Die erste chinesische Mondlandung ist ein Meilenstein in der Geschichte der jungen Raumfahrtnation. Jubelnd fielen sich die Verantwortlichen im Kontrollzentrum in Peking in die Arme, als das Raumschiff „Chang'e 3“ am Samstag erfolgreich in der „Bucht der Regenbogen“ aufsetzte. Das Staatsfernsehen berichtete von einem „großen Aufatmen“. Prompt begann die Diskussion, ob und wann China mit einem Astronauten in die Fußstapfen von Neil Armstrong treten wird - dem ersten Menschen auf dem Mond.„Der Adler ist gelandet“, hatte Armstrong verkündet, als die amerikanische Mondfähre am 20. Juli 1969 auf der Mondoberfläche aufgesetzt hatte. Als dritte Nation der Erde - nach den USA und der früheren Sowjetunion - folgt China dem Vorbild der Raumfahrtpioniere und bringt mit dem „Jadehasen“ gleich noch einen Rover mit auf den Mond.
„Wenn die Erfolge andauern, ist es wahrscheinlich, dass China seine Programme zu bemannten Mondflügen kombiniert. Es wäre nach den USA dann erst die zweite Nation, die so etwas unternimmt“, sagte die Expertin Johnson-Freese vom US Naval College der Nachrichtenagentur dpa. „China blickt aus den gleichen Gründen auf den Mond wie die USA vor mehr als 40 Jahren, darunter die technischen und wirtschaftlichen Nebeneffekte und die militärischen Anwendungen von Technologien, die zivilen und militärischen Zwecken gleichzeitig dienen.“
Auch der chinesische Professor Jiao Weixin von der Peking Universität hält einen bemannten Mondflug für möglich. „Wenn alle Schritte erfolgreich verlaufen, werden die Grundlagen gelegt, einen Menschen zum Mond zu schicken.“ Noch gebe es aber keine Entscheidung, geschweige denn einen Plan dafür. „Ein großes Land wie unseres muss sich auch um das Wohlergehen von 1,4 Milliarden Menschen kümmern.“
Ein bemannter Mondflug Chinas ist nach Ansicht des australischen Experten Morris Jones ohnehin „nicht vor 2025 möglich“. Zwar seien Raumflüge heute technologisch leichter, doch blieben sie eine enorme Herausforderung, sagt Dean Cheng von der US-Denkfabrik Heritage Foundation. „Es ist wie laufen lernen“, sagt Cheng. „Generationen von Menschen haben über Jahrhunderte laufen gelernt. Das macht die ersten Schritte ihres Sohnes oder ihrer Tochter aber nicht leichter.“
Erkundung des Mondes dient der Politik
China denkt sehr langfristig und zeigt auch Interesse an den Rohstoffen auf dem Mond - besonders Helium-3. Das Isotop gilt als möglicher Brennstoff für Kernfusionskraftwerke in ferner Zukunft. Solche Kraftwerke, die wie die Sonne Energie erzeugen sollen, könnten den Bedarf der Welt umweltfreundlich stillen. Der internationale Versuchsreaktor ITER, der - auch unter chinesischer Beteiligung - im südfranzösischen Cadarache entsteht, muss aber noch zeigen, dass ein energielieferndes Fusionsfeuer überhaupt möglich ist.
In vielleicht 30 Jahren, so hoffen die Experten, könnte es möglich sein, einen kommerziellen Fusionsreaktor zu bauen. Auf der Erde gibt es nach Schätzungen aber nur 15 Tonnen Helium-3. Der führende Berater des chinesischen Mondprogramms, Ouyang Ziyuan, schätzte die Vorkommen auf dem Mond auf eine bis fünf Millionen Tonnen - genug, um den Energiebedarf auf der Erde für Tausende Jahre zu sichern.
„Es ist aber sehr schwer zu gewinnen“, sagt Professor Jiao Weixin. „Weil es unter der Mondoberfläche lagert, muss tief gegraben und die Monderde auf mehrere hundert Grad erhitzt werden, damit das Gas abgegeben wird.“ Auch ein Transport zur Erde sei „zumindest für die nächsten Jahrzehnte nicht machbar“. Vielleicht könnten aber bemannte Mondbasen eines Tages die Rohstoffe nutzen. „Heute ist es verfrüht, sich auf eine Ausbeutung der Rohstoffe des Mondes zu konzentrieren“, sagt auch der Experte Cheng. „Die Kosten sind noch viel zu hoch.“