Drogenplattform Silk Road 2.0 Der Aufstieg des Darknet-Handels

Ermittler haben Silk Road 2.0 geschlossen, einen der größten Marktplätze für illegale Waren im Internet. Doch der Handel im Darknet boomt auch auf anderen Seiten.

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So sah Silk Road 2.0 aus, bevor die Seite von den Behörden stillgelegt wurde. Quelle: Screenshot

"This hidden site has been seized", steht in dicken Lettern auf der Seite. Das illegale Online-Drehkreuz Silk Road 2.0 ist dicht. Gekapert und beschlagnahmt von den Strafverfolgungsbehörden der USA. Wenige Tage zuvor war die Seite ein Einkaufsparadies für kriminelle Shopper.

Auf dem Marktplatz gab es, was das dunkle Herz begehrt: Ecstasy, Marihuana, Anleitungen zum Kreditkartenbetrug, vermutlich gehackte Lifetime-Accounts zu Hardcore-Porno-Webseiten. Den nachgemachten Kaschmirschal von Burberry gab es für 38,60 und ein Gramm reines Kokain für 80,80 Euro.


Silk Road 2.0 ist der Name eines geheimen Netzwerks, einer Art illegalem Ebay oder Amazon – mit anderem Schwerpunkt. Auf der Plattform wurden illegale Dienstleistungen und Drogen umgeschlagen und zwar im großen Stil.

Dass die Seite nun nicht mehr zu erreichen ist, gilt als großer Erfolg für die Strafverfolgung. Und sie haben nicht nur die Seite geschlossen, sondern auch den mutmaßlichen Kopf dahinter festgenommen: Den 26-jährigen Blake Benthall, der früher bei der privaten Raumfahrtfirma SpaceX arbeitete.

Unter dem Pseudonym "Defcon" soll er Silk Road 2.0 als Administrator betreut haben. US-Medien zitieren die zuständige Staatsanwältin Kathryn Haun mit den Worten, der Verdächtige habe "alles gestanden". In seinem Besitz wurden offenbar mehrere gefälschte Ausweise und in seiner Wohnung 100.000 Dollar in bar gefunden.

Die Behörden lassen jedoch wenig Spielraum bei den drohenden Konsequenzen: "Diese Silk Road ist der direkte Weg ins Gefängnis", sagte Staatsanwalt Preet Bharara laut Medienberichten. Angeklagt ist Benthall wegen Drogenhandels, Computer-Hacking, Geldwäsche und Handels mit gefälschten Ausweisen.

Boom der illegalen Marktplätze

So aufsehenerregend dieser Fahndungserfolg auch ist, er löst das Problem nicht. Der Schlag gegen Silk Road 2.0 ist derzeit nur ein Erfolg im Kampf gegen eine rasant wachsende Form der Kriminalität.

Vor gut einem Jahr feierten die Behörden einen ähnlichen Sieg. Der Betreiber der ursprünglichen Silk Road ging den Beamten ins Netz. In einer spektakulären Aktion wurde Ross Ulbricht, genannt Dread Pirate Roberts, von bewaffneten Sondereinsatzkräften überwältigt. Ein Schock ging durch die Szene. Ein kleiner, kurzer.

Es dauerte keine fünf Wochen, bis ein nahezu identischer Nachfolger online ging: Silk Road 2.0. Und der illegale Marktplatz ist kein Einzelphänomen. Der Markt boomt. Die amerikanische Digital Citizens Alliance hat 18 der wichtigsten illegalen Marktplätze untersucht – und attestiert eine rasante Wachstumstendenz: Zwischen Januar und August ist die Zahl der dort gelisteten Waren von 41.000 auf 66.000 gestiegen.

Aber nicht nur die Masse an Marktplätzen relativiert den Schlag gegen Silk Road. Lange galt Silk Road 2.0 als größter Anbieter, mittlerweile haben andere die Führung übernommen. Agora and Evolution sind laut dem "Economist" allein in den vergangenen zwei Monaten um 20 Prozent gewachsen und listen mittlerweile zusammen mehr 36.000 Artikel.

Für die Betreiber der Websites ist das Geschäft äußerst lukrativ. Offenbar hat der Silk-Road-2-Betreiber vier bis acht Prozent vom verkauften Warenwert als Kommission eingestrichen. Das habe ihm nach Angaben der Ermittler im Monat rund 320.000 Euro eingebracht.

Wie man Zugang zum Darknet bekommt

Neben der Zahl der Waren wächst auch die der potentiellen Kunden. Allein auf Silk Road 2.0 sollen zuletzt rund 150.000 Nutzer unterwegs gewesen sein. Das hat Gründe. Nicht nur, dass die Shops an ihrem Service arbeiten und Silk Road sogar nach dem Vorbild von Amazon Sterne-Bewertungen zufriedener Kunden zeigte. Die Bedienung ist vergleichsweise einfach – und der Kauf sicherer als der Besuch beim nächstgelegenen Straßendealer.

Auch wenn die illegalen Marktplätze Teil des sogenannten Darknets und nicht so leicht zu erreichen sind wie Amazon und wiwo.de: Es ist nicht allzu schwer, einen Zugang zu bekommen.

Neben der Adresse, die sich leicht googlen lässt, wird nur ein Tor-Browser (TOR steht für The Onion Routing) benötigt. Der ist an sich nicht illegal, frei im Netz verfügbar und funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Statt eine Seite direkt anzusteuern, wählt er zunächst eine zufällige Route von Tor-Servern an und wird immer weiter verbunden. Das macht die Rückverfolgung nahezu unmöglich und sichert die Anonymität.

Bezahlt wird auf den Plattformen in der Digitalwährung Bitcoin, die ist ebenfalls frei, leicht erhältlich und stark umstritten. Auch sie erschwert den Strafverfolgungsbehörden die Ermittlungen erheblich und macht das Shopping im Darknet zur vergleichsweise sicheren Angelegenheit.

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