4 Autoren im Interview Was Schriftsteller von E-Books halten

Seite 4/6

"Ich lese viel öfter"

Die besten E-Book-Anbieter im Überblick
E-InkPanels mit der Pearl-Technik von E-Ink kommen bei vielen E-Book-Readern zum Einsatz. Die Displays mit 16 Graustufen verbinden sehr gute Lesbarkeit mit niedrigem Energieverbrauch. Quelle: Presse
HugendubelDie Buchhandelskette Hugendubel beteiligt sich auch am E-Book-Reader-Projekt Tolino und bietet auf ihrer Website mehr als 500.000 Bücher als E-Book an. Quelle: dpa
ThaliaDie Buchhandelskette Thalia hat auch den Tolino Shine im Angebot. Thalia hat ein umfangreiches Sortiment an Belletristik und Fachbüchern. Aber auch Literatur-Klassiker wie Brecht, Dante oder Goethe gibt es als E-Book. Quelle: dpa
ReadboxDas Unternehmen Readbox hat sich auf "Lösungen für die Herstellung, Auslieferung und Vermarktung von E-Books" spezialisiert. So gibt es beispielsweise eine "Comic Creator", eine Software, mit der Comics für das Lesegerät aufbereitet werden können. Allerdings ist dazu eine Erweiterung des EPUB-Standards nötig. Das Angebot zielt in erster Linie auf Amazons Kindle und Apples iPad. Auf der Frankfurter Buchmesse zeigt Readbox die E-Book-Verlagssoftware "meine.readbox.net". Quelle: dpa
Feedbooks Feedbooks gehört zu den Anbietern, die man ansteuert, wenn man ein Lesegerät mit dem gängigen EPUB-Format nutzt. Sitz des Anbieters ist in Frankreich. Quelle: Presse
Project Gutenberg Das Project Gutenberg hat nach eigenen Angaben etwa 42.000 Titel als E-Book im Angebot. Alle Werke, zumeist Klassiker der Weltliteratur sind kostenlos. Neben dem EPUB-Format wird bei vielen Titeln auch Amazons Kindle-Format unterstützt. Quelle: Presse
IDPFDas International Digital Publishing Forum ist zuständig für die Pflege und Weiterentwicklung des E-Book-Standards EPUB. Quelle: Presse

Verlage und Buchhändler fürchten, dass Amazon mit seinem Kindle zu viel Macht über den Buchmarkt bekommt.
Ich glaube, da muss man differenzieren. Dominiert Amazon dem Markt an E-Book-Readern? Vielleicht. Aber der Reader ist ja nur das inhaltsleere Medium. Was die Leser auf ihren E-Book-Readern lesen, bestimmen sie heute durch die größere Vielfalt an Inhalten – von hochwertiger Literatur bis zu Schulaufsatz ähnlichen Werken – viel mehr als früher selbst.
Was Verlage und Buchhändler zu Recht befürchten ist, dass sie selbst keine große Rolle mehr spielen werden. Aber das haben vor allem die Verlage selbst zu verantworten, weil sie es nicht schaffen, Autoren in einer drastisch veränderten Welt jene Art von Dienstleistungen zu bieten, die Autoren in einer digitalisierten Welt bräuchten – aber von den meisten Verlagen nicht bekommen.
Wozu soll ich als Autor mit meinem Buch zu einem Verlag gehen, wenn ich dabei den größten Teil meiner Flexibilität bei den Nutzungsrechten verliere, sich die Veröffentlichung über viele Monate hinzieht und der Verlag dann auch noch den größten Teil der Profite einbehält, ohne eine in heutiger Zeit noch wirklich relevante und wertvolle Gegenleistung dafür zu erbringen? Es gibt Ausnahmen und gute Ansätze – und das werden meiner Überzeugung nach die Verlage sein, die auch in Zukunft erfolgreich sein werden.

Verändern E-Books das Leseverhalten?
Wenn ich mich selbst beobachte: Ja, ich lese viel öfter, weil ich meinen Kindle Paperwhite bequem überall hin mitnehmen kann. In der U-Bahn, im Wartezimmer beim Arzt, wenn sich jemand zu einem Termin verspätet – da hatte ich früher nie ein gedrucktes Buch dabei. Insofern wird Lesen zum Teil auch eine Zwischendurch-Beschäftigung, während man sich früher zum Lesen eher für längere Zeit aufs Sofa zurückgezogen hat.
Ich glaube aber, E-Books werden mittelfristig vor allem das Schreibverhalten der Autoren verändern. E-Books liefern eine Menge Informationen über das Leseverhalten zurück – Amazon weiß ganz sicher schon eine Menge darüber, wie viel Text Menschen an einem Stück lesen, an welchen Stellen sie möglicherweise ganz aufhören, ein Buch zu lesen, sogar wie schnell Menschen bestimmte Bücher lesen und an welchen Orten ihre Bücher sie lesen. Noch wird das meines Wissens kaum genutzt, aber mit diesen Daten können (und werden) Autoren natürlich ganz anders schreiben, wenn es darum geht, Bestseller zu produzieren. Und ich verwende bewusst das Wort „produzieren“, denn mit der klassischen Kunstform „Literatur“ hat das dann nur noch weniger zu tun, sondern ähnelt eher den wie am Fließband produzierten TV-Serien à la Jerry Bruckheimer.

Die "Haptik" von Büchern wird oft als Argument gegen E-Books angeführt.
So hart es klingt und so ungern ich das als Fan von bedrucktem Papier sage: Ich glaube, das ist reine Gewohnheitssache. Das Argument dürfte in jüngeren Generationen nicht mehr auftauchen. Und ganz ehrlich: Die Haptik meines Kindle mit seiner soliden Leder-Schutzhülle ist auf jeden Fall angenehmer und edler als die Haptik eines Taschenbuchs.
Ich will die nach vergilbtem Papier, Leim, Leder oder Leinen duftenden Hardcover-Bücher meiner nicht gerade kleinen Sammlung an Büchern zum Thema Schaufelraddampfer nicht missen. Aber oft wünsche ich mir, dass die darin enthaltenen Informationen leichter – sprich: elektronisch – zugänglich wären, Haptik hin oder her. Vor allem für Sachbücher wäre Beides schön: gedruckte Bücher fürs Regal, zum Anfassen und Schnuppern und elektronische Versionen fürs schnell Suchen und Auswerten der enthaltenen Informationen.


Weitere Informationen zum Autor finden Sie unter Cruisetricks.de

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%