




Schon die Auswahl des Veranstaltungsorts deutete an, dass Apple keine außergewöhnlichen, neuen Produkte präsentieren würde. Apple-Chef Tim Cook hatte für Montagabend deutscher Zeit in die Aula am Hauptquartier in Cupertino eingeladen. Hier hatte zwar schon Steve Jobs bahnbrechende Neuerungen wie den iPod präsentiert. Doch mit wachsendem Erfolg und damit steigender Aufmerksamkeit hatte man auf größere Hallen in San Francisco und dem Silicon Valley ausweichen müssen.
Dafür alles eine Nummer kleiner – die handliche Version des 12.9 Zoll iPad Pro Tablets vom Herbst vergangenen Jahres. Sowie das iPhone SE, ein neues Einsteigermodell mit der jahrelang gewohnten Größe von 4 Zoll, auf die Cook lange als optimales Format beharrt hatte. „Viele, viele Kunden haben danach gefragt“, bekräftigte der Apple-Chef. Wirklich neu ist es allerdings nicht, sondern nur eine aufgerüstete Version des ehemaligen iPhone 5s.
Mit 178 Milliarden Dollar könnte Apple...
… IBM übernehmen, Coca Cola, AT&T oder Procter&Gamble – oder Boeing, McDonald’s und Nike zusammen.
… ein Jahr lang die gesamten Forschungs- und Entwicklungsausgaben der 25 F&E-stärksten Konzerne der Welt finanzieren – darunter Volkswagen, Samsung, Intel, Microsoft, Roche, Novartis, Toyota, Johnson&Johnson sowie Google.
… mehr als 400 Airbus A380 Jets zum Listenpreis kaufen (428 Millionen Euro) – mehr als das Zweieinhalbfache der bisher überhaupt ausgelieferten Zahl dieser Riesenjets.
… Siemens, Daimler und die Lufthansa kaufen – oder die 14 am niedrigsten bewerteten Dax-Konzerne.
… das Jahresbudget des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Höhe von 3,86 Milliarden Dollar (Stand 2013) für die nächsten 45 Jahre vorab begleichen.
… im Haushaltsjahr 2015 die Etats von Bundesarbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (125,5 Millionen Euro) sowie Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (32,9 Milliarden Euro) zu finanzieren.
… gut die Hälfte des gegenwärtigen griechischen Bruttoschuldenstandes von rund 318 Milliarden Euro auf einen Schlag tilgen.
… der Bundesbank gut eineinhalb Mal ihre komplette Goldreserve im Wert von 105 Milliarden Euro (Stand 11/2014) abkaufen.
Die einst so berühmte Apple Magie? Fehlanzeige. Andererseits ist es Cook mit seiner gemächlichen Update-Politik in den vergangenen Jahren gelungen, stetig den Umsatz auszubauen. Im vergangenen Quartal erreichte er mit fast 76 Milliarden Dollar einen neuen Spitzenwert. Doch der Absatz des iPhones, das rund siebzig Prozent des Konzernumsatzes ausmacht, stagniert. Viele Analysten bezweifeln, dass der Apple-Chef in diesem Jahr nennenswert draufsatteln kann.
Auch Apple-Kunden schlucken nicht mehr alles
Zwar kann der kalifornische Konzern zum Neid von Wettbewerbern wie Samsung immer noch Premiumpreise verlangen. Allerdings nicht mehr allzu gepfeffert wie früher. Dass die Apple Watch, die erste neue Produktkategorie nach dem Ableben von Steve Jobs, nun bei 299 Dollar beginnt und damit 50 Dollar weniger als bei Einführung vor einem Jahr ist den Realitäten des Marktes geschuldet. US-Händler bieten sie schon seit Längerem regelmäßig mit bis zu 100 Dollar Rabatt an.
Die Kunden schlucken eben nicht mehr nur alles, nur weil Apple draufsteht. Beim neuen Einstiegsmodell iPhone SE scheint man das beherzigt zu haben. Es ist das erste iPhone, das zum Start für 399 Dollar offeriert wird. In Deutschland für 489 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
Im Gegensatz zu früheren Einstiegsmodellen wie dem iPhone 5C, das für sein billig wirkendes Plastikgehäuse kritisiert wurde, hat Apple gelernt, dass auch Käufer mit kleinerem Geldbeutel anspruchsvolles Design erwarten.