsten Forschungsdurchbruch des Jahres 2012 - auch wenn die beteiligten Forscher noch nicht hundertprozentig sicher sind, dass ihr Fund tatsächlich das lang gesuchte Gottesteilchen ist. Mehr zur Entdeckung des Higgs-Bosons finden Sie hier. Quelle: dpa
Genom des Denisova-Menschen entschlüsseltViel ist es nicht, was Wissenschaftler bislang vom Denisova-Menschen gefunden haben, der nach dieser Höhle in Sibirien benannt wurde: Ein Stück Finger, ein Stück Zeh, ein Backenzahn - mehr ist von dieser vor 40.000 Jahren lebenden Urmenschen-Spezies bislang nicht entdeckt worden. Immerhin genug Material, um Forschern des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig eine umfassende Erbgutanalyse zu ermöglichen. Sie belegt, dass sich die Entwicklungslinien von Denisova- und modernem Menschen vor spätestens 780.000 Jahren getrennt haben müssen - viel früher als etwa beim Neandertaler, dessen Entwicklungslinie sich spätestens vor 320.000 Jahren von der unseren abspaltete. Mehr zum Denisova-Menschen finden Sie hier. Quelle: Presse
Fruchtbare Eizellen aus Stammzellen gewonnenDieser Schnappschuss einer Maus mit Nachwuchs markiert ein weiteres Forschungs-Highlight 2012. Japanischen Wissenschaftlern ist es gelungen, bestimmte Gene in Mäuse-Stammzellen so zu aktivieren, dass sie sich zu Vorstufen von Eizellen verwandelten. Mäuse, denen diese künstlichen Geschlechtszellen eingepflanzt wurden, brachten gesunden Nachwuchs zur Welt. Mehr zu dieser Entdeckung finden Sie hier. Quelle: dpa
Der "Himmelskran" des Marsrovers CuriosityDank der gut geölten PR-Maschine der US-Weltraumbehörde Nasa ist die Mission des Marsrovers Curiosity weit über die Grenzen der Wissenschaft hinaus bekannt geworden. Auch den "Science"-Redakteuren war die erfolgreiche Landung auf dem Roten Planeten eine Auszeichnung wert: Sie kürten Curiositys Landeshilfe, den "SkyCrane" zu einem Forschungs-Highlight 2012. An den Seilen dieses Himmelskrans wurde Curiosity in der letzten Phase der Landung langsam auf den Marsboden niedergelassen. Die aufwendige Technik war nötig, weil der Rover zu schwer gewesen wäre, um einen Aufprall mit dem sonst üblichen Schutz durch Airbags heil zu überstehen. Mehr über die Mission Curiosity finden Sie hier. Quelle: dpa
Röntgenlaser liefert Waffe gegen die Schlafkrankheit60 Millionen Menschen sind - vor allem im südlichen Afrika - von der gefährlichen Schlafkrankheit bedroht. Ein Protein des Erregers Trypanosoma brucei könnte als Waffe zu einer erfolgreichen Bekämpfung der Krankheit dienen. Doch dazu musste zunächst die molekulare Struktur des Proteins mit hoher Genauigkeit entschlüsselt werden. Mit dem stärksten Röntgenlaser der Welt am US-Forschungszentrum SLAC in Kalifornien ist deutschen Forschern dies gelungen. Quelle: Presse
Gene leichter abschaltenUm zu untersuchen, wie unser Erbgut funktioniert, nutzen Wissenschaftler Techniken, mit denen sich einzelne Gene gezielt abschalten lassen. Ein neues und deutlich einfacheres Verfahren für diesen "Gen-Knockout" haben Bonner Forscher entwickelt. TALENS (Transcription activator-like effector nucleases) heißt die Technik, die von der Science-Redaktion als ein Forschungs-Highlight 2012 gewürdigt wurde. Quelle: Presse
Majorana-Fermion nachgewiesenNein, mit der bekannten Gewürzpflanze hat das Majorana-Fermion nichts zu tun. Seinen Namen verdankt dieses Elementarteilchen dem italienischen Physiker Ettore Majorana (1906-1938), der seine Existenz schon 1937 voraussagte. Doch erst 2012 veröffentlichten niederländische Wissenschaftler eine Untersuchung, welche die Existenz des Majorana-Fermions - dem eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Quantencomputern zukommen könnte - definitiv bestätigte. Quelle: Presse

Dieses Etikett sei unverdient, kontert PARC-Chef Stephen Hoover. 2002 wurde das 1970 gegründete Forschungszentrum aus dem Kopiererkonzern Xerox herausgelöst und als eigenständige Tochtergesellschaft weitergeführt. Xerox ist noch immer der größte Auftraggeber, aber mehr als 50 Prozent der Umsätze kommen inzwischen von anderen Unternehmen wie Motorola und Samsung. Zugleich ist PARC stärker darauf ausgerichtet, Ideen aus bestehendem Know-how zu generieren - und sie schneller in den Markt zu bringen.

Wenn sich Besucher heute im PARC umsehen, fällt ihnen vor allem eins auf: Wie groß das Potenzial ist, das in teils jahrzehntealter Expertise mit Druckern und Kopierern steckt. So gestalteten PARC-Forscher ein Druckverfahren so um, dass die Maschinen feinste Strukturen in hoher Präzision auf Solarplatten aufbringen können, um mehr Solarzellen auf gleicher Fläche unterbringen zu können - das erhöht den Wirkungsgrad der Module.

von Benjamin Reuter, Dieter Dürand, Sebastian Matthes, Susanne Kutter, Andreas Menn

Einleuchtend ist auch die Idee, die Einnahme von Medikamenten durch Spezialpackungen zu kontrollieren. Ältere Menschen haben oft Probleme, die korrekte Einnahme ihrer Pillen zu kontrollieren. Viele helfen sich mit Plastikbehältern, in denen sie Tabletten - nach Tagen abgezählt - verteilen. PARC hat einen Drucker so umgerüstet, dass Apotheker die Pillen direkt in eine mit Wochentagen und Tageszeiten beschriftete Verpackung abfüllen können. Die Pillenpackung, aus der sich die Tabletten herausdrücken lassen, sieht aus wie ein Taschenbuch - bedruckt mit Angaben zum Patienten und dessen Allergien.

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