Allround-Skier Rocker auf der Piste

Eine neue Generation von Skiern ermöglicht Schneefans sportlichen Pistenspaß und spielerisches Fahrverhalten im Tiefschnee. Was wie die Quadratur des Kreises klingt, funktioniert doch erstaunlich gut.

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Jemand beim Ski Quelle: REUTERS

Soviel Winter wie in diesen Tagen war noch nie. Und das nicht nur bloß, weil nach den ergiebigen Niederschlägen der Adventszeit fast überall im Alpenraum beste Wintersportverhältnisse herrschen. Dass ihre Lieblingsjahreszeit in diesem Jahr quasi omnipräsent ist, verdanken Schnee-Fexe und Brettl-Fans einer technischen Entwicklung, die zunächst einmal gar nichts mit Snowboards oder Carving-Skiern zu tun hat.

Statt dessen sorgt neben dem Leistungssprung der Handy-Kameras und dem Absatz-Boom sogenannter Action-Cams à la GoPro oder LiquidImage auch die immer öfter flächendeckende Versorgung der Skigebiete dafür, dass Boarder und Carver ihre Ausfahrten inzwischen millionenfach auf Videoportalen wie Youtube oder Vimeo publizieren oder als Kurzfilme bei Facebook oder Twitter veröffentlichen.

Ski-Orte im Test

Skispaß in HD-Qualität

So hinterlassen die Powder-Power-Mitschnitte vom Laaxer Vorab-Gletscher, der Tiefschnee-Abfahrt in den Sankt Antoner Schweinströgen oder der Freeride-Tour durch das Vallee Blanche in Chamonix bei den Daheimgebliebenen mindestens eine gute Portion Neid. Und sie ermöglichen den Schneesportlern auch nach der Heimkehr, die Ausflüge in den (möglichst) unverspurten Neuschnee in Full-HD-Qualität noch einmal nach zu erleben.

Schnee über Deutschland
Kräftige Schneefälle verwandeln Nordrhein-Westfalen derzeit in eine verschneite Winterlandschaft. Tische und Stühle in Köln dürften nun in den Fußgängerzone gemieden werden. Bis zum Freitagabend haben die Meteorologen bis zu zehn Zentimeter für NRW versprochen. Quelle: dpa
Seltener Anblick für Radfahrer: Die verschneite Düsseldorfer Königsallee. Am Flughafen Düsseldorf ging hingegen gar nichts mehr. Seit dem Morgen wurden allein 42 Starts und Landungen gestrichen, wie die Flughafengesellschaft mitteilte. Reisende müssten sich auf Verspätungen von bis zu eineinhalb Stunden einstellen. Quelle: dpa
Wie hier in Neuss (Nordrhein-Westfalen) wurde überall kräftig Schnee gekehrt... Quelle: dpa
...damit sich auch jeder sicher seinen Weg bahnen kann. Quelle: dpa
Den Nordosten hat der Winter bereits fest mit Schnee und Frost im Griff. So ist der Ostseestrand von Warnemünde (Mecklenburg-Vorpommern) momentan eher was für Hartgesottene. Quelle: dpa
Wie hier am Hauptbahnhof in Hamburg sah es vielerorts aus. Schnee und Eis hatten bereits am Vortag im Norden für Behinderungen im Schienenverkehr gesorgt. Quelle: dpa
Auf der Wasserkuppe in Hessen eröffneten die Snowkiter offiziell die Wintersportsaison. Derzeit liegen 35 Zentimeter Schnee, Tendenz steigend. Quelle: dpa

Die Tiefschnee-Trips sind seit eh und je der Traum aller ambitionierten Schnee-Fans. Doch so günstig wie in diesem Winter waren die Voraussetzungen fürs Powern in Powder nie zuvor. Denn in dieser Saison paart sich die gute Schneelage mit einem bisher unerreichten Angebot an Pulverschnee-tauglichen Skiern.

Denn nachdem sich die Carving-Bauform – breite Skispitzen und -enden gepaart mit einer mehr oder minder schlanken Brettl-Taille – im vergangenen Jahrzehnt de facto als Universal-Muster für Skier aller Zielgruppen etabliert hat, geht der Trend zuletzt wieder stärker zu etwas breiteren Skiern. Die sind beim Kurven auf planierten Pisten nicht ganz so bissig, haben aber dafür im Pulver deutlich stärkeren Auftrieb.

Bissige Pisten-Skier

So teuer sind Europas Ski-Gebiete
Leihgebühr für SkierWer keine eigenen Skier besitzt, muss sich die Bretter wohl oder übel im Skigebiet leihen. Auch bei der Tagesgebühr für Skier ist der polnische Ort Zakopane wieder am günstigsten. Hier zahlen Wintersportfreunde 5,99 Euro pro Tag. In Grindelwald in der Schweiz werden 34,46 Euro fällig. Quelle: dpa
Flasche ColaEine 0,2-Liter-Flasche Coca Cola kostet in Zakopane lediglich 0,97 Euro. Im deutschen Skiort Oberstaufen fallen 2,39 Euro an. Quelle: dapd
Die warme MahlzeitAuch der kleine Hunger zwischendurch kann kräftig ins Geld gehen. Wer eine Portion Nudeln mit Soße bestellt, zahlt in Zakopane 3,56. Für das gleiche Gericht werden in Zermatt in der Schweiz 18,19 Euro berechnet. Quelle: dpa
Ski-SockenDie Ski-Socken wiederum sind in Oberstdorf eher günstig zu haben. Das Paar kostet hier 7,60 Euro. In Zermatt in der Schweiz müssen Freunde guter Outdoor-Kleidung 29,49 Euro berappen. Quelle: AP
Leihgebühr für SchlittenDie Tagesgebühr für Schlitten ist im polnischen Skiort Zakopane mit 1,90 Euro am günstigsten. In Madonna di Campiglio müssen hingegen 9,33 Euro gezahlt werden. Quelle: dpa
GlühweinEin heißes Getränk auf der Hütte gehört zum Winterurlaub einfach dazu. Zum Vergleich hat sich der ADAC die Preise für Glühwein angeschaut. Besonders günstig ist dieser mit 1,56 Euro pro Becher im tschechischen Ort Spindlermühle. In Zermatt in der Schweiz müssen hingegen 5,58 Euro ausgegeben werden. Quelle: dpa

Zwar ist der Ausritt abseits der Piste per se auch weiterhin nur etwas für gute Skiläufer – die zudem immer die Lawinenlage im Auge behalten müssen. Doch mit All-Mountain-Brettern der neuesten Generation, wie den von der Zeitschrift DSVaktiv gerade für ihre Vielseitigkeit ausgezeichneten Modellen Atomic Blackeye Ti, Dynastar Outland 80 Pro, K2 Rictor, Fischer Motive 80 oder Stöckli Y-77, kommen auch weniger trainierte Pulver-Freunde viel weniger angestrengt durch den Pulver, als das mit reinen Carvern der letzten Generation noch der Fall gewesen wäre.

Quadratur des Kreises

Dabei gelingt den Konstrukteuren ein wenig so etwas wie die Quadratur des Kreises, denn gutes Fahrverhalten auf festgefahrenen Pisten und Leichtgängigkeit sowie guter Auftrieb im Tiefschnee erfordern ganz unterschiedliche Ansätze in der Konstruktion der Bretter.

Die Flims-App Quelle: Screenshot


Bissige Pisten-Skier, speziell die sportlichen Race- oder Slalom-Carver bringen ordentlich Vorspannung auf den Schnee, um so, einmal auf die Kante gesetzt, wie auf Schienen und mit dem Zirkel gezeichnet schnellste Kurven in den Schnee zu zeichnen. Je stärker tailliert, desto enger und dynamischer. Die Bretter für die freie Wildbahn dagegen fahren sich umso leichter, je weicher und breiter sie gebaut sind.
Um das Ziel eines möglichst ausgewogenen Fahrverhaltens in beiden Schneesituationen zu erreichen, integrieren die Hersteller mittlerweile auch in die primär für den Pistengebrauch gedachten Skier einen Bauform, die ursprünglich nur in den breiten Spezialbrettern für reine Offpiste-Skiläufer zum Einsatz kam: Die sogenannte Rocker-Technologie.

Schwimmen auf dem Schnee
Dahinter verbirgt sich eine Brettl-Bauweise, bei deren Anblick Alpin-Traditionalisten – jedenfalls bei reinen Freeride-Skiern – auf den ersten Blick einen Totalschaden des Materials vermuten würden. Denn die anfangs nur für den Ausritt in den Tiefschnee konzipierten Rocker sehen aus, als wäre der Ski nach einem heftigen Crash mit einem Baum an der Spitze mindestens gestaucht – wenn nicht gar durchgebrochen.
Tatsächlich haben die Gelände-Skier nicht nur deutlich weniger Vorspannung als Modele in klassischer Bauform für die Piste, sind also unbelastet auch weniger stark bis gar nicht durchgebogen. Die Rocker sind sogar im vorderen Drittel nach oben aufgebogen. Das schafft im knie- bis hüfttiefen Pulverschnee noch ein zusätzliches Plus beim Auftrieb.
Wo reguläre Pisten-Ski selbst bei zurückhaltender Fahrweise schneller im Tiefschnee auf Tauchstation gehen, als der Fahrer "Pulver" sagen kann, schwimmen echte Rocker wie von alleine auf der Schneeoberfläche und ermöglichen selbst weniger geübten Alpinsportlern ein entspanntes Schweben im Pulver.

Rocker-Technologie funktioniert

Redakteur Thomas Kuhn beim Carving Quelle: Privat

Das Vergnügen allerdings war in den vergangenen Jahren schlagartig vorbei, wenn’s wieder auf die planierte Piste ging. Denn da wurden und werden reinrassige Gelände-Bretter zur Herausforderung. Bei höherer Geschwindigkeit leidet der Geradeauslauf, die Skier werden unruhig und beginnen zu schlackern. Und wegen der weichen Bauweise fehlt ihnen auf Eis und Harsch-Schnee der Griff. Da wird der Schwung schnell zum Himmelfahrtskommando. Und sogar auf griffigem, aber hartgefahrenem Schnee erinnert die Kehre eher an Kurvenfahrten mit einem Auto, bei dem die Lenkung ausgeschlagen ist.

Genuss-Skier oder harte Bretter

Keine guten Voraussetzungen also für die als Allmountain-Ski angepriesenen Cross-Over aus Pulver- und Pisten-Ski. Und dennoch haben die Entwicklungsteams von Atomic bis Stöckli offenbar geschafft, das zusammenwächst, was nicht zusammen passt. Andreas König, einer der Testleiter beim Skitest des Deutschen Skiverbandes, jedenfalls ist voll des Lobs: "Hier gibt es richtig schlüssige Konzepte. Somit gilt auch für die Piste: Die Rocker-Technologie mit dem richtigen Gesamt-Setup funktioniert."

Der Trick mit dem die Ski-Bauer die Welten vereinen ist, Design-Elemente beider Bauformen in einem Ski zusammenzuführen. Zum einen biegen sich Allmountain-Bretter, ähnlich wie Gelände-Skier, an der Spitze und am Ende leicht nach oben. Damit sind sie einerseits gutmütiger und weniger anstrengend zu fahren und machen auch im Pulver Spaß. Andererseits bringen die neuen Kombi-Ski im mittleren Bereich eine stärkere Vorspannung und Taillierung mit. Ordentlich aufgekantet geht’s so dann auch mit den Allroundern ab in die Kurve.

Ob einem dieses Fahrverhalten liegt, muss allerdings dann jeder Fahrer unbedingt selbst ausprobieren. Denn auch wenn Ski mit mehr oder weniger Rocker-Genen inzwischen schon die Kategorie der Genuss-Skier dominieren und auch bei den Allmountain-Brettern rasant Land gewinnen, wer Wert auf wirklich sportliches Fahrverhalten legt, sollte doch besser zur echten Ware greifen – soll heißen, zum Race- oder Slalom-Carver.

So geht es der Winterdepression an den Kragen
Licht ist wichtigDie Wintertage sind in Mitteleuropa kurz. Wer kann, sollte die wenigen hellen Stunden am Tag nutzen und so viel Licht wie möglich tanken. Zu wenig Helligkeit ist meist der Grund für Winterdepressionen, der Körper stellt sich schneller auf das Schlafen ein und produziert verstärkt das Schlafhormon Melatonin. Schon ein kleiner Spaziergang hilft, sogar an Schlecht-Wetter-Tagen. Sogar dann liegt die Lichtstärke draußen noch bei 2000 Lux. In beleuchteten Räumen ist es zwischen 500 und 600 Lux hell. Im Norden Europas, wo es bekanntlich noch dunkler ist, versuchten Stockholmer Gastronomen aus dem Lichtmangel eine Geschäftsidee zu schlagen und eröffneten das sogenannte Lichtcafé. Hier saß man in grellem UV-Licht und genoss seinen Cappuccino. Richtig rentiert hat sich die Idee nicht. Das Café musste inzwischen wegen zu hoher Mieten geschlossen werden. Quelle: dpa
LachenLachen ist mit die beste Medizin gegen den Winterblues. Studien haben gezeigt, dass beim Lachen Serotonin also Glückshormone ausgeschüttet werden. Das regt die Selbstheilungskräfte des Körpers an. Am besten trifft man sich mit Freunden auf einen Spieleabend, schaut sich eine Komödie im Kino an oder besucht mal wieder das Kabarett. Das hilft. Quelle: dpa
SportSport hält nicht nur fit, Sport macht gute Laune. Durch die Bewegung kommt der Stoffwechsel in Schwung. Der Körper schüttet Hormone wie Endorphin, Dopamin und Serotonin aus. Das macht gute Laune. Doch Vorsicht: Wer im Winter gerne Sport treibt, sollte ein paar Regeln beachten. Diese finden sie hier. Quelle: dpa
Ab ins WarmeWer einen tropischen Indoor-Garten in seiner Stadt hat (wie hier im Leipziger Zoo), sollte die Gelegenheit nutzen und ein bisschen Wärme tanken. Das tut den Knochen und der Seele gut. Quelle: dpa
Beauty-TagWenn es draußen schon grau und hässlich ist, kann man doch wenigstens etwas für die eigene Schönheit tun. Eine vitaminreiche Maske sorgt für Entspannung, reinigt die durch Heizungsluft geplagte Haut und versorgt sie mit Feuchtigkeit. Quelle: AP
Wellness purSich einmal richtig durchkneten lassen - der Winter ist genau die richtige Zeit für das Verwöhnprogramm. Dabei bietet sich sowohl die schnelle halbstündige Massage in der Mittagspause als auch der Besuch einer Saunalandschaft oder eines Dampfbades an. Quelle: dpa/dpaweb
ShoppingDem grauen Tag einen bunten Schal entgegen setzen, so macht Winter Spaß. Frei nach dem Motto "Gönn dir was" ist shoppen in der Winterzeit eine gute Alternative, um aus dem Haus zu kommen. Am besten lässt es sich in beheizten Malls einkaufen - und das, wenn möglich unter der Woche, wenn die Läden nicht ganz so überlaufen sind. Quelle: dpa


Der zirkelt dann in bewährter Manier seine Radien in die Schneeoberfläche und lässt die Oberschenkel nach einem forschen Skitag vernehmlich nach Sauna und Massage rufen. Aber für eingeschworene Fans forcierter Richtungswechsel (wie mich) sind auch die besten Allmountain-Wollmilch-Rocker-Carver nur zweite Wahl.

Erst testen, dann kaufen

Insofern gilt auch im Zeitalter der Cross-Over-Ski noch der alte Rat, keinen Ski zu kaufen, den man nicht vorher ausgiebig auf der Piste getestet hat. Denn so vielfältig wie die Bauformen moderner Skier sind eben auch die Anforderungen, die jeder Schneefan an sein Material stellt. Den Durchblick im Brettln-Wald aus Race- und Sportcarvern, Slalom- und Genus-Ski, Allroundern, Freeridern oder eben Allmountain-Ski gewinnt halt nur, wer sie ausprobiert.

Ich jedenfalls bleibe erst einmal meinen reinrassigen Carver treu, wenn ich in diesen Tagen wieder in den französischen Alpen Pisten- und Höhenkilometer sammle. Und wenn’s in den Tiefschnee geht, dann leihe ich mir ein Paar reinrassige Pulver-Rocker.

Wie das ausgeht, können Sie übrigens nach meiner Rückkehr online anschauen, denn der Gadget-Inspektor hat dieses Mal auch zwei aktuelle Outdoor-Kameras im Gepäck. Deren Test sehen Sie dann nach meiner Rückkehr. Wie schon gesagt: Mehr Winter war nie.

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