World Robot Conference Chinas Roboter auf Aufholjagd

China setzt zur Aufholjagd in Sachen Roboter an: Bis zum Jahr 2020 sollen auf jeweils 10.000 Arbeiter 150 Roboter kommen. Wie weit das Land schon ist, zeigt derzeit die World Robot Conference in Peking.

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Der Roboter aus China nennt seinen Namen, reagiert auf Sprachbefehle und tanzt zu Songs von Michael Jackson. Quelle: AP

Peking Gestatten: Canbot. Der Roboter aus China nennt seinen Namen, reagiert auf Sprachbefehle und tanzt zu Songs von Michael Jackson. Er präsentiert sich derzeit auf der World Robot Conference in Peking – und steht zugleich für den großen Aufholbedarf seines Heimatlandes. Denn auch für ihn gibt es schon längst ein Vorbild: den japanischen „Pepper“.

Der kam schon vor gut einem Jahr auf den Markt. Die 1,20-Meter-Figur, die Gefühle lesen und entsprechend handeln soll, wurde vom Tokioter Technologieunternehmen Softbank als künstlicher Freund geschaffen. Der Canbot von Infinities International in Shandong tritt nun in seine Fußstapfen und wird ebenso als Service-Roboter angepriesen.

Auf der fünftägigen Show in Peking zeigte China, wie rege es mittlerweile in der Roboter-Industrie ist. Die Messe wirbt für ausgefeilte Technologie, die das Label „Made in China“ neu definieren soll, und auch für deren Einsatz in den unzähligen Fabriken des Landes.

Viele Produktionsstätten in den Industriezentren im Süden, die lange auf billige Wanderarbeiter zurückgriffen, wenden sich inzwischen Robotern zu. Bei der Nachfrage nach den Maschinen liegt China weltweit an erster Stelle und wird bald mehr von ihnen im Einsatz haben als jedes andere Land. Allein das Unternehmen Foxconn aus Taiwan, das die Apple-iPhones in China zusammenbaut, hat in seinen Fabriken rund 40.000 Roboter installiert.

Nicht nur angesichts steigender Personalkosten, sondern auch, weil es wegen der Ein-Kind-Politik und der alternden Gesellschaft immer weniger Arbeiter gibt, steht die Industrie des riesigen Landes vor einer Wende. In ihrem Plan „Made in China 2025“ hat die Regierung eine Strategie für die industrielle Aufholjagd vorgelegt, bei der Robotertechnik eine wesentliche Rolle spielt.

Als Ziele werden unter anderem die Produktion von 100.000 Industrierobotern jährlich und der Einsatz von 150 Robotern pro 10.000 Arbeitern bis 2020 genannt. Damit wird die sogenannte Roboterdichte beschrieben, bei der China derzeit weltweit noch auf Rang 28 liegt, hinter Staaten wie Portugal und Indonesien.


Hilfe aus dem Ausland

„Es hat noch nie einen solch dynamischen Anstieg in so kurzer Zeit auf irgendeinem anderen Markt gegeben“, kommentierte der internationale Verband der Robotik-Industrie IFR (International Federation of Robotics) Anfang des Jahres die Entwicklung in der chinesischen Roboter-Industrie. Für die Schweizerische ABB Robotics meldet Marketingschef Steve Wyatt einen um den Faktor 50 gewachsenen Verkauf.

Bei der Eigenproduktion holt China nun nicht nur mengenmäßig auf, sondern muss seine Roboter auch fitter machen. Bei der Komplexität der Aufgaben, die chinesische Roboter bewerkstelligen können, hinke das Land noch hinterher, sagt Wyatt.

Dazu setzt China auch auf Hilfe und Nachhilfe aus dem Ausland. So kündigte kürzlich der chinesische Elektrogerätehersteller Midea eine Übernahme des Augsburger Roboterbauers Kuka an.

Sein Land werde sich auch weiterhin um ausländische Expertise bemühen, erklärt Wing Chu vom Rat für die Entwicklung des Handels in Hongkong. Dies gehöre zu einem breit aufgestellten Ansatz, um die Wirtschaft zu transformieren, sagt er. „Auf lange Sicht möchte China alle Industriezweige aufrüsten.“

Auf der Pekinger Messe warten derweil Peng Zhihui und Luo Binyi mit ihrem Roboter „Ares“ auf interessierte Besucher. Die menschengroße Maschine soll nach Vorstellung der beiden Studenten in einem breiten Feld zum Einsatz kommen können – vom militärischen Bereich bis zur Verrichtung einfacher Tätigkeiten im Haushalt.

Peng und Luo sind sich sicher: Auch wenn der Nutzen vieler Roboter jetzt vielleicht noch nicht erkennbar sei, werde sich der wahre Wert zeigen, wenn sie künftig in den Haushalten Einzug halten.

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