Drohnen für jedermann Fliegende Kameras erobern den Himmel

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"Wie eine Gondel einer Seilbahn"

Die Solo von 3D Robotics wiederum fliegt auf Handybefehl vorprogrammierte Manöver ab. So kann der Nutzer etwa den Start- und Zielpunkt und die gewünschte Flughöhe festlegen, die Drohne folgt der Strecke so präzise, als wäre sie eine Gondel einer Seilbahn. Im Orbit-Modus umkreist sie wie ein Satellit eine Stelle und nimmt eine perfekte Rundum-Ansicht auf.

Mit solchen intelligenten Funktionen und immer ausgefeilteren Sensoren wollen die Hersteller auch vermeiden, was Flugaufsichtsbehörden und besorgte Bürger fürchten: Drohnen könnten unkontrolliert vom Himmel stürzen und Unfälle auslösen. In Internet-Foren häufen sich Beiträge über Flieger, die sich plötzlich verselbstständigen. DJI hat seinen Drohnen inzwischen Flugverbotszonen einprogrammiert, damit sie etwa Flughäfen nicht zu nahe kommen.

Bebop liegt in der Luft

Aber auch die Sicherheitsbehörden rüsten auf. Sie sind alarmiert, seit Drohnen über französischen Atomkraftwerken kreisten, beim japanischen Premier auftauchten und Drogen in Gefängnisse schmuggelten; im Januar stürzte eine sogar auf dem Gelände des Weißen Hauses ab. Beim Boston-Marathon am 20. April galt erstmals ein Flugverbot. Ein Warnsystem des US-Start-ups Drone Shield überwachte den Luftraum mit Mikrofonen, die das Geräusch herannahender Flugroboter erkennen. Wäre einer nahe der Laufstrecke aufgetaucht, hätten 40 Polizeibeamte sofort eine Textnachricht auf ihr Handy erhalten.

Auch das Start-up Dedrone aus Lohfelden bei Kassel arbeitet an einem Warnsystem – und hat gerade 2,7 Millionen Euro Wagniskapital eingesammelt. Künftig sollen die Sensoren der Hessen Drohnen orten, die sich Fabriken, Gefängnissen oder Flughäfen nähern, und Alarm auslösen.

Drohne geht Gassi

Die Hersteller werkeln unterdessen längst an der nächsten Evolutionsstufe ihrer Flugroboter: Künftig sollen sie Hindernisse erkennen und ausweichen. Der Chiphersteller Intel und das Start-up Ascending Technologies aus Krailling bei München stellten auf der CES einen solchen smarten Flieger vor. Ausgestattet mit Intels neuer 3-D-Kamera RealSense, die Objekte im Raum erfassen kann, wich die Drohne auf der Bühne Menschen aus und durchflog einen Hindernis-Parcours, ohne anzuecken. Ein Video auf YouTube zeigt, wie sich die Drohne sogar in einem dichten Wald zurechtfindet. „Unsere Drohne kann fast alle Arten von Hindernissen erkennen“, sagt Matthias Beldzik, Marketingchef bei Ascending Technologies. „Nur stark glänzende und reflektierende Flächen bereiten noch Schwierigkeiten, etwa Fensterscheiben und Spiegel.“

Aber auch das Problem dürfte sich lösen lassen: Andere Hersteller testen Sonarortung und Infrarotsensoren, um Hindernisse aufzuspüren.

Vielleicht werden sogar Visionen wahr, die heute noch wie ein Aprilscherz klingen: Drohnen, die Hunde an der Leine ausführen – oder beim Joggen als Tempomacher vornewegfliegen. Das haben Forscher am Royal Melbourne Institute of Technology in Australien ausprobiert. Die Probanden, so das Fazit, fühlten sich durch ihre Flugbegleiter stark motiviert. Jetzt wollen die Forscher herausfinden, was die Sportler mehr antreibt: Drohnen, die ihnen vorwegfliegen – oder die hinter ihnen herjagen.

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