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Apple Watch im Test Ein guter Wecker - das bringt OS2

Die neue Betriebssoftware OS 2 soll die Apple Watch für Apps anderer Hersteller öffnen. Einige Gimmicks, sinnvolle Ergänzungen sind hinzugekommen. Doch einige Schwächen bleiben.

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Ton in Ton mit neuen Displays. Quelle: REUTERS

Die Frage wird selbst im Zentrum der deutschen Uhrmacherei, dem beschaulichen Ort Glashütte, gestellt: „Sind Sie zufrieden mit der Apple Watch?“ Seit April ist die erste Uhr aus Cupertino erhältlich. Seitdem hat sie für viel Wirbel gesorgt.

Noch ist unklar, ob sie ein Hit wie das iPhone oder ein Flop wie der Newton wird. Immerhin: Mit dem Update der Software Mitte September sind einige Dinge dazugekommen, die dem Träger noch mehr Nutzen versprechen.

Die Frage nach der Zufriedenheit mit der Apple Watch kann sich in Lobeshymnen über die Qualität der Armbänder und den liebevollen Details in der Reminiszenz an die mechanische Uhrmacherei wie den schleichenden statt springenden Sekundenzeiger äußern. Und sich erstrecken bis zu der banalen Feststellung: „Ich gucke wieder öfter auf die Uhr nach der Uhrzeit.“

Viele Menschen haben sich das Tragen einer Armbanduhr abgewöhnt. Auf Computern und vor allem Smartphones ist die Uhrzeit verfügbar – der Blick auf das Armgelenk dann eben aber doch schneller. Wer das tut, ist schneller als auf jede andere Art über Dinge informiert, die tatsächlich eine echte Relevanz im Leben des Trägers haben: Uhrzeit und Datum.

Dank OS2 ist nun eine Antwort möglich, die noch weitaus banaler klingt: Sie ist ein guter Wecker. Auch vor dem Update ließ sich der Wecker auf der Uhr einstellen. Nun aber kann der Besitzer sie abends quer auf den Nachtisch legen, die Ladestation im Rücken angedockt und automatisch erscheinen Uhrzeit und eingestellte Weckzeit. Nach einigen Sekunden verlischt das sanft grünlich schimmernde Zahlenwerk auf dem Display - bis zu dem Moment, wo in der Nacht die Hand das Gehäuse leicht berührt und die Zahlenkombi für wieder einige Sekunden erscheint. Ist dann der unerfreuliche Moment des Weckens erreicht, klingelt sie wie jeder Wecker.

Wer dann halbverschlafen hinlangt, hat gute Chancen nur die Snooze-Funktion zu erwischen. Die Krone löst diesen aus. Wer den "Wecker" endgültig zum Schweigen bringen möchte, muss den kleinen versenkten Knopf drücken - aus Versehen passiert das nicht und das Risiko, wieder einzuschlafen weil der Wecker nicht mehr klingelt, ist gegen Null. Wer das ein paar Mal gemacht hat, wird das Wecken mit Telefon und dem nur halb komfortablen Drücken auf dem Display schnell nicht mehr vermissen. Das Telefon kann so zudem ausgeschaltet bleiben.

Ein Wecker für mindestens 450 Euro, der tags die Uhrzeit anzeigt? OS2 ermöglicht Entwicklern von Apps, die Sensoren der Uhr zu nutzen. Das finnische Unternehmen Polar hat mit Beat eine App, die beim Sport die Daten von der Applewatch in das eigene Programm "Flow" überträgt - vorausgesetzt der Nutzer hat sein Telefon beim Sport dabei - ein klares Manko. Eine Aufzeichnung der Sportdaten wie Herzfrequenz und Zeit ist auch weiterhin nicht ohne iPhone möglich. Und auch in der Apple-eigenen App für Training gibt es Dinge, die fehlen: Noch immer berechnet die Uhr nur die durchschnittliche Herzfrequenz. Die oft wichtige Info über den Verlauf der Herzfrequenz ist auch weiterhin nicht erhältlich.

Mehr Gimmicks

Für die spielerisch veranlagten Menschen gibt es einige neue Displayvarianten, die Apple ganz in der Sprache der Uhrmacher, Komplikationen nennt. So gibt es kleine Zeitrafferfilmchen von Paris oder Hongkong, die jedesmal ablaufen, wenn der Nutzer auf das Display schaut. Oder man kann mit der Funktion Time Travel in die Vergangenheit und Zukunft schauen. Dreht der Nutzer die Krone, dann geht die Zeit voran oder zurück und zeigt an, welche Termine im Kalender stehen oder wie das Wetter zu dem Zeitpunkt wird oder war. Geradewegs banal wirkt dagegen die Option, auf dem Zifferblatt permanent ein eigenes Foto zu haben - das aber wiederum ist für viele Menschen vielleicht extra nett. Siri, die Sprachsteuerung, die auch über die Apple Watch zu nutzen ist, startet nun die Fitness-App und findet auf Wunsch auch den nächsten Bus. Alles fein, vieles im Alltag seltener im Gebrauch, als man es vielleicht erwarten würde.

Mit dem Update wurde versprochen, dass die Apps schneller laufen. Zumindest die, die fortan nicht mehr erst mit dem immer noch notwendigen iPhone kommunizieren müssen. Das mag sein, im Alltag hat sich aus dem zögerlichen Verhalten mit OS 1 keine ganz so großartige Beschleunigung ergeben. Immer noch, kann es einige Sekunde dauern, bis die Apps dem Befehl des Fingers auch folgen. Und obwohl es schon bemerkenswert ist, dass das Display überhaupt erkennt, welches winzige Icon man drücken wollte: Oft genug ist es dann eben doch das nebendran.

Kein voller Ersatz

In der Summe ist vieles besser und die Apple Watch einen Schritt näher dran an der Eierlegenden Wollmilchsau, die sich die kühnsten Optimisten wohl erhoffen. Es war aber nur ein kleiner Schritt. Die weiteren müssen nun auch die Entwickler der Apps machen, die nicht aus dem Hause Apple selbst kommen.

Vieles ist nett, nichts ist dabei, ohne dass man keinen Tag mehr leben könnte. Aber schleichend erobern alltäglich anmutende Funktionen den Platz im Alltag. Hat das iPhone vieles ersetzt, was Kalender, MP3-Spieler und vor allem den Fotoapparat ersetzt, so schickt sich die Apple Watch an, einen Platz auf dem Nachttisch zu erobern. Falls mal wieder wer fragt.

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