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Drohnen-WM in Dubai Die besten Flugroboter der Welt

Flugroboter sind längst mehr als nur Spielzeuge: Das zeigen die Projekte, die bei der Drohnen-WM in Dubai am Start waren. Es gewann ein Team aus der Schweiz – mit einer Erfindung, die Leben retten soll.

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Flyability-Gründer Patrick Thevoz Quelle: dpa

Es gibt inzwischen viele Drohnen für zivile Zwecke, aber das Modell von Patrick Thévoz hat ihnen allen etwas voraus: Sie ist schwer kaputt zu kriegen, selbst wenn sie gegen Wände fliegt. Ein kugelförmiger Käfig, in dem die Propeller des Flugroboters eingefasst sind, federt Kollisionen aller Art ab. Wie ein riesiges Insekt titscht Gimball sogar durch Lüftungsschächte oder rollt durch Kanalrohre hindurch.

Mit seiner Rempel-Drohne will der Gründer des Schweizer Startups Flyability künftig Leben retten: Der fliegende Ball soll im Katastrophen-Fall dort hinfliegen, wo Menschen nicht hinkommen – in eingestürzte oder brennende Häuser etwa. Seine Videoaufnahmen sollen Rettungskräften verraten, wo noch Feuer lodert oder wo Verletzte auf Hilfe warten.

Mit ihrer robusten Rettungsdrohne gewannen die Schweizer am Wochenende beim Drones for Good Award in Dubai, dem weltweit größten Entwicklerwettbewerb für Projekte zum Einsatz von zivilen Drohnen. Das Preisgeld: Eine Million Dollar. Damit setzten sich die Macher von Flyability gegen 800 Ideen durch, die für den Award eingereicht wurden – und gegen 38 Halbfinalisten, die ihre Konzepte in Dubai vorstellen durften.

Wie Drohnen die Wirtschaft verändern
Medikamente per DHL PaketkopterErst im November 2014 hat die Deutsche Post DHL eine Testphase mit Paketdrohnen beendet. Den allerersten Testflug absolvierte der „DHL-Paketkopter“ von einer Apotheke in Bonn zur Konzernzentrale auf der anderen Rheinseite. Anschließend kam eine DHL-Paketdrohne zum Einsatz, die die Notfallversorgung einer Inselapotheke auf Juist sicher stellen sollte. Das hat aus Sicht der Deutschen Post im Alltagsbetrieb gut funktioniert. Die ersten Versuchsflüge des Paketkopters vom Festland zur Insel Juist und zurück waren nach Angaben des Unternehmens erfolgreich. 20 Flüge seien störungsfrei verlaufen, sagte der DHL-Paketchef für Deutschland und Europa, Andrej Busch. Das unbemannte Fluggerät habe auch bei Dunkelheit, Regen und Nebel funktioniert und Medikamente transportiert. Auch Amazon, UPS und Google testen in den USA die Paketzustellung per Minihubschrauber. Quelle: Deutsche Post DHL
Drohnen in der LandwirtschaftAktuell wird vor allem in den USA intensiv über den Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft diskutiert. Luft- oder Satellitenaufnahmen des Pflanzenbestandes zu machen, war bisher teuer. Mit dem Einsatz einer Drohne könnten die Landwirte viel Geld sparen. Denn statt einer ganzen Mannschaft bedürfte es nur einer Person, die die Drohne in die Luft bringt und sie am Ende wieder einsammelt. Per Wärmebildkamera ließen sich kranke Pflanzen im Bestand frühzeitig erkennen. Das Unternehmen " Precision Hawk" bietet derartige Datensammlungen aus der Luft bereits an. Quelle: dpa
Luftaufnahmen ohne viel AufwandOb beim „Tatort“, „Alarm für Cobra 11“ oder Michael „Bully“ Herbigs neuem Kinofilm „Buddy“: Drohnen kommen zunehmend für Filmaufnahmen zum Einsatz. Wo früher Kräne klobige Filmkameras über den Drehort schwenkten oder Filmteams einen Hubschrauber besteigen mussten, machen heute zunehmend Kamera-Drohnen hochauflösende Aufnahmen aus der Luft. Quelle: dpa
Schnelle Lieferung mit „Amazon Prime Air“Wer seine Bestellung beim Online-Shop Amazon besonders dringend haben will, soll sie innerhalb der nächsten fünf Jahre über eine Drohne erhalten können.  In einem Unternehmensfilm zeigte Amazon Anfang  Dezember, wie der Schnelllieferdienst „Amazon Prime Air“ funktionieren soll.  Dabei sollen Kunden nur 30 Minuten auf ihre Bestellung warten müssen. Der Service sei betriebsbereit, heißt es aus dem Unternehmen. Es fehle noch die Genehmigung der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration. Quelle: AP
Künstliche DNA an Stromleitungen anbringenImmer wieder fallen Stromleitungen Kupferdieben zum Opfer. Im Kampf gegen Kupferdiebe setzt die Deutsche Telekom zunehmend auf künstliche DNA, um die Kabel zu markieren. Das soll sie unverkäuflich machen. Für die Markierung setzt die Telekom Drohnen ein, wie dieses Foto  vom Juni in Berlin zeigt. Quelle: dpa
Den Transport in Afrika verbessernDer Packesel soll fliegen lernen, finden die Forscher von Afrotech. Die Forschungseinrichtung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne will den in Afrika weit verbreiteten Esel als Transportmittel durch Drohnen ersetzen. So wollen die Schweizer den Wohlstand in Afrika ankurbeln, dessen Verbreitung bisher auch am beschwerlichen Transport scheitert . Denn ein Bauer, der seine Ernte verkaufen will, und kein Auto besitzt, kommt in den Weiten des Kontinents nicht weit. Mit „The Flying Donkey Challenge“ haben die Schweizer einen Wettbewerb gestartet, in dem Tüftler eine Drohne entwickeln sollen, die bis zu 60 Kilogramm über lange Strecken befördern kann. Ein ähnliches Projekt ist Matternet, das ebenfalls Entwicklungsländer mit Drohnen versorgen will. Quelle: AP
Wie Drohnen die Pizzaboten ersetzenEine düstere Zukunft für Pizzaboten: Pizzen, Döner, Tacos und Burritos – all diese Speisen könnten künftig Drohnen ausliefern. Im Juni hat die Schnellrestaurantkette Domino’s Pizza in Großbritannien ihren ersten Drohnen-Testflug mit einer Pizza absolviert. Im März 2012 kündigten die Macher von „TacoCopter“ an, in den USA einen Lieferdienst für Tacos starten zu wollen. Dahinter steckt jedoch vermutlich ein PR-Gag. Konkreter ist die  Tüftler-Gruppe „Darwin Aeropsace“, die im Dezember 2012 Pläne für einen sogenannten „Burrito Bomber“ veröffentlicht hat. Wie die Burrito-Lieferung per Drohne funktionieren soll, ist öffentlich einsehbar, sodass jeder seinen eigenen „Burrito Bomber“ bauen kann. Im August 2012 haben sich Unternehmer, Ingenieure und Designer in Freiburg zusammen getan, um den sogenannten „DönerCopter“ auf die Beine zu stellen, der unbemannt Kebap ausliefern soll. Quelle: Screenshot

Die Projekte zeigen vor allem eines: Flugroboter sind längst mehr als nur Spielzeuge. Weltweit sind mit Sensoren gespickte Drohnen im Einsatz, die Landwirten Informationen über ihre Felder verschaffen und Ingenieuren den Zustand von Staudämmen oder Brücken verraten. Aber das ist vermutlich nur die Vorhut einer ganzen Flotte an fleißigen Helfern in der Luft.

So will das Team von BioCarbon Engineering aus Großbritannien – einer der Finalisten des Wettbwerbs in Dubai – Drohnen einsetzen, um Wälder aufzuforsten. Eine Milliarde Bäume wollen die Ingenieure jedes Jahr pflanzen – und zwar aus der Luft. Dazu entwickeln sie eine Drohne, die zunächst ganze Landstriche mit 3D-Kameras scannt und den Grad der Abholzung bestimmt.

Im zweiten Schritt soll der Pflanz-Flieger dann an den richtigen Stellen Bäume säen. Die Samen sind in kleinen, kompostierbaren Kugeln verpackt, die mit Hilfe einer Luftdruck-Patrone wie kleine Projektile gen Boden gefeuert werden. Damit die Samen dabei nicht zerstört werden, sind die Kugeln mit einem biologisch abbaubaren Gel gefüllt, das den Aufprall auf dem Boden dämpft.

Die Landwirtschaft ist auch Thema eines Finalisten aus Deutschland: Florian Seibel hat mit seinem Münchner Startup Quantum eine Drohne entwickelt, die ganze Felder mit Sensoren scannt und das Wachstum der Pflanzen überwacht. Der Landwirt kann die Stellen entdecken, an denen Mais oder Weizen schlechter wachsen – und dort mehr Wasser und Dünger verteilen.

Ein spanisches Team, das es ebenfalls ins Finale des Wettbewerb schaffte, will sogar Organtransporte in der Luft durchführen: Dronlife, so der Name des Projektes, soll Spenderorgane auf schnellstem Weg zum Krankenhaus des Empfängers fliegen. Noch ist das nur ein Konzept – und in Deutschland wäre ein solcher Transportflug auch vor jedem Start genehmigungspflichtig. Doch gerade in solchen zeitkritischen Anwendungen könnten Drohnen künftig ihre Stärken ausspielen.

An Ideen mangelt es jedenfalls nicht. Sogar eine fliegende Politesse wurde in Dubai vorgestellt – eine Drohne, die Parkplätze aus der Luft überwacht und Parksünder erkennt. Dubais Behörden arbeiten bereits seit mehr als einem Jahr an einem fliegenden Boten, der demnächst Personalausweise und andere Dokumente ausliefern soll. Die Technik, das zeigt der Wettbewerb in Dubai, ist nicht weit vom Alltagseinsatz entfernt – die Gesetze sind es noch lange nicht.

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