Die Deutsche Telekom hat sich nach dem Verlust der Bundesligarechte im vergangenen April mit dem Bezahlsender Sky Deutschland auf eine umfassende Zusammenarbeit geeinigt. Die beiden Unternehmen schlossen einen bis 2017 laufenden Vertrag ab, der es unter anderem den etwa 190.000 Kunden des bisherigen Telekom-Angebots „Liga Total“ auch in der kommenden Saison erlaubt, ohne Neuvertrag Fußball zu schauen. Erst ab der Saison 2014/15 muss dann ein Sky-Vertrag abgeschlossen werden, wie die Unternehmen am Freitag mitteilten.
Die beiden Partner zeigten sich mit dieser Lösung ausgesprochen zufrieden. „Das ist eine Win-Win-Win-Situation“, sagte Sky-Chef Brian Sullivan. Sowohl die Unternehmen als auch der Kunde profitiere. „Die Vereinbarung stellt sicher dass alle, die bereits die Bundesliga über die Telekom Entertain-Plattform sehen, dies auch in Zukunft ohne Unterbrechung tun können“, sagte er im Rahmen einer Telefonkonferenz.
TV-Kunden des Telekom-Internetangebots Entertain können von Mitte des Jahres 2013 an das gesamte Sky Angebot dazu buchen. Und das beinhaltet nicht nur die Bundesliga, sondern auch die Champions League, Europa League, andere Sportarten, Serien und Spielfilme. Die Münchner erschließen sich damit einen weiteren Vertriebsweg für ihre Produkte und scheinen damit der klare Gewinner dieser Kooperation zu sein.
Rückzug aus dem Pay-Geschäft?
Michael Hagspihl, Marketing-Chef der Telekom, sieht das anders. „Durch das zusätzliche Sky-Angebot wird unsere IPTV-Plattform Entertain nur noch attraktiver“, sagte er. Alle gewohnten Features wie die persönliche Konferenz, das Fan-Voting und anderen Entertain-Extras sollen auch mit dem Angebot durch Sky erhalten bleiben. Dadurch würde die Telekom auch ihr „Triple-Play“-Konzept ausbauen. „Darin sehen wir ganz klar die Zukunft“, sagte Hagspihl. Mit dem Marketing-Begriff ist die Bündelung der Dienste Fernsehen, Telefonie und Internet gemeint. Der Manager wies außerdem Überlegungen zurück, dass sich die Telekom mit der Einspeisung des kompletten Sky-Angebots aus dem eigenen Pay-Geschäft zurückziehe. „Wir bieten ja nicht nur ,Liga Total‘ an. Auch unsere anderen Angeboten werden viel genutzt“, so der Marketing-Manager.
Wie die Deutsche Fußball-Liga die Spiele zu Geld machen will
Besitzt die Übertragungsrechte an den Spielen der ersten und zweiten Fußballbundesliga.
Empfangbar über: Broadcast (Kabel, Satellit, Antenne), Netscape I (IP-TV) und Netscape II (Web-TV und Mobile-TV).
9 einzelne Pakete mit 200, 70 oder 36 Spielen, darunter z.B. alle Freitagsabend- oder 200 Samstags- und Sonntagsspiele im Bezahlfernsehen.
Dafür interessieren sich die Telekom, KF15, Kabel Deutschland, Unitymedia und Sky.
Nur der Korb mit dem höchsten Gesamtangebot kommt zum Zug.
Besteht aus 5 einzelnen Paketen:
Sportsendung Samstag von 18:30 bis 20:15 Uhr frei empfangbar
Sportsendung Samstag ab 21:45 Uhr empfangbar
Sonntag 6 bis 15 Uhr frei empfangbar
Sonntag 21:15 bis 23 Uhr frei empfangbar
Clips im Web- und Mobile-TV samstags ab 18:15 Uhr gegen Bezahlung
Dafür interessieren sich die ARD, das ZDF, Sat1 sowie Axel Springer.
Besteht aus 5 einzelnen Paketen:
Sportsendung Samstag als Stream im Web- und Mobile-TV ab 19 bis 20:15 Uhr frei empfangbar
Sportsendung Samstag ab 21:45 Uhr im TV frei empfangbar
Drei einzeln angebotene Zeitfenster am Sonntag im TV frei empfangbar
Dafür interessieren sich Yahoo, Sport1 und Google.
Was künftige Tarife oder Einstiegsangebote angeht, gaben sich die beiden Vertragspartner aus Bonn und München vorläufig zugeknöpft. „Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns“, sagte Brian Sullivan. Die technische Integration und auch die Art der Vermarktung müsse in den Details noch geklärt werden. Sullivan zeigte sich äußerst optimistisch, was die weiteren Schritte angeht. Denn die bisherigen Verhandlungen seien überaus konstruktiv verlaufen. Sullivan sagte, er könne sich vorstellen die Kooperation mit der Telekom im Rahmen weiterer Projekte langfristig zu vertiefen.
Herbe Schlappe für die Telekom
Im vergangenen Jahr hatte Sky Deutschland bei der Neuvergabe der Übertragungsrechte für die Bundesliga nicht nur erneut den Zuschlag bekommen, sondern der Telekom überraschend auch noch die Rechte für die Übertragung im Internet abgenommen. Für den Bonner Konzern war dies eine herbe Schlappe, wollte die Telekom doch eigentlich alle Rechte bekommen.
Sky-Deutschland-Chef Brian Sullivan signalisierte aber schon direkt nach seinem Erfolg Gesprächsbereitschaft. „Uns war immer bewusst, dass Bundesliga-Freunde die Bundesliga finden werden, egal wo sie zu bekommen ist“, sagt er. Dennoch sei die Telekom stets sein Wunschpartner gewesen.
Zügig vorangegangen seien die Verhandlungen dann mit dem Dienstantritt von Michale Hagspihl im Oktober. „Ich hatte mir fest vorgenommen, schnell eine Lösung zu finden“, sagte er. Binnen weniger Wochen habe man eine Einigung finden können. Über die finanziellen Rahmenbedingungen des Deals wollten sich die Unternehmen zunächst jedoch nicht äußern. Nähere Informationen würden nicht vor Ende Februar bekannt gegeben.
Für die Telekom war die Einigung mit Sky äußerst wichtig: Denn ohne die Zusammenarbeit hätten die Kunden von „Liga Total“ von der kommenden Spielzeit an in die Röhre geguckt, ebenso wie die Nutzer, die das Fußballangebot auf dem Handy nutzten. Trotz der Hängepartie habe es aber kaum Kündigungen gegeben, sagte Hagspihl. Es seien im vergangenen Quartal sogar noch weitere Kunden hinzugekommen.
Doch auch für Sky hängt eine Menge an dem Deal. „Wir gehen fest davon aus, dass sich ein Großteil der Bundesliga-Total-Kunden auch für das weiterführende Sky-Paket entscheiden wird“, hofft Sullivan. Der seit Jahren defizitäre Bezahlsender Sky musste für die TV-Rechte tief in die Tasche greifen und bezahlte insgesamt fast zwei Milliarden Euro. Großaktionär Rupert Murdoch hatte in den vergangenen Jahren immer wieder hunderte Millionen in den Konzern gepumpt. Zwar hat sich Sky zwischenzeitlich kräftig erholt und schrieb zuletzt operativ sogar schwarze Zahlen, braucht aber mehr Einnahmen und Kunden.
Mit Material von dpa, dapd und Reuters