Datenschutz Fitnesstracker offenbaren Schwachstellen im Test

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Andere Apps können zum Teil auf Fitnessdaten zugreifen

Auf Nachfrage präzisierte AV-Test die Angaben: Wenn der FitBit-Tracker gerade nicht mit einem Smartphone kommunizierte, konnten ihn die Tester mit ihrer eigenen App dazu bringen, Nutzerdaten an ein heimlich gekoppeltes Smartphone zu übertragen.

Dafür mussten sie zwar in Bluetooth-Reichweite sein, also im Umkreis von wenigen Metern, aber ganz unrealistisch ist das nicht. FitBit hat auf eine E-Mail-Anfrage von "Zeit Online" bisher nicht reagiert.

Die Geräte von FitBit und Acer waren die einzigen im Test, die Drittanbieter-Apps den Zugriff auf die Fitnessdaten erlauben. Präparierte, etwa als Spiele getarnte Apps können die Daten also heimlich abgreifen und per Internet versenden.

Mit einer manipulierten App gelang es den Prüfern zudem, Daten aus dem Acer-Armband nicht nur abzufangen, sondern auch zu verändern und zurück zum Gerät zu schicken. Interessant könnte das für Nutzer sein, die Boni oder Rabatte von ihrer Krankenkasse  bekommen, wenn sie sich nachweislich sportlich betätigen: Wer seine Fitnessdaten derart manipulieren kann, kann sich die Bewegung sparen.

FitBit und Acer landen mit acht beziehungsweise neun (mehr oder weniger schwerwiegenden) Mängeln auf den letzten Plätzen des Vergleichs. Testsieger ist das Sony Smartband. Einziges Manko nach den Kriterien von AV-Test ist hier die fehlende Option, Bluetooth direkt am Armband deaktivieren zu können.

Betrug wäre kompliziert

Die Missbrauchsszenarien mögen etwas weit hergeholt sein. So nennt AV-Test noch einen anderen Weg, die Krankenkassen zu betrügen: Wer die Daten eines gleichaltrigen, aber deutlich sportlicheren Nachbarn abgreifen und in sein eigenes Profil übernehmen kann, muss sich nicht selbst bewegen. Er müsste sich allerdings regelmäßig in Bluetooth-Reichweite von eben jenem Nachbarn begeben, wenn der gerade seinen Tracker trägt. Angesichts der bisherigen Verbreitung von Fitnesstrackern und vor allem den wenigen entsprechenden Krankenkassen-Angeboten dürften solche Fälle äußerst selten vorkommen.

Zumindest aber zeigen solche Tests, dass manche Hersteller keinen gesteigerten Wert auf die Sicherung von Nutzerdaten legen. Vertrauen in das kommende Internet der Dinge entsteht so nicht.

++Update: Die PR-Firma von FitBit in Deutschland hat mittlerweile reagiert und ein Statement von FitBit zur angeblich mangelhaften Authentifizierung angekündigt.

Dieser Artikel ist zuerst auf "Zeit Online" erschienen.

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