Baselworld 2016 Uhrenhersteller zittern vor der Smartwatch

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Starker Franken bringt schwächere Geschäfte für Uhrenkonzerne

Andere Marken aus dem Luxussegment suchen ihr Glück teilweise im Kompromiss. Das hamburgische Unternehmen Mont-Blanc hat mit dem E-Strap zumindest einen Activity Tracker im Angebot, der am Armband der mechanischen Uhr befestigt wird. Die Marke deGrisogono wiederum hat sich mit Samsung zusammengetan und präsentiert die Gear S2 by dG. Fossil zeigt ebenso eine Smartwatch mit Display statt Zeigern, hat aber auch Hybridmodelle, die einen Schrittzähler enthalten, aber analoge Zeiger besitzen.

Je teurer die Uhren, desto schwieriger die Integration elektronischer Komponenten, meint Jean-Claude Biver in einem Interview mit Schweizer Zeitung "Finanz und Wirtschaft". Vor allem die Uhrenmodelle bis 2000 Euro würden den Druck zu spüren bekommen. Hersteller, die überhaupt nur Uhren jenseits von 5000 Euro anböten, könnten laut Biver jedoch keine elektronische Uhr anbieten, ohne ihre Marke zu schädigen.

Die Technik stammt von Samsungs Gear S2, Optik und Gehäuse von deGrisogono. Quelle: Presse

Die mechanischen Preziosen, die teils Kalender enthalten, die 100 und mehr Jahre nicht gestellt werden müssen, beziehen ihre Anziehungskraft auch aus der Langlebigkeit - Bauteile, die nach wenigen Jahren veraltet wären, passen nicht dazu.

Swatch-Chef Hayek bleibt betont gelassen. Schließlich sei die operative Gewinnmarge im Uhren- und Schmuckgeschäft zwar gefallen – aber nur von 22,1 auf 18,8 Prozent. Und mit der Konzerntochter Belenos, die bei Batterien weit vorne liegt, sei man andererseits beim technischen Fortschritt dabei.

Doch auch die Hersteller von Uhren, die mit Preisen jenseits der 10.000 Euro vornehmlich eine andere Klientel bedienen, haben 2016 auf der Leitmesse Baselworld keinen Grund zum Jubel. Noch immer steckt vielen die Aufhebung des fixen Wechselkurses des Franken zum Euro in den Büchern. Die Uhren wurden weltweit deutlich teurer, geplante Preissteigerungen wurden verschoben oder gleich ausgesetzt.

Rückgang in China

Dazu kommt der Rückgang der Umsätze in einem der wichtigsten Märkte für die Luxusuhrenhersteller: China. Das Anti-Korruptionsgesetz zeigte Wirkung, zudem kauften auch immer mehr Chinesen lieber unauffälligere Uhren als noch vor Jahren. Und eine schlichte Stahl-Uhr bringt eben deutlich weniger Umsatz als eine aus Gold mit möglichst reichlich Diamanten am Gehäuse.

Entsprechend zurückhaltend sind die 1500 Aussteller aus 40 Nationen auf der Baselworld mit einem Feuerwerk an Innovationen. Modellpflege und Konsolidierung stehen im Vordergrund. Die Exporte der Schweizer Uhrenindustrie sind im Januar weltweit um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Nach Hong Kong, einem der wichtigsten Märkte für die Luxusindustrie, sogar um 33 Prozent. Entsprechend sind die Lager der Händler voller, so dass sie zurückhaltender bei den Produzenten bestellen dürften.

Und alle schielen am 21. März mehr oder minder nervös aus der Schweiz nach Kalifornien: Dort lädt Apple in Cupertino zu einer Präsentation ein. Und zeigt vielleicht den Nachfolger der erfolgreichsten Smartwatch der Welt.

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