Den Wert der eigenen Persönlichkeit zu heben, das ist für manchen Menschen mit ein Grund, ein luxuriöses Produkt zu kaufen. In den 90ern reichte noch ein kleines Mobiltelefon, um der Umwelt zu signalisieren, dass man ganz früh dabei ist bei technischen Entwicklungen. Der Spott über die allzeit telefonierenden Angeber war nichts anderes als getarnter Neid und heute ist das Mobiltelefon nichts, womit man sich noch abheben könnte.
Das waren mal die Smartphones von Blackberry, die Emailmaschinen, die den scheinbar wichtigen dieser Welt zu jeder Zeit die unaufschiebbaren Fragen zum weiteren Schicksal des Unternehmens in die Handfläche spielten.
Und es gab das iPhone, das von der digitalen Elite als einzig statthafter Weg galt, (und in weiß Modell 4S auch heute noch gilt) der Anerkennung in den WICHTIGEN Zirkeln gewiss zu sein. Was auch immer diese Zirkel zu wichtigen machte.
Smartphones sind nichts besonderes mehr
Und was ist die Wahrheit? Jeder Dödel hat eines. Das iPhone – die nivellierende Klammer zwischen Blogger-Pionier und Baseballkappen-Hänger.
Und das Blackberry? Die Maschine arbeitet. Wie eine Dampflokomotive arbeitet sie sich unablässig durch Myriaden von Buchstaben in den Händen von Vertriebsleitern, koreanischen Studenten oder einfach irgendeinem Deppen in der Bahn neben ihn. Distinktionsmerkmal? Zeichen einer höheren Weihe? Gar der Zugehörigkeit zu einer Gruppe von WIRKLICH Wichtigen? Alles passé.
Nicht einmal der Erwerb des neuesten Geräte aus dem Hause RIM hilft da. Hat bald jeder und in der U-Bahn von Paris hängen dafür schon meterhohe Plakate. Die Nachricht: Du bist nur einer von vielen.
RIM, der Hersteller, er kämpft. Die Verkaufszahlen sind schlecht, daran ändert weder der unternehmenseigene Email-Server noch die physische Tastatur etwas.
Auftritt Porsche Design. Die Tochter des Porschekonzerns ist weit mehr als der gestaltende Wurmfortsatz des Sportwagenherstellers. Ein Design-Instanz, die Dingen nicht nur Form, sondern Gegenständen auch Funktionen gibt – faltbare Sonnenbrillen, Stifte, die per Schütteln ihre Mine freigeben. Spielereien wie Wasserpfeifen gehören auch ins Programm.
Selbstbewusstes Modell
Nun also das Blackberry, das zumindest den Effekt hat, den die Eigner der jüngsten Spitzenmodelle wohl einige Zeit vermisst haben dürften, wenn sie es im Bekanntenkreis aus der Tasche nahmen: „Zeig mal her.“
Breit, fast eckig und dominant erscheint das Modell P9981, selbstbewusst an den Punkten, an denen die RIM-Modelle mit seichten Kurven Eleganz vorgaukeln möchten.
Instinktiv gehen die Daumen, denen langjährige Nutzer erstaunliche Virtuosität antrainiert haben, in Tippstellung und wollen loslegen auf der Tastatur mit erkennbar soliden Tasten aus Metall. Scharfe, geformte Kanten auf jeder Taste sollen dem Finger eine haptische Orientierung bieten.
Der Sinn und Zweck ist rasch erfüllt: Die Fehlerquote sinkt im Vergleich zu der Tastatur eines Torchs, die leicht versenkt und eben die eine Spur kleiner ist, die aus Tippen eine Lotterie macht.
Damit ist alles wichtige eigentlich gesagt: Das Gerät hebt sich silbern aus der Masse heraus, fühlt sich an als sei es für eine Dekade statt für zwei Jahre zusammengebaut und liegt so schwer und mit seiner Lederrückseite wertig in der Hand, dass es Spaß bereitet.
Polierte Flächen, die man in ruhigen Minuten mit dem Hemdsärmel glänzend wienern möchte, nur minimal herausragende Tasten an der Seite, die dem Daumen beruhigende Signale vermitteln, dass der Befehl angekommen sei.
Es geht nicht um Technik, sondern Design
Diese zentralen Vorteile vermittelt schon der Prototyp. Umgewöhnen muss sich keiner, der bereits ein Blackberry nutzt. Das Betriebssystem ist das neueste, die Funktionen liegen dort, wo sie immer sind, das Display reagiert gut auf die Berührung.
Aber allzu viel möchte sich der Käufer vermutlich eh nicht in die technischen Dinge reinfuchsen, wenn er zu denen gehört, die bereit sind, etwa 1400 Euro auszugeben für ein Gerät, das kaum etwas technisch besser kann als seine Pendants aus dem Angebot von RIM.
Der Prototyp des Kunden für das P9981 gehört vermutlich zu der Gruppe Menschen, die es schätzt, wenn etwas handwerklich solide verarbeitet ist, Haltbarkeit und Robustheit ausstrahlt und in der Hand spürbar macht.
Ein Telefon, das keiner braucht, jeder haben will und am Ende doch nur wenige kaufen werden. Eines, um sich abzuheben.