Coronavirus Welcher Impfstoff schützt besonders gut vor der Delta-Variante?

Können wir schneller impfen als dass Coronavirus mutiert? Quelle: imago images

Die Impfrate steigt, aber es ergeben sich neue Fragen: Wie gefährlich ist die Delta-Variante? Brauchen wir neue Impfstoffe? Und warum wurden die Virusvarianten umbenannt? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

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Wie haben sich die Mutationen in Deutschland verbreitet?
Das ursprüngliche Coronavirus spielt kaum noch eine Rolle. Über neunzig Prozent der Infektionen in Deutschland werden durch die zuerst in Großbritannien entdeckte Alpha-Variante ausgelöst, heißt es im aktuellen Virusvariantenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI). Die Anteile der südafrikanischen Beta- sowie der brasilianischen Gamma-Variante liegen jeweils deutlich unter einem Prozent. Auch der Anteil der zuerst in Indien entdeckten Delta-Variante liegt laut den RKI-Zahlen noch relativ niedrig – sie wurde nur in 2,5 Prozent der untersuchten Proben entdeckt.

Warum ist die Delta-Variante so gefährlich?
Die Delta-Variante ist nach Schätzungen der Gesundheitsbehörde Public Health England zu etwa 60 Prozent ansteckender als die britische Variante. Zudem scheint sie zu etwas schwereren Krankheitsverläufen zu führen. In Großbritannien ist „Delta“ für bis zu 96 Prozent aller Neuerkrankungen verantwortlich. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt davor, dass sich die Variante in Europa immer weiter ausbreitet. Trotz der bislang geringen Verbreitung in Deutschland warnte Kanzlerin Angela Merkel kürzlich: „Das, was uns Sorge macht, ist die sogenannte Delta-Variante, die sich in Großbritannien wieder sehr stark ausbreitet, wir sind im Grunde in einem Wettlauf mit dem Impfen.“

Wirken die Impfstoffe noch gegen die Mutationen?
Im Prinzip ja, aber wohl etwas schwächer als gegen das Ursprungsvirus. Relativ gut ist der Schutz der mRNA-Impfstoffe gegen die britische Alpha-Variante: Eine Studie aus Saudi-Arabien zu Biontech/Pfizer errechnete eine Wirksamkeit von 90 Prozent. Die entsprechende Wirkung des AstraZeneca-Impfstoffs liegt laut einer britischen Studie bei 74 Prozent, bei schweren Fällen sogar 86 Prozent. 

Biontech, Moderna, Astrazeneca, Johnson & Johnson – und was kommt dann? Schon bald könnte der Corona-Impfstoff von Novavax eine Zulassung in der EU erhalten. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Bei den indischen Varianten schützen die Vakzine von Biontech/Pfizer und AstraZeneca zu jeweils über 90 Prozent vor stationären Krankenhaus-Einweisungen. Dies legen aktuelle Daten der  britischen Gesundheitsbehörde Public Health England nahe. Insgesamt wirkt Biontech/Pfizer danach zu 74 Prozent gegen die Delta-Variante; AstraZeneca kommt auf 60 Prozent.

Die bislang in Europa nur selten nachgewiesene südafrikanische Beta-Variante scheint die Wirksamkeit der Impfstoff deutlich reduzierter zu sein. Laut der saudi-arabischen Studie erreichen Biontech/Pfizer 75 Prozent. Ersten Hinweise zufolge könnten Corona-Infektionen trotz Impfungen auftreten, der klinische Verlauf sei aber insgesamt eher milder. Nur 22 Prozent Effektivität erreicht dagegen der Impfstoff von AstraZeneca laut einer südafrikanischen Studie.



Müssen die Hersteller bald neue Impfstoffe entwickeln?
So wird es kommen, vermutet die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff im Interview mit der WirtschaftsWoche: „Ich denke, es wird langfristig darauf hinauslaufen, dass die Impfstoffe angepasst werden müssen und die Firmen arbeiten auch schon daran.“ Es werde ein ständiger Wettkampf zwischen Virus und Impfstoffen werden: „Wie beim Rennen Hase gegen Igel.“ (Das ganze Interview mit der Virologin lesen Sie hier.)

Die Antwort scheint für viele klar: Den mRNA-Vakzinen steht eine große Zukunft bevor. Doch was unterscheidet eigentlich die beiden Arten von Impfstoffen? Und was passiert dabei im Körper?
von Jürgen Salz

Wie lange dauert es denn, bis die Unternehmen neue Impfstoffe entwickelt haben?
Sechs Wochen bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna, etwa zwei bis drei Monate bei den Vektor-Impfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson, sagt Virologin Rübsamen-Schaeff. Das ist deutlich schneller als bei klassischen Vakzinen. Sowohl mRNA-Impfstoffe als auch Vektor-Impfstoffe sind Plattformtechnologien: Der Impfstoff muss also nicht für jede Virusart oder Mutation völlig neu konzipiert werden, sondern kann auf vorhandenen Erfahrungen aufbauen. Es reicht, das Genmaterial, das in die Zellen transportiert werden soll, entsprechend anzupassen. Bei den Vektor-Impfstoffen dauert es etwas länger, weil diese mit einem Trägervirus arbeiten, das dann neu konzipiert und gezüchtet werden muss. 

Sind dann also in wenigen Wochen neue Impfstoffe verfügbar?
Nicht ganz. Wahrscheinlich werden die Zulassungsbehörden neue Studien verlangen. Das kann dann nochmal einige Monate zusätzlich dauern.

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Weshalb werden die Virusvarianten jetzt nach dem griechischen Alphabet klassifiziert?
Das hat die Weltgesundheitsorganisation WHO so beschlossen. Die frühere Praxis, die Varianten nach dem Land zu bezeichnen, in dem sie zuerst entdeckt wurden, würde die entsprechenden Länder und Regionen stigmatisieren. Nach der Reihenfolge ihrer Entdeckung werden die Varianten nun dem griechischen Alphabet zugeordnet: Aus der britischen Variante wurde „Alpha“, die südafrikanische zu „Beta“, die brasilianische Variante zu „Gamma“ und die indische zu „Delta“. 

Mehr zum Thema: Wie gefährlich sind die Corona-Mutationen? Die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff sagt voraus, dass es Dritt- oder Viertimpfungen geben wird und wie lange es dauert, um die Impfstoffe an die Mutationen anzupassen.

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