Zukunftsmärkte Europa sucht die Supertechnik

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Autonome Roboter

Taschenmesser mit Ein-/Aus-Schalter Illustration Quelle: Illustration: Roland Warzecha

Robocom

In Sachen Roboter gilt der italienische Forscher Paolo Dario als Meister seines Fachs. Vor Jahren entwickelte er eine winzige Maschine von der Größe einer Pille, die sich mit Propellern im menschlichen Verdauungstrakt fortbewegen kann und Ärzten von dort Filmaufnahmen für die Diagnose liefert. Ein großer Bruder ist der Dustbot: Sobald ein Bürger des italienischen Städtchens Peccioli in der Toskana ihn telefonisch anfordert, zuckelt er zu dem Haus, und der Bewohner kann seinen Abfall in den runden Bauch des mobilen Müllschluckers werfen.

Mit dem Geld aus dem EU-Programm will Dario von der Universität Scuola Superiore Sant’Anna in Pisa der Robotik jetzt endgültig zum Durchbruch verhelfen. Sein Ziel seien Roboter, „die aus Erfahrungen lernen, die Folgen ihrer Handlungen abschätzen können und auf Menschen reagieren“, sagt er. Sie sollen Berufstätigen schwere und lästige Arbeiten abnehmen, älteren Menschen Getränke bringen und sogar deren Wohnung aufräumen.

Ganz neu sind diese Ziele nicht. Seit etlichen Jahren arbeiten Tausende Forscher weltweit an der Vision, menschliche Fähigkeiten auf Maschinen zu übertragen. Dass dies bisher nur rudimentär gelungen sei, liege schlicht daran, glaubt Dario, „dass sich bisher im Wesentlichen Informatiker, Maschinenbauer und Elektroingenieure um Fortschritte bemüht haben“.

Den Durchbruch erhofft sich Dario von einer Erweiterung des Kreises und bezieht deshalb auch Neurologen, Chemiker, Materialforscher und Nanotechnologen aus 73 europäischen Universitäten und Forschungseinrichtungen in das Projekt mit ein. Aus Deutschland sind die Technische Universität München und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt.

Roboter soll in Mondkrater klettern
Wissenschaftler des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) haben ein Roboterduo entwickelt, das in tiefen Mondkratern nach gefrorenem Wasser suchen soll. Das Maschinenteam besteht aus dem vierrädrigen Mondrover Sherpa und dem sechsbeinigen Kletterroboter Crex. Quelle: DFKI
Aufgabe des 160 Kilogramm schweren Sherpa ist es, seinen kleinen Begleiter sicher zum Rand von tiefen Kratern am Südpol des Mondes zu transportieren. Quelle: DFKI
Am Ziel angekommen, fährt Crex seine sechs Beine aus und trennt sich vom Rover. Eigenständig navigiert er in den Krater hinein. Die Roboter kommunizieren dabei über Funksignale miteinander. Quelle: DFKI
Der Körper des Kletterroboters ist so gebaut, dass er sich mit seinen sechs Beinen geschickt in Felsspalten und schwierigem Gelände bewegen kann. Quelle: DFKI
Dabei kann der Kletterroboter auch Nutzlast in den Krater mitnehmen, etwa Kameras und wissenschaftliche Instrumente. Quelle: DFKI
Passgenau wird die Nutzlast dabei von einem Roboter zum nächsten weitergegeben. Quelle: DFKI
Der Mondover Sherpa ist extrem beweglich: Er kann einzelne Räder heben, um Hindernisse zu überwinden. Quelle: DFKI

Ein ungelöstes Problem ist es, den künstlichen Gesellen beizubringen, sich sicher in ihrer Umwelt zu bewegen. Eine einfache Möglichkeit haben sich die Forscher jetzt bei Katzen abgeschaut: Nach dem Prinzip Schnurrhaar statten sie die Maschinen mit elektronischen Fühlern aus, mit denen diese ihre Umgebung abtasten.

Mehr noch aber sollen ihnen künftig die inzwischen fast überall verfügbaren Lokalisierungsdienste und Informationen aus dem Internet helfen, sich zu orientieren. „Sensoren und Satellitensysteme, mit denen Autos sich heute schon gegenseitig vor einem Crash oder Staus warnen, sind auch für Roboter hilfreich“, sagt Dario. Am Ende könnten sie sich perfekt per Google-Navigation durch die Städte bewegen.

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