Zu Ehren der chinesischen Nation China gelingt seine erste Mondlandung

Erstmals ist ein chinesisches Raumschiff auf dem Mond gelandet. „Chang'e 3“ setzte am Samstag um 14.11 Uhr MEZ in der „Bucht der Regenbogen“ auf dem Erdtrabanten auf.

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Als dritte Nation der Erde will China eine Mondlandung unternehmen. Quelle: dpa

Die erste chinesische Mondlandung ist ein Meilenstein in der Geschichte der jungen Raumfahrtnation. Jubelnd fielen sich die Verantwortlichen im Kontrollzentrum in Peking in die Arme, als das Raumschiff „Chang'e 3“ am Samstag erfolgreich in der „Bucht der Regenbogen“ aufsetzte. Das Staatsfernsehen berichtete von einem „großen Aufatmen“. Prompt begann die Diskussion, ob und wann China mit einem Astronauten in die Fußstapfen von Neil Armstrong treten wird - dem ersten Menschen auf dem Mond.„Der Adler ist gelandet“, hatte Armstrong verkündet, als die amerikanische Mondfähre am 20. Juli 1969 auf der Mondoberfläche aufgesetzt hatte. Als dritte Nation der Erde - nach den USA und der früheren Sowjetunion - folgt China dem Vorbild der Raumfahrtpioniere und bringt mit dem „Jadehasen“ gleich noch einen Rover mit auf den Mond.
„Wenn die Erfolge andauern, ist es wahrscheinlich, dass China seine Programme zu bemannten Mondflügen kombiniert. Es wäre nach den USA dann erst die zweite Nation, die so etwas unternimmt“, sagte die Expertin Johnson-Freese vom US Naval College der Nachrichtenagentur dpa. „China blickt aus den gleichen Gründen auf den Mond wie die USA vor mehr als 40 Jahren, darunter die technischen und wirtschaftlichen Nebeneffekte und die militärischen Anwendungen von Technologien, die zivilen und militärischen Zwecken gleichzeitig dienen.“

Auch der chinesische Professor Jiao Weixin von der Peking Universität hält einen bemannten Mondflug für möglich. „Wenn alle Schritte erfolgreich verlaufen, werden die Grundlagen gelegt, einen Menschen zum Mond zu schicken.“ Noch gebe es aber keine Entscheidung, geschweige denn einen Plan dafür. „Ein großes Land wie unseres muss sich auch um das Wohlergehen von 1,4 Milliarden Menschen kümmern.“
Ein bemannter Mondflug Chinas ist nach Ansicht des australischen Experten Morris Jones ohnehin „nicht vor 2025 möglich“. Zwar seien Raumflüge heute technologisch leichter, doch blieben sie eine enorme Herausforderung, sagt Dean Cheng von der US-Denkfabrik Heritage Foundation. „Es ist wie laufen lernen“, sagt Cheng. „Generationen von Menschen haben über Jahrhunderte laufen gelernt. Das macht die ersten Schritte ihres Sohnes oder ihrer Tochter aber nicht leichter.“

Erkundung des Mondes dient der Politik

Starke Sprüche aus dem All
Die erste Mondlandung war auch ein Ereignis der großen Gesten und pathetischen Worte. Neil Armstrongs erster Satz beim Verlassen der Landefähre ist längst Legende. Dass es auch ein paar Nummern kleiner geht, belegt die folgende Auswahl von Sprüchen aus dem All. Quelle: AP
"Hat man eine Erde gesehen, hat man alle gesehen."Harrison Schmitt (Apollo 17) über den Anblick der Erde aus dem All. Quelle: NASA
"Oh Gott, was ist das für ein Ding!" Vorschlag von Michael Collins, Apollo 11, für die ersten Worte eines Menschen auf dem Mond. Quelle: NASA
"Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit."Neil Armstrongs (Apollo 11) Worte beim Verlassen der Mondlandefähre belegen, dass Collins' Vorschlag letztlich nicht angenommen wurde. Quelle: NASA
"Für Neil mag es ein kleiner Schritt gewesen sein, für mich ist es ein großer."Charles Conrad (Apollo 12), dritter Mensch auf dem Mond, beim Verlassen der Landefähre. Conrad war der kleinste aller Apollo-Astronauten, die den Mond betraten. Quelle: NASA
"Wir sind hier die Nummer 1 auf der Rollbahn."Edwin Aldrin (Apollo 11), nachdem er vom Kontrollzentrum der Nasa die Freigabe für den Start von der Mondoberfläche erhalten hatte. Quelle: NASA
"Houston, den Weihnachtsmann gibt es wirklich."James Lovell (Apollo 8) nach einer Mondumrundung, bei der die Apollo-8-Astronauten als erste Menschen die Rückseite des Mondes gesehen hatten. Quelle: NASA

China denkt sehr langfristig und zeigt auch Interesse an den Rohstoffen auf dem Mond - besonders Helium-3. Das Isotop gilt als möglicher Brennstoff für Kernfusionskraftwerke in ferner Zukunft. Solche Kraftwerke, die wie die Sonne Energie erzeugen sollen, könnten den Bedarf der Welt umweltfreundlich stillen. Der internationale Versuchsreaktor ITER, der - auch unter chinesischer Beteiligung - im südfranzösischen Cadarache entsteht, muss aber noch zeigen, dass ein energielieferndes Fusionsfeuer überhaupt möglich ist.
In vielleicht 30 Jahren, so hoffen die Experten, könnte es möglich sein, einen kommerziellen Fusionsreaktor zu bauen. Auf der Erde gibt es nach Schätzungen aber nur 15 Tonnen Helium-3. Der führende Berater des chinesischen Mondprogramms, Ouyang Ziyuan, schätzte die Vorkommen auf dem Mond auf eine bis fünf Millionen Tonnen - genug, um den Energiebedarf auf der Erde für Tausende Jahre zu sichern.

„Es ist aber sehr schwer zu gewinnen“, sagt Professor Jiao Weixin. „Weil es unter der Mondoberfläche lagert, muss tief gegraben und die Monderde auf mehrere hundert Grad erhitzt werden, damit das Gas abgegeben wird.“ Auch ein Transport zur Erde sei „zumindest für die nächsten Jahrzehnte nicht machbar“. Vielleicht könnten aber bemannte Mondbasen eines Tages die Rohstoffe nutzen. „Heute ist es verfrüht, sich auf eine Ausbeutung der Rohstoffe des Mondes zu konzentrieren“, sagt auch der Experte Cheng. „Die Kosten sind noch viel zu hoch.“

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