Wichtiger noch aber ist, was sich unter dem Deckel verbirgt: ein 2100-mAh-Akku, der selbst Vielschreiber wie mich leidlich sorgenfrei durch einen Arbeitstag begleitet - und der bei etwas zurückhaltender Nutzung auch zwei Tage lang durchhält. Einsatzzeiten von bis zu einer Woche, wie sie manch alter Blackberry zu liefern vermochte, sind mit dem Q10 allerdings nicht mehr drin. Auch das ist eine Folge der technologischen Aufrüstung bei der Funktechnik. Immerhin: Wer will, kauft sich einen Ersatzakku und tauscht den Energieträger bei Bedarf einfach aus. Von derlei Komfort können Besitzer eines iPhone oder HTC One nur träumen.
Umgekehrt, auch das sei nicht verschwiegen, träumen Besitzer eines der neuen Blackberrys bestimmt gelegentlich auch davon, einmal auf eine so umfassenden Software-Fundus zugreifen zu können, wie ihn iOS oder Android – aber auch Microsofts Windows Phone 8 – längst bieten. An deren App-Vielfalt reicht die neue BB10-Welt noch lange nicht heran. Und vermutlich wird sie es auch nicht mehr tun. Dazu haben die Kanadier in der Smartphonewelt zu viel Boden gegenüber der Konkurrenz verloren.
Andererseits ist das Software-Angebot für den Q10 und den Z10 gar nicht so mager, wie es die nicht mal sechsstellige Zahl originärer BB10-Apps befürchten ließe: Ob Dropbox-Zugriff oder Evernote-Integration, Facebook-, LinkedIn- oder FourSquare-Anbindung, Skype- oder WhatsApp-Client, ob WebEx-Zugang oder Documents-to-Go-Officepaket, Bubbles oder (unvermeidlich) Angry Birds – bis hin zur WiWo-App findet sich so manches im Blackberry World genannten App Store.
Dass Klassiker wie der Bahn-Navigator, obwohl für BB7 noch verfügbar, in einer BB10-Version noch ebenso fehlen wie etwa die App der Lufthansa, ist ein Manko. Aber ein erträgliches, denn inzwischen sind viele mobil-optimierte Webseiten nah an die Funktionalität und den Bedienkomfort speziell programmierter Smartphone-Programme herangerückt. Speziell bei der Kranich-Airline etwa ist kaum noch zu unterscheiden, ob man im Browser-Fenster für den nächsten Flug eincheckt oder in einer nativen App. Und auch das mobile Bahn-Angebot im Web macht eine eigenständige App für den Blackberry inzwischen fast überflüssig.
Für meinen alten Palm gab es die ohnehin nie, wie leider so manche andere smarte Handy-Software. Dass er Tasten und Touchbedienung so elegant verknüpfte, hat mich das lange verschmerzen lassen. Inzwischen aber hat er mit dem neuen Blackberry Q10 einen ernsthaften Konkurrenten bekommen. Er stellt – ich muss es gestehen – meine Treue zum Pre erstmals wirklich auf die Probe. Mal sehen, wie die Konkurrenz ausgeht.
Update: Der in der Ursprungsversion erwähnte Citrix-Client ist noch nicht öffentlich für das Blackberry-10-Betriebssystem freigegeben. Wann er verfügbar wird, steht noch nicht fest.