3D-Drucker Wie 3D-Drucker unsere Wirtschaft verändern

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3D-Drucker sind eine Entwicklung voller sozialer Sprengkraft

Genauso könnte Bangladeschs Position als Schneiderei der Welt in Gefahr geraten, die sich das Land mit miesen Löhnen und einsturzgefährdeten Fabriken erkauft hat. Jedenfalls wenn eine jüngste Erfindung aus San Francisco markttauglich wird. Dort ist den Gründern von Electroloom eine sensationelle Weiterentwicklung des mechanischen Webstuhls gelungen: Sie spritzen Baumwoll- und Polyesterfasern auf eine T-Shirt-Form aus Aluminium. Ein elektrisches Feld zieht die Fasern an. Die verkleben unter Wärmezufuhr – fertig ist das nahtlose Hemd.

Produzieren wir erst einmal unsere Kleidung selber – preiswert, die Entwürfe ganz der eigenen Fantasie überlassen –, verlieren Hunderttausende Näherinnen in dem Armenhaus Südasiens den Job. Das verdeutlicht die Sprengkraft der additiven Fertigung. Experten der Beratung McKinsey zählen den 3D-Druck daher zu den zwölf Technologien, die die Welt verändern werden.

Frische Zahlen der US-Analysten von Wohlers Associates bestätigen die Einschätzung. Die revolutionäre Drucktechnik verlässt das Experimentierstadium und wird zum boomenden Geschäft. Seit 2009 haben sich die Umsätze vervierfacht – auf mehr als vier Milliarden Dollar. Unternehmenschef Terry Wohlers ist sicher: „Der Durchbruch ist geschafft.“ Die Technologieexperten der Marktforschung IDTechEx sagen für 2025 Einnahmen von weltweit 20 Milliarden Dollar mit 3D-Druckern, dazugehöriger Software und dem Service voraus. Am stärksten zeigt sich der Umbruch im Konsumgüterbereich, wo 3D-Drucker den Wohlers-Zahlen zufolge nach dem Maschinenbau schon am zweithäufigsten eingesetzt werden. Auch Anwendungen in der Medizin legen stark zu.

Händler werden zu Fabrikanten

Allen voran den Händlern eröffnen sich neue Geschäftschancen. Sie können ihre Ware auf einmal im eigenen Laden herstellen: Optiker Brillengestelle, Juweliere Schmuck, Telefonläden Smartphonehüllen, Einrichtungshäuser Lampen oder Stühle und Tische. Auf der Möbelmesse Interzum in Köln waren solche Produkte Anfang Mai schon zu bestaunen.

3-D-Drucker Einsatzorte

Das New Yorker Start-up Normal hat in seinem Kopfhörer-Laden in Manhattan die eigene Fabrik schon integriert. Kunden vermessen per Handykamera ihre Ohrmuscheln und senden die Daten ins Geschäft. Oder sie fotografieren diese direkt dort. Ein 3-D-Drucker fertigt daraus passgenaue Ohrstöpsel. Lautsprecher und Elektronik setzen die Mitarbeiter per Hand ein; 48 Stunden nach der Bestellung können die Kunden ihre Kopfhörer abholen. Sie kosten nur 100 bis 200 Dollar statt der üblichen 2000 Dollar für vergleichbare Spitzengeräte. „Unsere Produkte kann sich jeder leisten“, schwärmt Gründerin Nikki Kaufman. „Und sie sitzen perfekt.“

Im Vergleich zu dem, was in den USA passiert, nehmen sich die Ansätze hierzulande bescheiden aus – zumindest bei Alltagsprodukten. Immerhin: Ein Selfie der besonderen Art bietet das Düsseldorfer Start-up Doob. Der Kunde lässt sich mithilfe eines speziellen Geräts rundum scannen. Nach zwei Wochen liefert die Firma eine lebensechte Figur nach Hause, ab zehn Zentimeter, bis lebensgroß. Ähnliche Angebote gibt es in vielen deutschen Großstädten.

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