Zukunft im Blick Die Nominierten für den Deutschen Innovationspreis

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Rosswag: Staub zu Stahl

Das Drucken von Metallbauteilen im industriellen Einsatz hat längst das Experimentierstadium verlassen. Dennoch stehen viele Unternehmen, die Werkstücke per 3-D-Druck herstellen wollen, noch immer vor einem entscheidenden Problem: Es fehlt an geeigneten Werkstoffen. Während fürs Schmieden und Gießen 2500 Metalllegierungen zertifiziert sind, steht für Metalldruck nur ein Bruchteil davon zur Verfügung. Für viele Bauteile ließ sich der 3-D-Druck deshalb bisher nicht nutzen.

Eine Lösung hat nun der badische Metallverarbeiter Rosswag Engineering gefunden. Der Ableger des gut 100 Jahre alten Schmiedebetriebs Rosswag aus Pfinztal bei Karlsruhe hat seit 2014 ein integriertes Verfahren entwickelt, um sowohl für Kunden als auch den eigenen Bedarf neue Metallpulver aus Speziallegierungen für den 3-D-Druck zu erzeugen und zu zertifizieren. Und das in einem Bruchteil der sonst üblichen Zeit. „Während Entwicklung, Zulassung und Herstellung bisher 20 bis 40 Wochen dauerten, haben wir die Pulver schon in vier Wochen fertig“, sagt Gregor Graf, technischer Leiter bei Rosswag Engineering. Mit diesem innovativen Prozess ist das Unternehmen nun für den Deutschen Innovationspreis nominiert.

Patent für hybride Fertigung

Graf, 30 Jahre und einst Werkstudent beim badischen Familienunternehmen, hat nach dem Studium nicht nur die Pulverentwicklung im Kundenauftrag als eigenen Geschäftsbereich aufgebaut. Die Badener nutzen das Verfahren inzwischen auch selbst, um die eigene traditionelle Metallverarbeitung und den 3-D-Druck zu verbinden. „Hybride Fertigung“ nennt sich die Kombination aus beiden Welten, bei der Rosswag Bauteile zunächst mit klassischen Verfahren vorbearbeitet und dann mithilfe von Metalldruck ergänzen oder veredeln kann. Als besonderen Clou nutzt Graf dabei die Reststücke aus der traditionellen Produktion, um daraus materialidentisches Pulver zu erzeugen, das er dann für den 3-D-Druck nutzen kann.

Diese hybride Fertigung hat sich Rosswag inzwischen patentieren lassen und bedient damit zahlreiche Kunden aus Luft- und Raumfahrt, Automobilbau, chemischer Industrie sowie Werkzeug- und Formenbau. „Drei Jahre nach dem Start steuern wir schon rund fünf Prozent zum Gesamtumsatz von rund 40 Millionen Euro bei“, sagt Graf und das, ergänzt er hörbar stolz, „bei einem erheblich größeren Wachstum als im traditionellen Geschäft“.

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