X-Prize-Wettbewerb Der Weltretter, dem Elon Musk vertraut

Tesla CEO Elon Musk (links) und X-Prize-Gründer Peter Diamandis: Der Tesla-Gründer spendiert 100 Millionen Dollar für den neusten X-Technologiepreis. Quelle: AP

Mondflüge, DNA-Lesegeräte, CO2-Fänger: Die X-Prize-Stiftung will mit Technik-Wettbewerben die großen Probleme der Menschheit lösen. Nun lobt Elon Musk 100 Millionen Dollar Preisgeld aus. Ist das Geld gut angelegt?

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Elon Musk liebt Wettbewerbe. Jedes Jahr lässt der Tesla-Chef etwa Teams aus aller Welt gegeneinander antreten, die den schnellsten Hyperloop-Waggon bauen sollen, eine neuartige Art Luftkissen-Zug in einem Vakuum-Tunnel. Nun hat Musk satte 100 Millionen Dollar Preisgeld für einen neuen Technologie-Wettkampf ausgeschrieben. Das Ziel diesmal: Eine preiswerte Methode, um CO2 aus der Luft zu entfernen und so den Klimawandel zu bekämpfen. 

Ausgeschrieben hat der Multimilliardär den Wettbewerb diesmal nicht selbst – sondern zusammen mit der X-Prize-Stiftung in Kalifornien. Die gemeinnützige Organisation hat schon eine ganze Reihe ähnlicher Konkurrenzkämpfe ausgeschrieben. Das Ziel: Radikale technologische Durchbrüche, die dem Wohle der Menschheit dienen sollen.

Auf der Suche nach verrückten Ideen

Fast zwei Dutzend solcher Technologie-Wettbewerbe hat die Stiftung bereits ausgeschrieben. „Die Welt braucht verrückte Ideen“, heißt es bei der X-Prize-Foundation. Die könnten von jedem kommen, von überall auf dem Planeten – von Forschern oder Garagentüftlern.

Damit sich die mit wichtigen Zukunftsfragen beschäftigen, will die Stiftung ihnen einen Anreiz bieten. Das sind meist Preisgelder in Millionenhöhe – und ein Platz auf dem imaginären Podium. „Wir glauben an die Kraft des Wettbewerbs“, verkünden die Kalifornier. Damit unterscheidet sich die Stiftung stark von anderen Weltverbesserungs-Initiativen, die Geld gezielt in ausgewählte Projekte stecken. Aber hat das kompetitive Modell auch Erfolg?

Von der Bronx in den Weltraum

Ganz neu ist die Idee eines Technologiewettbewerbs nicht. Im Gegenteil: Der Mann, der die X-Prize-Stiftung 1995 ins Leben rief, erzählt gerne davon, wie er sich zu dem Schritt inspirieren ließ. X-Prize-Gründer Peter Diamandis, der als Sohn griechischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Bronx aufwuchs, studierte in den Achtzigerjahren Raumfahrttechnik an der Eliteuni Massachusetts Institute of Technology und gründetet danach mehrere Raumfahrtunternehmen.

Irgendwann begann er, sich mit der Biografie des Piloten Charles Lindbergh zu beschäftigen. Der hatte 1927 als erster Mensch in einem Flugzeug den Atlantik überquert. Seine historische Meisterleistung war das Ergebnis eines Wettbewerbs: Der französische Hotelier Romain Orteig hatte 25.000 Dollar Preisgeld ausgeschrieben und zahlreiche Piloten damit zu dem kühnen Unterfangen animiert.

Zehn Millionen Dollar für ein Raumschiff

So kam Diamandis auf die Idee, das Konzept wiederzubeleben. Diesmal sollte es um Flüge in den Weltraum gehen. 1996 schrieb er zehn Millionen Dollar für das erste private Raumschiff aus, das ins All fliegen würde.



Die Sache hatte nur einen Haken: „Ich startete den Preis, ohne überhaupt das Geld dazu zu haben“, erzählte er später. Wofür das X in X-Prize stand? Für den Sponsor, den er noch suchte. Nach unzähligen Gesprächen fand er in dem Unternehmer-Geschwisterpaar Anousheh Ansari and Amir Ansari seine Geldgeber.

Diamandis ist von einer Sache überzeugt: „Heute zählt nicht mehr, was jemand vor 20 Jahren studiert hat, es zählen andere Dinge: Leidenschaft und Neugier“, sagte er 2014 im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Ins All fliegen? Kann nicht nur die Nasa, sondern auch ein privates Team, wenn es kluge Köpfe und genug Geld hat.

Richard Branson steigt ein

Der Raumfahrt-Wettbewerb wurde ein großer Erfolg: 26 Teams nahmen teil und schließlich erreichte das Raumschiff SpaceShipOne vom Ingenieur Burt Rutan und dem Microsoft-Cogründer Paul Allen im Jahr 2004 den Weltraum.

Die zehn Millionen Dollar Preisgeld hätten Investitionen von 100 Millionen Dollar ausgelöst, sagt die Stiftung später. Nach seinem Sieg gründete Rutan zusammen mit dem Luftfahrt-Unternehmer Richard Branson das Raumfahrt-Start-up Virgin Galactic, das den Raumgleiter bis heute für Touristenflüge ins All weiterentwickelt.

Für die private Raumfahrt war der Ansari-X-Prize tatsächlich ein Beschleuniger. Und Diamandis sah sich motiviert, mit seiner Stiftung weitere Preise auszuschreiben. Es folgten etwa ein Preis für spritsparende Autos, um den sich mehr als 100 Teams bewarben, ein Wettbewerb um ein Wearable, das allerlei Gesundheitsdaten misst, oder ein Preis für Apps, die Bildung in Entwicklungsländern fördern.

Reinfall auf dem Weg zum Mond

Viele Wettbewerber fanden ihre Gewinner – aber nicht jeder. Der Lunar X-Prize etwa, prominent unterstützt von Google, sollte an die erste private Raumsonde gehen, die auf dem Mond landet. Mehrmals wurde die Frist verschoben – bis der Preis ganz storniert wurde, weil kein Team in der Lage war, den Zeitplan einzuhalten.

Immerhin sind einige der Teams und Unternehmen, die an dem Wettbewerb teilnahmen, heute immer noch aktiv – und erhalten teilweise lukrative Aufträge etwa der Raumfahrtbehörde Nasa für Frachtflüge zum Mond, darunter das Start-up Astrobotic.

Für seine Wettbewerbe konnte die Stiftung immer wieder große Konzerne als Geldgeber gewinnen, neben Google etwa auch Shell, IBM oder den Chipentwickler Qualcomm. Für die Unternehmen ist es eine Gelegenheit, sich mit Zukunftsthemen zu schmücken.

Unterstützung durch Promis und Milliardäre

Das wirft mitunter Fragen auf. Bringt es die Welt wirklich voran, wenn ein Ölkonzern einen Wettbewerb ausruft, in dem es darum geht, den Ozeanboden genauer zu vermessen? Ob Wettbewerbe tatsächlich Innovationen voranbrächten, sei zweifelhaft und nicht durch Studien erwiesen, kritisierte vor einigen Jahren ein Artikel im Fachmagazin „Stanford Social Innovation Review“: Gründer wollten Probleme lösen, keine Preise gewinnen.

Mit neuen Wettbewerben hält die X-Prize-Stiftung jedenfalls nicht nur Innovationen am Laufen, sondern auch den eigenen Betrieb. Aus Diamandis' Idee ist inzwischen ein regelrechtes Unternehmen mit laut Homepage knapp 60 Mitarbeitern erwachsen.

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Das schmückt sich mit einem Kuratorium voller illustrer Köpfe: Hollywood-Regisseur und Abenteurer James Cameron ist ebenso darunter, genauso wie Verlegerin Arianna Huffington, Google-Gründer Larry Page und der Pilot Erik Lindbergh, Enkel des berühmten Atlantik-Überquerers Charles Lindbergh.

Nun unterstützt mit Elon Musk einer der reichsten Menschen der Welt die Stiftung und schenkt ihr ihren bisher höchstdotierten Preis. Zuvor hatte Musk schon einen Bildungs-X-Prize unterstützt. Jetzt geht es um die Entfernung von CO2 aus der Luft und die Bewahrung der Menschheit vor dem Klimakollaps. Nur noch kurz die Welt retten – für die X-Prize-Stiftung scheint das als Anspruch gerade hoch genug.

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