Apple Was uns das Braun-Design über die iWatch verrät

Kaum etwas ähnelt Apple-Geräten so sehr wie die Produkte der deutschen Marke Braun. Ein Blick auf dessen Uhren geben womöglich einen Ausblick auf die Computeruhr aus Cupertino.

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Braun-Design: Sieht so die iWatch von Apple aus? Quelle: Presse

Die Beobachter sind sich fast schon einig: Wenn Apple-Chef Tim Cook am Dienstag in Cupertino neue Produkte vorstellt, wird auch eine neuartige Computeruhr dabei sein. Längst spekulieren Fans im Netz, wie sie aussehen soll, die iWatch. Fantasievolle Konzeptbilder geistern durchs Internet, von schmalen Armbändern mit eingebautem Display bis hin zu handbreiten biegsamen Bildschirmen, die sich an den Arm klemmen lassen. Vielleicht sollten Apple-Fans aber auch einmal einen Blick auf eine bestimmte Uhrenmarke werfen, die schon am Markt ist: Braun.

Denn auch als sich 2006 die Gerüchte um das erste iPhone verdichteten, geisterten jede Menge Entwürfe durchs Internet, die Apple-Fans gestaltet hatten. Aber keines der Bilder kam dem Design des iPhones auch nur nahe. Dabei hätte es geholfen, einfach mal in der Schublade zu graben und den alten Taschenrechner auszupacken. Denn der Rechner ET44 des Elektronikherstellers Braun ist in der Form dem Apple-Telefon ziemlich ähnlich. Öffnet man die Rechner-App, gleichen sogar die meisten der virtuellen Tasten denen des echten Braun-Geräts.

Das iPhone ist nur eines von vielen Apple-Geräten, die eine frappierende Ähnlichkeit mit den Design-Klassikern des deutschen Elektronikherstellers aus Kronberg im Taunus haben. Klare Parallelen gibt es auch zwischen Apples iPod und Brauns T3-Taschenradio, dem Powermac G5 und Brauns Radio T1000 oder dem iMac und Brauns Lautsprecher LE1.

Die Ähnlichkeiten haben ihren Grund: Apple-Chefdesigner Jony Ive ist erklärter Fan des deutschen Designers Dieter Rams. Rams hat von 1961 bis in die achtziger Jahre die Geräte bei Braun gestaltet. Heute gilt er als einer der wichtigsten Industriedesigner des zwanzigsten Jahrhunderts. Wie nur wenige Produktgestalter achtete er auf klare Formen, eine langlebige Konstruktion und vor allem auf einfache Bedienbarkeit. „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich“, besagt eine seiner legendären zehn Thesen für gutes Design.

Einfach, klar und schön

Als Rams 2011 ein Buch über seine Philosophie veröffentlichte, schrieb Ive das Vorwort. „Rams‘ Genie liegt darin, die eigentliche Essenz, das Wesen eines Gegenstands zu verstehen und in eine Form zu bringen“, schwärmt der Apple-Designer. Kein Detail an Brauns Schöpfungen ist Ive entgangen: „Der Drehschalter des Verstärkers CSV12 zum Beispiel ist perfekt. Er könnte nicht besser, einfacher, klarer oder schöner sein“, schreibt der Rams-Jünger.

Was liegt bei derlei Huldigung näher, als sich die Werke Rams' und seiner Nachfolger genauer anzuschauen – und daraus abzuleiten, wie die heiß erwartete Apple-Uhr aussehen könnte? Erstmals stellte Braun im Jahr 1971 eine Reihe von Uhren und Reiseweckern vor. Die von Rams gestalteten Zeitmesser verzichteten auf überflüssige Details, aktuelle Moden und überzählige Funktionen. Kurz: Die Uhren von Braun waren zeitlos.

Braun ist heute zwar nur noch eine Tochter des US-Konzerns Procter&Gamble, die zunehmend Körperpflege-Mittel verkauft. Doch noch immer verkauft der Hersteller eine Reihe von Uhren, die Rams‘ Handschrift tragen. Was verraten uns also Rams' Uhren darüber, wie die ideale iWatch aussehen würde? Ein Blick auf seine zehn Regeln des guten Designs:

Zehn Regeln guten Designs und was sie über die iWatch verraten
Gutes Design ist innovativ„Innovatives Design steht im Zusammenhang mit innovativer Technik“, schreibt Dieter Rams, ehemaliger Designer bei Braun. Früher waren das Digitalanzeigen, heute sind es biegsame Displays. Aber wird die iWatch wirklich damit ausgestattet sein, wie Gerüchte verheißen? Dagegen spricht, dass ein gebogener Bildschirm eine Uhr nicht per se benutzerfreundlicher macht. Im Gegenteil: Der hintere Teil wird sogar schlechter lesbar, wenn der Arm leicht nach außen gedreht ist. Ziel sollte es laut Rams aber sein, „den Gebrauchswert eines Produktes zu erhöhen“. Innovativer wäre eine Uhr, die fast keinen Rahmen hat. Damit würde das sichtbare Display größer und könnte mehr Informationen anzeigen. Quelle: Presse
Gutes Design macht ein Produkt brauchbar„Gutes Design“, schreibt Rams, „optimiert die Brauchbarkeit und lässt alles unberücksichtigt, was nicht dieses Ziel dient“. Zum Beispiel zu viele Knöpfe. Oder eine Mondphasenanzeige und ähnlicher Schnickschnack, den sogar viele Designeruhren heute besitzen. Apple wird darauf achten, dass die wichtigsten Funktionen der iWatch stets auf einen Blick oder mit einem Fingertipp verfügbar werden. Und wenn der Konzern es richtig macht, dann nutzt er auch neue Display-Technik, die in der Sonne gut lesbar ist. Daran kranken nämlich viele Computeruhren, die heute auf dem Markt sind – bei manchen kann man bei Sonnenschein nicht einmal mehr die Uhrzeit ablesen. Die e-Ink-Uhr von Pebble ist dagegen ein gutes Vorbild. Quelle: Presse
Gutes Design ist ästhetischGeräte, die man täglich nutzt, so Rams, prägen das persönliche Umfeld und beeinflussen das Wohlbefinden. Darum wird Apple-Designer Ive eine Computeruhr bauen, die nicht auf Anhieb als solche daherkommt. Die Digitaluhr mit sichtbar eingebautem Taschenrechner entpuppte ihren Träger schon in den 90er Jahren als Nerd. Nein, eine iWatch muss auch ein Schmuckstück sein, das seine Nutzer jeden Morgen dazu verführt, es sich überzustreifen. Quelle: Presse
Gutes Design macht ein Produkt verständlichDas Manko vieler Smartwatches die bereits auf dem Markt sind, ist ihre Benutzeroberfläche. Ein Schalter reicht Rams, um bei seinem Wecker (siehe Foto) zwischen der Uhrzeit-Einstellung und dem Alarm-Einstellmodus umzuschalten. Mehr braucht sein Wecker nicht. Einige smarte Uhren haben da noch manches nachzuholen. Allein die Installation von neuen Apps kann zum Rätselspiel werden, weil sie via Smartphone geschehen muss. Apple sollte seine iWatch mit iTunes synchronisieren – und die Installation von Apps direkt am Gerät selbst möglich machen. Quelle: Presse
Gutes Design ist ehrlichSein Äußeres dürfe ein Produkt nicht innovativer, leistungsfähiger und wertvoller erscheinen lassen, als es in Wirklichkeit ist, predigt der langjährige Braun-Designer. Apples Gerät sollte also nichts versprechen, was es nicht halten kann – zum Beispiel so mächtig daherkommen, dass es scheint, die Uhr könne ein Handy ersetzen. Das würde Enttäuschungen provozieren – denn kein Handgelenk kann groß genug sein, um an einem daran gekletteten Mini-Bildschirm stundenlang durch Webseiten zu surfen. Quelle: Presse
Gutes Design ist unaufdringlichEines der größten Probleme beim Design von Smartwatches ist ihre Größe. Denn einerseits soll das Display möglichst groß sein, um viel darauf darstellen zu können. Andererseits wünscht sich kaum jemand einen Klotz am Arm, wie etwa die Monsteruhr Pine vom Anbieter Neptune. Das Design soll laut Rams die Geräte zurücktreten lassen und dem Menschen „Raum zur Selbstverwirklichung geben“. Demnach müsste Apples Uhr so schlank, klein und schnörkellos sein, wie es gerade machbar ist. Quelle: Presse
Gutes Design ist langlebigWenige Geräte werden mehr beansprucht als jene, die wir täglich mit uns herumtragen; noch dazu am Handgelenk. Braun verkauft darum eigene Sport-Armbanduhren, die laut dem Unternehmen mit einem kratzfesten Glas ausgestattet und in bis zu 50 Metern Wassertiefe funktionstüchtig sind. Heutige Wearables gehen allerdings oft sehr schnell kaputt – so beschweren sich Nutzer in Online-Foren, dass die Ladekontakte der LG G Watch schon nach wenigen Wochen korrodierten. Das darf Apple nicht passieren. Wasserdicht sollte die iWatch allein deshalb sein, weil sie vermutlich auch Sport-Apps unterstützen wird. Weitere Punkte würde Apple sammeln, wenn der Konzern das Display unter einem neuartigen Saphirglas verbirgt, das besonders kratz- und bruchfest ist. Quelle: Presse

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