Einsatz in der 3-Sterne-Küche Wofür braucht man eigentlich einen Thermomix?

Der Thermomix ist Küchenmaschine und Statussymbol gleichermaßen. Was aber macht man eigentlich mit so einem Gerät? Ein 3-Sternekoch, eine Foodbloggerin und eine Hobbyköchin erklären, wofür sie den Thermomix nutzen.

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Eine Küchenmaschine als Statussymbol - Wofür braucht man den Thermomix. Quelle: Presse

Eigentlich ist der Thermomix bloß eine Küchenmaschine. Sie wiegt, wärmt, rührt und zerhäckselt. Doch das gut 1100 Euro teure Gerät wird von einer großen Zahl von Nutzern regelrecht verehrt. Selbst Kopien finden gewaltigen Anklang. Als Discounter eine günstige Maschine mit ähnlichen Eigenschaften anbot, kam es in einigen Filialen zu Tumulten.

Sicher, die Vorzüge des Thermomix klingen verlockend. In der Maschine lassen sich einzelne Zutaten zubereiten oder ganze Gerichte. Aber was genau macht eigentlich wer damit?

Der Sternekoch:

Sven Elverfeld gehört zu den besten Köchen der Welt. Nicht nur ist sein Restaurant mit Höchstnoten in allen Gourmetführern ausgezeichnet, in der Liste "The World's 50 best restaurants" rangiert das Aqua im Wolfsburger Ritz-Carlton auf Rang 33. Teil des Geheimnis seines Erfolgs ist der Wille, neue Methoden zu adaptieren und Technik dort zu nutzen, wo sie sinnvoll ist. In der Küche des Aqua stehen direkt neben dem Büro von Elverfeld gleich zwei Thermomix-Geräte. Zusätzlich sind mehrere Schüsseln und Aufsätze vorhanden.

Sven Elverfeld, Chefkoch des Restaurants Aqua im Hotel The Ritz-Carlton Wolfsburg Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche

"Wir setzen die Geräte in der Vorbereitung ein", sagt Elverfeld. Eingesetzt wird es zum Pürieren, für die Erstellung von Saucen, Eismassen oder auch Kräutersaucen.

"Früher haben wir Spinatblätter in einem normalen Rotormixer gemacht, da der nicht gut zu verschließen war, ist da auch schon mal der Spinat oben rausgeschossen", so Elverfeld. Das sei mit den verschließbaren Aufsätzen Vergangenheit. Eismassen, Saucen, Frucht- und Gemüse-Pürees - das seien die wichtigsten Anwendungsgebiete. Verwendet wird es vor allem von den Posten Poissoinnier (Fischküche), Entremetier (Beilagen) und Patissierie (Desserts).

Die sechs Sparten von Vorwerk

"Wir machen unsere Gewürzmischungen, die wir für Lammlachse oder Taubenbrüste benötigen in der Maschine", sagt Elverfeld. So würden zum Beispiel erst die Trockenteile "im Rückwärtsgang" grob zerkleinert, herausgenommen, danach Ingwer bei hoher Drehzahl im Vorwärtsgang zerkleinert, dann beide Komponenten zusammengeführt und anschließend mit Olivenöl verbunden.

Die hohe Drehzahl des Geräts sei wichtig für Kräuterpürees. "Was lange gehäckselt wird, wird durch die Reibungsenergie warm, was warm wird, wird grau." So könne binnen Sekunden eine Kräutermasse zerkleinert und sofort auf Eis heruntergekühlt werden, um das Grün zu bewahren. "Je kürzer, desto besser."

Seit 15 Jahren begleiten die Geräte Elverfeld in seiner Küche. Sie haben einen festen Platz: "Ich bin da sehr akkurat". Abends, bevor die Gäste kommen, müssen die Mitarbeiter die Maschinen wieder sauber an ihren Platz im Rücken seines Büros hinstellen. "Es sind die einzigen Geräte für Haushaltsbedarf, die ich kenne, die im Alltag einer Profiküche stand halten", sagt der Profi-Koch. Die Geräte, die kaputt gegangen sein, wären entweder hingefallen oder Flüssigkeit sei drübergeschüttet worden, ins Gehäuse eingedrungen und hätten die Elektronik lahm gelegt.

Blogger und Hobbyköche

Die Foodbloggerin:

Maja Nett ist Autorin des Foodblogs moeyskitchen.com und Verfasserin des Buchs "What's for Breakfast? Müsli!". Die Kölnerin kocht nicht für Gäste, teilt aber über ihren Blog die Leidenschaft fürs Essen mit vielen Menschen. Ihr Rezept-Register beginnt bei A wie Ahornsirup-Kuchen mit Ahornsirup-Icing geht über L wie Lamm-Bohnen-Eintopf mit Kartoffeln und endet bei Z wie Zimtparfait. Nett nutzt dabei für viele Schritte, ähnlich wie Elverfeld den Thermomix, um einzelne Bestandteile der Gerichte zuzubereiten.

"Ich koche damit nicht wie der typische Nutzer eines Thermomix. Ich nutze ihn vor allem für Emulsionen und Eismassen", sagt die Foodbloggerin. Emulsionen - das sind Klassiker der französischen Küche wie eine Hollandaise. Eine Hollandaise ist wie ein Espresso eine Verbindung von zwei Flüssigkeiten, die sich eigentlich nicht vermengen lassen und dies nur tun, wenn sie als ganz feine Tropfen miteinander vereint werden.

In diesen Küchen regiert das Design
Der Küchenhersteller Schüller setzt auf wuchtige Holzschränke aus Alt-Eiche und geradlinige Fronten aus mattem Glas in Indigoblau. Quelle: PR
Küchengeräte und Vorräte verschwinden bei Schüller hinter großen Holz-Türen - die Schränke erinnern damit immer mehr an Wohnwände, als an Küchenregale. Quelle: PR
Diese Küche hat Poggenpohl zusammen mit dem Design-Team von Porsche gebaut. Auftrag: Eine Küche für den Mann. Quelle: PR
Kronleuchter, Glas und gläzende Fronten: SieMatic betont bei diesem Vorführmodell aus dem Showroom in New York auf das Zusammenspiel von verschiedenen Materialien. Quelle: Siematic
Die Amerikaner mögen es klassisch: Weiße Fronten, kleine Griffe und Schränke mit Konturen sind dort noch immer sehr beliebt, sagt SieMatic-Marketingexperte Jörg Overlack. Auch dieses Modell ist Bestandteil des Showrooms in New York. Quelle: Siematic
Auch Deutschlands größter Küchenhersteller Nobilia löst die Trennung zwischen Küche und Wohnzimmer auf: Hier befindet sich der Herd fast direkt neben dem Fernseher. Quelle: PR
Auch Fronten in auffallenden Farben bietet Nobilia an. Quelle: PR

"Zusätzlich zu diesen Aufgaben setze ich das Gerät als Mühle ein", sagt Nett. Reis verarbeitet sie mit den Klingen zu Reismehl. Auch die immer beliebteren Smoothies macht Nett im Thermomix. Mit Hilfe der Temperatursteuerung erstellt sie auch Nussbutter, die in einem normalen Topf schnell misslingt. Für Nussbutter muss zuvor geklärte Butter nämlich sachte gebräunt werden.

Die Hobbyköchin:

Biggy Krämer-Deysson ist eine begeisterte Hobbyköchin aus Horrenberg bei Walldorf. Krämer ist nicht nur Thermomix-Nutzerin, sie ist Heavy-Userin. Wer sie fragt, was sie damit zubereitet, bricht irgendwann ab, die Liste weiter fortzuführen und fragt andersrum: Was geht nicht damit?

"Ich nutze ihn jeden Tag und manchmal bis zu vier Mal täglich", sagt die Hobbyköchin. Derzeit entstehen ihre Marmeladen und Konfitüren neben Kompott oder Apfelmus im Thermomix. Wie auch Sternekoch Elverfeld und Foodbloggerin Nett bereitet sie Cremesuppen darin zu. Krämer nutzt die 12 Funktionen der Maschine vom Wiegen über das Vermischen und Rühren bis zum kontrollierten Erhitzen aus.

Hollandaise während der Spargel kocht? Kein Problem. Spaghetti mit Sauce? Erst die Sauce, dann die Nudeln - kein Problem. Risotto? Alle Zutaten gemeinsam hinein und anschalten, statt am Herd stehen und heiße Brühe Kelle für Kelle nachschütten, während man rührt.

Doch Krämer geht es nicht darum, dass ihr Arbeit abgenommen wird, auch wenn Speck, der angebraten werden soll, in kurzer Zeit zwar nicht gewürfelt aber zerkleinert sei. "Ich habe so den Speiseplan bereichert. Ich koche vielseitiger, weil vieles einfacher und schneller geht", sagt Krämer.

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