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Fukushima Lehren aus der Atomkatastrophe von Tschernobyl

Die Folgen der Atomkatastrophe vor 25 Jahren in Tschernobyl zeigen, was Japan nach der Fukushima-Havarie bevorstehen könnte.

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Radioaktive Abfälle Quelle: dpa

Sind seine Landsleute naiv, fehlt ihnen jede Vernunft? Wladimir Babenko versteht nicht, warum die Menschen im Süden Weißrusslands noch immer diese Pilze essen und die Milch ihrer Kühe trinken. Regelmäßig, wenn der Physiker des Minsker Instituts für radioaktive Sicherheit mit seinem alten, gelben Mercedes-Bus in die Provinz Gomel kommt, setzt er Kinder auf einen Sessel. Unter dessen abgewetztem Überzug verbergen sich Sensoren eines Spektrometers. 

Das Messgerät zeichnet den Gehalt von Cäsium-137 im Körper auf. Das radioaktive Element entsteht bei der Kernspaltung – und es ist krebserregend. Minuten später bringt der Ausdruck der Messung den immer gleichen Befund: „Ihr Kind leidet unter einer erhöhten Strahlenbelastung“, eröffnet Babenko den Eltern.

Pilze sind tabu

Das liege am Verzehr von Waldpilzen, Fisch aus dem Teich oder Salat aus der Tschernobyl-Region. „Essen Sie Lebensmittel aus Supermärkten, die sind auf Radioaktivität geprüft“, mahnt der Wissenschaftler. Doch die meisten hören nicht auf ihn: Das Zeug aus dem Supermarkt kann sich auf dem Land kaum einer leisten. Und das Unglück von Tschernobyl liegt so lange zurück – da wird man ja wohl mal Pilze essen dürfen!

Ein fataler Irrtum. Solange Menschen denken können, bleiben Pilze aus der Region für sie tabu. Auch ein Vierteljahrhundert nach der Katastrophe vom 26. April 1986 sind Lebensmittel aus den kontaminierten Gebieten mit Cäsium, Strontium und Jod verseucht. Substanzen, die viele, teils tödliche Krankheiten verursachen: wie Krebs, Schilddrüsendefekte, Herzstörungen, Bluthochdruck, Augenleiden.

Wie viele Menschen der Super-GAU eines Tages in den Tod gerissen haben wird, weiß niemand. Die Russische Akademie der Wissenschaften, beileibe nicht der Übertreibung verdächtig, beziffert die Zahl der Opfer auf 200 000 – bis heute.

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