Digitalradio DAB+ Comeback des Kofferradios

Der digitale Radiostandard DAB+ macht eine fast vergessene Geräteklasse wieder populär – die Tisch- und Kofferradios. In den 70er Jahren Kult, bietet der Markt aktuell knapp 250 Geräte vom Radiowecker bis zur luxuriösen Stereoanlage. Was steckt hinter DAB+ und was bringt Digitalradio in der Praxis? Wiwo.de erklärt die Hintergründe und stellt die besten Geräte vor.

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DAB+-Radios Quelle: PR

Das Radio gehört seit vielen Jahrzehnten zur Grundausstattung eines jeden Haushalts. Täglich und rund um die Uhr bereiten die Sender eine wohldosierte Mischung aus Nachrichten, Musik, Features und Hörspielen auf. Die Hörer können die Inhalte aufnehmen, ohne dass sie dazu auf ein Display starren müssen. Sie können im Auto sitzen und nebenbei ein spannendes Hörspiel genießen. Oder im Wohnzimmer die Wände tapezieren und nebenbei die aktuellen Popmusik-Charts hören. Oder in der Küche Spaghetti kochen und währenddessen die Live-Übertragung von "La Bohème" mit Anna Netrebko aus der New Yorker Met genießen. Das alles geht eben nur mit dem Radio.

Doch der Empfang ist bei UKW-Radios nicht immer störungsfrei. Geht man am Gerät vorbei, entsteht oft eine kurze Rauschfahne. Schwächere Sender machen keinen Spaß, weil es dann vernehmlich rauscht. Hier werden die Nachteile des analogen Funks deutlich. Genau betrachtet ist das Radio das letzte analoge Gerät. Fernseher, PC, Notebook, Tablet-PC, alles ist heute digital. Sogar die Musik kommt immer öfter von der Festplatte und wird übers Netzwerk gestreamt.

Die besten DAB+-Radios
Albrecht DR 315 C Quelle: Presse
Technisat DigitRadio 500 Quelle: Presse
Auna Radio Gaga Internetradio Quelle: Presse
Pure Pop Maxi Quelle: Presse
Blaupunkt RX +12 Quelle: Presse
Dual Nr 5 DAB Quelle: Presse
Grundig Music 85 DAB+ Quelle: Presse

Doch auch beim Radio kündigt sich seit Jahren ein Wandel an. Das Schlagwort heißt DAB beziehungsweise DAB+. Die Abkürzung steht für Digital Audio Broadcasting und bezeichnet einen digitalen Standard für die terrestrische Übertragung von Radiosendungen – also via Funkmast und Antenne. DAB gibt es in mehr als 40 Ländern, allerdings nutzen diese teilweise unterschiedliche Frequenzbänder.

Die Vorteile von DAB+

Der digitale Standard hat auch für die Verbraucher Vorteile. So ist durch die digitale Übertragung rausch- und knisterfreier Empfang möglich – im Idealfall fast in CD-Qualität. Während sich bei UKW schon relativ kleine Störungen im Empfang bemerkbar machen, erklingt eine DAB+-Sendung jederzeit störungsfrei und perfekt, solange das Sendesignal eine gewisse Mindeststärke nicht unterschreitet. So ist der Empfang auch unterwegs stabiler. Hinzu kommt, dass im Digitalradio wesentlich mehr Sender zu empfangen sind als bei UKW. Die DAB+-Displays zeigen auch kurze Textmeldungen und Musik-Infos an. Das gibt es zwar unter dem Begriff RDS (Radio Data System) auch schon bei UKW, doch die RDS-Informationen sind im Umfang deutlich eingeschränkt.

Die besten mobilen TV-Empfänger, Apps und Webdienste
Terratec Cinergy Mobile Wifi Quelle: Presse
Elgato Eye TV W Quelle: Presse
Ultron DVB-T-Stick Quelle: Presse
Hauppauge WinTV-Aero Quelle: Presse
PCTV Pico Stick Quelle: Presse
PCTV Diversity Stick Solo Quelle: Presse
Elgato Eye TV Go Quelle: Presse

Sendestart im August 2011

In Deutschland hat das Digitalradio DAB+ am 1. August 2011 offiziell den Sendebetrieb aufgenommen. Vorausgegangen war eine lange Erprobungsphase. Erste Digitalradios gab es schon 2004, damals noch mit dem Vorgängerstandard DAB. Zum Sendestart von DAB+ gab es drei öffentlich-rechtliche und neun private Sender. Heute ist die Auswahl deutlich größer. Im Raum München sind derzeit 50 Programme zu empfangen, in Berlin 39, in Hamburg 21. Auf der DAB+-Infoseite Digitalradio.de lässt sich das Programmangebot mit einer interaktiven Karte standortgenau ermitteln. Da sieht man auch, dass DAB+ nicht überall so viel Sender zu bieten hat. In Bautzen gibt es im Moment nur 11 Programme.

Die Sendeanstalten haben ein Interesse daran, UKW möglichst bald einzustellen und den Betrieb auf den digitalen Standard umzustellen. Denn der teure Parallelbetrieb (Simulcast) von DAB+ und UKW mit gleichen Inhalten verschlingt laufend Gebührengelder. Eigentlich wollten die Sendeanstalten das gute alte UKW schon zum Ende dieses Jahres einstellen.

Die Streaming-Anbieter im Internet

Das Problem ist nur: Laut TNS Infratest stehen derzeit nur etwa fünf Millionen DAB+-Radios in den Haushalten. Dagegen sind 143 Millionen UKW-Radios in Betrieb. Anders als beim Digitalfernsehen, das der Unterhaltungselektronik-Branche den Boom bei Flachbildfernsehern bescherte, sorgt das Digitalradio nicht gerade für Menschentrauben in den Elektronikmärkten. Und die alten UKW-Geräte wollen zum großen Verdruss der Intendanten einfach nicht kaputtgehen.

Eine schnelle UKW-Abschaltung in diesem Jahr wäre also pures Radio-Harakiri geworden.

Immerhin wächst der Anteil von Digitalradios langsam aber stetig. Lag er 2013 noch bei 1,9 Prozent, waren es 2014 immerhin 3,3 Prozent. Deutschlandradio, führender Verfechter von DAB+, nennt das einen "satten Zuwachs von fast 60 Prozent". Solche Jubelmeldungen aus dem Zahlenkeller werden leichter verständlich, wenn man bedenkt, dass der Start erst wenige Jahre her ist. Um die Verbreitung der Digitalradios zu beschleunigen, werden diese von den Radiosendern massiv beworben. Dazu gehören auch Websites wie die bereits erwähnte Digitalradio.de, die unter dem Slogan "Radio der Zukunft" Informationen über Sender, Programme und Geräte verbreitet.

Digital-Radios mit vielen Extra-Features

Langfristig wird sich DAB+ also durchsetzen. An hübschen, neuen DAB+-Geräten mangelt es jedenfalls nicht mehr. Mehr als zweihundert Tisch- und Kofferradios sind aktuell auf dem Markt präsent, dazu kommen rund drei Dutzend DAB+-Radiowecker. Nicht zu vergessen, die Hi-Fi-Stereoanlagen mit DAB+-Tuner. Fast alle Geräte bieten zusätzlich noch UKW-Empfang.

Die Hersteller beschränken sich aber nicht auf die bloßen Radiofunktionen. Viele Geräte verbinden sich via Bluetooth mit dem Smartphone oder Tablet, streamen Musik aus dem Multimedia-Heimnetzwerk oder holen via WLAN-Router Tausende von Webradiosendern ins Haus. Sogar der mit MP3-Musik betankte USB-Stick lässt sich anschließen. Diese oft tragbaren, kompakten Geräte entwickeln sich zu mobilen Soundzentralen und etablieren im Grunde eine neue Geräteklasse. So hat das kleine Küchenradio mehr Auswahl an Musikquellen und Sendern als Gewürze auf der Anrichte stehen. Wie man dieser Vielfalt neben dem Pasta kochen Herr wird, ist eine andere Frage.

Die größten Plattensammlungen im Internet
BaboomKim „Dotcom“ Schmitz hat den lange angekündigten Streamingservice Baboom veröffentlicht. Dabei handelt es sich um einen „Spotify-iTunes-Hybriden“ mit einem ungewöhnlichen Vertriebsmodell. Baboom will ein Browserplugin veröffentlichen, das auf Websites eingebundene Anzeigen austauscht, Nutzern einen Anteil am daraus generierten Werbeumsatz verspricht und damit den „kostenlosen“ Download von ansonsten kostenpflichtigen Musikalben ermöglicht. Momentan besteht Baboom nur aus wenigen Unterseiten, Schmitz spricht von einer „Sneak Peek Demo“. Im Mittelpunkt steht dabei sein selbst produziertes Musikalbum „Good Times“. Seine 17 Lieder können kostenlos über die Plattform heruntergeladen werden. Quelle: Screenshot
Google Play Music Google drängt auch in Deutschland ins Geschäft mit dem Musik-Streaming. Die App "Google Play" bekommt außerdem eine Radiofunktion. Das Angebot startet am Freitag unter dem Namen "Google Play Music All Inclusive". Bis zum 15. Januar kostet der monatliche Beitrag für die Musik-Flatrate mit Offline-Nutzung 7,99 Euro. Dafür stehen den Nutzern 20 Millionen Titel zur Verfügung. Anbieter wie Simfy, Spotify, Rdio, Deezer und Napster haben auch günstigere Monatsabos.Quelle: Foto: Rainer Jensen / Google Germany Quelle: dpa
VevoVevo gehört Sony und dem weltgrößten Musikkonzern Universal Music. Der Dienst ist kostenlos und finanziert sich über Werbung. Deshalb wird nach jeweils drei Musikvideos ein Werbeclip eingespielt. Die Nutzer können in Deutschland über die Website, die Apps für Smartphones und Tablets, die Settop-Box Apple TV sowie die Spielekonsole Xbox auf Vevo zugreifen. Quelle: Screenshot
Der Live-Stream der seit März 2012 existierenden Plattform Spotify bietet Millionen Songs an. Eine Gratis-Version steht zum Download bereit, zusätzlich kann sich der Nutzer per Facebook oder Twitter mit seinem Spotify-Account verlinken und so seine erstellten Playlists teilen. Anfang 2013 hat der schwedische Internet-Dienst seine Angebote für das Musikhören unterwegs weiter ausgebaut. Auf der Mobilfunkmesse MWC in Barcelona gab der Automobilhersteller Ford bekannt, dass der Spotify-Dienst serienmäßig in seiner neuen Geländelimousine EcoSport integriert werde. Dabei komme eine spezielle Technik zur Sprachsteuerung von Apps zum Einsatz, erklärte der für Forschung zuständige Ford-Manager Paul Mascarenas nach einer Pressemitteilung. Damit könnten Autofahrer Smartphone-Apps verwenden, ohne die Hand vom Steuer nehmen zu müssen. Quelle: Screenshot
Die Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Die Dienste des aus Ingolstadt stammenden Programms Juke sind nur über iOs und Android abzurufen. Die Plattform bietet zwar ein 14-tägiges Probe-Abo, jedoch nur einen einzigen Kostentarif, in dem alle Premiumfunktionen schon enthalten sind. Durch eine zweiwöchige, kostenlose Probeanmeldung bei Juke hat der User zusätzlich Zugriff auf Mixtapes und diverse Radiosender.Preis: 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Die nach einem haitischen Tanzstil benannte Musik-Plattform rara bietet, ähnlich wie Rdio, Spotify und co., eine Musikauswahl von rund 22 Millionen Titeln. Auf Wunsch kann der User über rara Songs nach Stimmungslage sortieren und eine Multifunktionsplattform benutzen.Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot

Einen weiteren Kaufanreiz soll das extravagante Design vieler Modelle setzen. Hier locken einige Hersteller mit charmanter Retro-Optik, die an klassische Kofferradios aus den 60er- und 70er-Jahren erinnern. Gelungene Beispiele sind die Modelle von Roberts oder View Quest. Andere Hersteller wie Grundig zeichnen eher eine sachlich puristische Linie, mit viel Metall und blau schimmernden Displays.

Die Kardinalfrage: Wie gut klingt DAB+?

Doch lange Feature-Listen und Retro-Optik reichen natürlich nicht, um die Fans des analogen Radios zu überzeugen. Sie fragen vor allem nach der Klangqualität, etwa bei Live-Übertragungen von Konzerten. Infos über Bitraten und Codecs werden in Digitalradio auf dem Display angezeigt. Aber gerade Angaben wie "Bitrate 96 kBit/s" machen audiophile Hörer misstrauisch. Schließlich hat jeder Hi-Fi-Anhänger gelernt, dass komprimierte Musikdaten nicht so gut klingen wie unkomprimierte. Daher die Abneigung der Musikliebhaber gegenüber MP3. Und die vollmundigen Versprechungen der DAB+-Vertreter beziehen sich ja hauptsächlich auf Rauschfreiheit und störungsfreien Empfang.

Kann DAB+ also gut klingen?

Was die neuen Cockpits können
Tesla Der Elektroautobauer Tesla hat schon bei seinen ersten Fahrzeugen großen Wert auf das Infotainment gelegt - also die gute Bedienbarkeit von Musik-Diensten, Navigationsgerät, Kommunikation und Serviceinformationen zum Fahrzeug. Nun ist dem Unternehmen in den USA ein neuer Coup gelungen. In Kooperation mit dem Mobilfunkanbieter AT&T sollen die Elektroautos mit einem Zugang zum Highspeed-Internet ausgestattet werden. Damit wäre nicht nur ruckelfreies Webradio und Surfen im Internet möglich. Auch Verkehrsinformationen für das Navigationssystem ließen sich in Echtzeit abrufen. Und bliebe der Wagen stehen, könnte eine Service-Hotline per Netz eine Ferndiagnose des Motors durchführen. Quelle: REUTERS
Kia UvoDas Infotainmentsystem von Kia lässt sich per Sprachsteuerung und Touch steuern. Die erste Variante des Systems entwickelten die Koreaner gemeinsam mit Microsoft. Die aktuelle Version setzt auch auf mobile Dienste und baut auf Googles Betriebssystem Android auf. Dadurch kann das System zum Beispiel auf die Karten und Informationen der Plattformen Google-Maps und Google-Places zugreifen. Steuern lässt es sich sich zusätzlich über Android- und Apple-Smartphones. Quelle: Presse
Audi TabletWie sehr die Welt der mobilen Rechner in die der Automobilbranche übergreift, zeigt ein neues Produkt aus dem Hause Audi. Erst kürzlich stellte der Autobauer auf der Elektronik-Messe CES in Las Vegas ein eigenes Tablet vor. Unter dem Titel "Audi Smart Display" soll das Gerät die Bedienung der Infotainment-Angebote im Auto erleichtern. Denn während Nutzer Tablets intuitiv bedienen können, tun sich viele mit den umfassenden Möglichkeiten von Infotainmentprogrammen im Auto noch schwer. Das Tablet hat einen 10 Zoll großen Display, der sich ganz einfach mit dem Infotainment in neuen Audi-Modellen verbinden lässt. Außerdem bietet es einen direkten Zugriff auf Googles Playstore und damit auf alle Android-Apps für Tablets. Quelle: Presse
Audi und GoogleGleichzeitig haben Google und Audi erst kürzlich auf der CES in Las Vegas bekannt gegeben, künftig miteinander kooperieren zu wollen. Damit sollen alle Audi-Bordsysteme auf dem Betriebssystem Google Android basieren. Auch in den neuen Modellen von General Motors, Honda und Hyundai wird künftig Android als Infotainmentplattform verbaut.  Quelle: AP
Infiniti InTouch Das neue Infotainment-System der Luxusmarke wurde auf der Elektronik-Messe CES vorgestellt. Das System macht es möglich das Smartphone mit dem Bordcomputer zu verbinden. Somit kann der Fahrer über das Programm auch im Fahrzeug direkt auf seine Kontakte, E-Mails und einige Apps zugreifen. Nachrichten liest einem das Programm auf Wunsch laut vor. Musik kann auch per Sprachsteuerung ausgewählt werden. Besonders praktisch: Auf der Infiniti-Plattform lassen sich sogar die Sitz- und Spiegeleinstellungen von bis zu vier Fahrern speichern. Quelle: REUTERS
Nokias KartendienstAuch Nokia versucht sich einen Platz im Auto zu sichern. Seit Jahren bieten die Finnen Kartendienste für den Verkehr an. Im Sommer hat der einstige Handy-Riese hunderte Millionen Euro in die Hand genommen, um die Dienste zu erweitern. Bisher ist die Plattform "Here" so ausgelegt, dass sie neben der Kartendienste auch eine Integration von Musik und Internetangeboten vorsieht, wie zum Beispiel der ortsbezogene Dienst Foursquare. Eingebunden ist außerdem eine "Auto-Cloud", über die der Fahrer aktuelle Informationen zu Spritpreisen oder freien Parkplätzen abrufen kann. Die Autobauer können für ihre Produkte selbst entscheiden, welche Serviceangebote von Nokia sie einbinden wollen. Quelle: dpa
BMW i3Das Infotainmentsystem des deutschen Elektroautos lässt sich sogar per Smartwatch Samsung Galaxy Gear steuern. Damit hat der Autofahrer Informationen wie den Kilometerstand, den Batteriestand oder den Parkstandort auf der Uhr gespeichert und so immer dabei. Auch ob Fenster geöffnet oder geschlossen sind, lässt sich mit einem Blick aufs Handgelenk überprüfen. Besonders praktisch: Per Spracherkennung lassen sich Klimaanlage und Heizung auch aus der Entfernung steuern. Somit ist der Wagen im Winter schon vorgeheizt und die gefrorene Scheibe getaut, noch ehe der Fahrer das Auto überhaupt aufgeschlossen hat. Quelle: dpa

Die Antwort ist gar nicht so einfach. Denn die neuen Komprimierungsverfahren für DAB+ sind äußerst effektiv und nicht mit dem betagten MP3-Algorithmus vergleichbar. Das verwendete "MPEG-4 High Efficiency Advanced Audio Coding" kurz HE-AAC (AAC+ v1) liefert bereits bei 96 kBit/s eine "sehr gute Audioqualität, die auch von Experten in Hörtests nur in Einzelfällen von uncodierten Signalen unterschieden werden können." Das zumindest behauptet das Münchner Institut für Rundfunktechnik (IRT).

Manchen überzeugt auch das nicht. Technisch versierte Hi-Fi-Fans stören sich nämlich an einem Codierungstrick, der "Spektralband-Replikation" (SBR). Stark vereinfacht ausgedrückt, spart man sich dabei die Übertragung höherer Frequenzen ab etwa 5 bis 10 kHz. Bei der Dekodierung des Musiksignals im Digitalradio werden die ausgesparten Frequenzen wieder aus den Hüllkurven der niedrigeren Frequenzen errechnet. Diese Berechnung klappt aber nur annähernd, da sie auf Annahmen basiert, die nicht unbedingt zutreffen müssen. Zwar hört das Ohr in diesem Bereich weniger kritisch, die Klangeinbußen sind also nicht dramatisch, aber ein Verlust an Klangqualität ist es eben doch.

Das ist aber nicht der einzige Trick, um Bandbreite auf Kosten des Klangs zu sparen. Es gibt auch die Möglichkeit, das Stereosignal nur in Mono zu übertragen und den Stereoeffekt später aus eingebetteten Zusatzdaten zu rekonstruieren – "parametrisches Stereo" genannt (PS).

Auf diese Weise liefern sparsame Bitraten um 64 kBit/s und weniger noch akzeptablen Radioklang. Pro Kanal können mehrere Programme stückchenweise in abwechselnden Paketen übertragen werden, das sogenannte Multiplexing. Bis zu acht und mehr Programme kann so ein Multiplex-Ensemble enthalten. Je geringer also die Datenrate umso mehr Programme. Das ist preisgünstiger und deshalb sogar für Privatsender interessant. Bislang scheuen viele Privatsender den zusätzlichen Einstieg in DAB+, der sich einfach noch nicht rechnet.

DAB+ rettet sich mit hochwertiger Soundqualität

Für das audiophile Lager sind das aber eher schlechte Nachrichten. Doch hier naht die Rettung. Denn DAB+ ist durchaus in der Lage, hochwertige Soundqualität zu produzieren, und zwar bei Bitraten ab etwa 128 kBit/s. Das DAB+-Klassik-Programm des Bayerischen Rundfunks beispielsweise wird mit 144 kBit/s gesendet. Die oben erwähnten Tricks SBR und PS bleiben außen vor. Außerdem kommt ein anderer klanglich besserer Codec (AAC-LC) zum Einsatz. Das hört sich auch über gute Kopfhörer schon sehr CD-ähnlich an. Olaf Korte vom Fraunhofer Institut IIS meint: "Bitraten von 128 bis 160 kBit/s mit dem Codec AAC-LC würde ich CD-nahe Qualität zusprechen".

Das wäre dann übrigens auch gegenüber UKW ein klanglicher großer Fortschritt. Zu hoffen bleibt, dass die Digitalradiosender zumindest bei anspruchsvoller Musik auf klangmindernde Tricks verzichten, auch wenn das Bandbreite beansprucht und damit mehr Geld kostet.

Die bekanntesten Musik-Portale im Internet
Amazon startet Prime Music in Deutschland und Österreich - als Bestandteil von Amazon Prime ohne zusätzliche Kosten. Quelle: obs
Apple Music Quelle: dpa
Die seit März 2012 existierende Plattform Spotify bietet mehr als 30 Millionen Songs an. Eine Gratis-Version erlaubt das Anhören der Musik mit Werbeunterbrechungen. Zusätzliche Premiumfunktionen wie das Downloaden von Liedern sind wie bei den meisten Streaming-Angeboten kostenpflichtig. Nach eigenen Angaben hat Spotify mehr als 75 Millionen Nutzer, 20 Millionen von ihnen zahlen. Der Streaming-Dienst ist in 58 Ländern verfügbar.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Die Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Mit Ampya versucht die ProSiebenSat.1 Media seit 2011 auf dem boomenden Markt der Streaming-Dienste Fuß zu fassen. Beflügelt durch viel Werbung auf den TV-Kanälen des Medienunternehmens zählt Ampya zu den bekanntesten Diensten in Deutschland. 2014 wurde Ampya von Deezer mit dem Ziel übernommen, in Europa noch weiter zu wachsen.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Seit 2012 ist WiMP aus der Bethaphase heraus. Gegründet wurde der Musikstreamingdienst in Norwegen, wo sein Mutterkonzern "Aspiro" sitzt. WiMP gibt es bis jetzt in fünf Ländern zu hören: Deutschland, Norwegen, Dänemark, Schweden und Polen. "Aspiro" spielt schon mit dem Gedanken WiMP auch in Finnland, Portugal, Österreich und der Schweiz zu etablieren. Mit einer hohen Sound-Qualität (gegen Aufpreis) und einem eigenen Redaktionsteam, das Musik empfiehlt, will sich WiMP von der Konkurrenz abheben.Preis: 4,99 bis 19,90 Euro monatlich
Napster startete als Musiktauschbörse und wurde schnell zur Plattform für illegale Raubkopien. Auf rechtlichen Druck der Musik-Industrie wurde die Plattform 2001 geschlossen. Der legale Streaming-Dienst gleichen Namens bietet mehr als 25 Millionen Songs und ist damit einer der größten überhaupt. Nach einer kostenlosen Testphase gibt es den Dienst allerdings nur noch gegen Geld.Preis: 7,95 bis 9,95 Euro monatlich Quelle: AP

Der Wiwo-Praxistest

Was das Digitalradio in der Praxis leistet, hat die Wiwo-Redaktion anhand von drei Radios aus drei Geräteklassen ausprobiert. Ein Radiowecker von Pure, ein Kofferradio von Roberts und ein hochwertiges Stereo-Tischradio von Noxon mussten auf den Prüfstand. Die wichtigsten Erkenntnisse daraus: Trotz großer Preisunterschiede ist die Qualität des DAB+-Empfangs bei den Geräten ungefähr gleich. Die Zeiten, in denen besonders empfindliche und trennscharfe Empfangsmodule einem UKW-Radio besseren Empfang als der Konkurrenz ermöglichten, sind bei DAB+ offensichtlich vorbei.

Für den Klang wichtiger als die Signalqualität sind die Verstärkermodule und die Lautsprecher der Geräte. Da führt oft der Rotstift sein unfreundliches Regiment. Wer ein Digitalradio anschafft und auf guten Sound Wert legt, sollte also im Datenblatt vor allem auf die verwendete Lautsprecher- und Verstärkertechnik schauen.

Das sind die Highlights der Cebit
Der Spielzeug-Dino «Watson» («Cognitoy») des start-up Unternehmens Elemental Path Quelle: dpa
Ein Mann trägt sein Smartphone direkt vor seinem Gesicht Quelle: REUTERS
eine Frau benutzt ein IO Hawk Quelle: AP
Der Getränke-Kühlschrank von plenti Media soll seine Besitzer mit einer intelligenten LCD-Anzeige unterhalten, auf der aktuelle Fotos und Videos aus Cloud und Netzwerk gezeigt werden können. "Die ideale Kombination von digitalen Bildern und realen Produkten" wirbt das Unternehmen. Quelle: Presse
ein Thermostat von Tado Quelle: Screenshot
Powerbanks, also Ladestationen für das Smartphone, sind gerade beim Cebit-Partnerland China der Renner. Da kommt die Ladestation auch schon mit integriertem Schminkspiegel daher. Nicht weniger skurril, dafür aber für beide Geschlechter nützlich, ist der HotPot von Terratec. Das Unternehmen hat eine Thermoskanne mit integrierter Powerbank hergestellt. Aus der eingefüllten heißen Flüssigkeit (ab 80°C) generiert die Kanne Strom und lädt damit den integrierten Akku auf. So kann beispielsweise beim Campen Wasser am Lagerfeuer erhitzt und als Energiequelle für das Smartphone genutzt werden. Quelle: Presse
Das Start-up Husarion präsentiert auf der Cebit seinen herzförmigen Roboter RoboCore. Das junge Unternehmen baut für seine Kunden individuelle Roboter zusammen, die per WLAN und Bluetooth gesteuert werden können. Der RoboCore ist außerdem mit anderen mechanischen Systemen kompatibel. Quelle: Screenshot

Bei den kleineren Koffer- und Tischradios lässt sich aber meistens gar nicht beurteilen, ob der DAB+-Klang wirklich fast so gut ist wie von CD. Denn die Sound der kompakten Geräte ist generell nicht gut genug, um mögliche Unterschiede auch deutlich hörbar zu machen.

Der Wiwo-Praxistest zeigt daneben, dass manchmal ein paar Zentimeter über noch ausreichenden Empfang entscheiden können. Das ist ein entscheidender Vorteil der Digitaltechnik: Auch schwacher Empfang ab etwa 20 Prozent der maximalen Signalstärke genügt für klaren rauschfreien Klang.

Fazit: Das Radio lebt

Die Versprechungen des Digitalradios sind zwar recht vollmundig, teilweise aber auch berechtigt. Wenn der Ausbau der DAB+-Sendestationen fortschreitet, dürfte der Empfang in entlegenen Regionen noch stabiler werden. Auf der Haben-Seite steht auch das größere Klangpotenzial gegenüber UKW – sofern es von den Sendern denn genutzt wird. Mit den schicken Digitalradios ist eine neue Geräteklasse entstanden, die mit Netzwerkanschluss und Internetradio noch mehr Informationen und Unterhaltung ins Wohnzimmer bringt. Das gute alte Radio wird also auch in Zukunft zur Grundausstattung eines jeden Haushalts gehören.

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