Roman Walther (Name geändert) muss lächeln, wenn er sein Lieblings-Handy vorzeigt. Das ist nämlich kein topaktuelles Hightech-Smartphone, sondern ein schon gut zehn Jahre altes Motorola Razr V3, ein flaches Klapphandy. "Passt in die Hosentasche, und der Akku ist nicht tot zu kriegen", sagt er. Ein Smartphone besitzt Walther trotzdem, ein preiswertes Motorola G mit 4,5-Zoll-Display. Das benutzt er meist auf dem Weg zur Arbeit für WhatsApp-Nachrichten oder um Online-News zu lesen. Und da wäre noch das Diensthandy, ein Samsung Galaxy S5, das ihm sein Arbeitgeber zur Verfügung stellt.
Roman Walther ist mit seiner Vorliebe für das betagte Klapphandy nicht gerade der Lieblingskunde der Smartphone-Industrie, andererseits aber durchaus typisch für die Art, wie in Deutschland Handys genutzt werden. Die Marktforscher von Gartner beispielsweise haben in einer Umfrage herausgefunden, dass immer mehr alte Mobiltelefone nicht mehr in die Schublade wandern, sondern weiterverkauft werden. Gartner-Analystin Meike Escherich erklärt, dass 41 Prozent aller gebrauchten Smartphones einen neuen Besitzer fänden.
Smartphones: diese Betriebssysteme verkaufen sich am besten
Android hat sich seit 2014 mit Abstand am besten verkauft. Ging es vor zwei Jahren bereits über eine Millionen Mal über den Ladentisch, so wird es sich 2016 - Expertenschätzungen zufolge - vermutlich fast1,4 Millionen Mal verkaufen.
Auch das Betriebssystem von Apple schlägt sich gut. Von fast 192.000 Verkäufen konnte es sich 2015 auf über 209.000 steigern, Tendenz für 2016 steigend (über 221.000).
Das nach Umsatz drittgrößte Smartphone-Betriebssystem Windows hat im Jahr 2014 über 35000 Smartphones ausgestattet, 2015 bereits über 44000. 2016 werden es voraussichtlich über 58.000 sein.
2014 wurden fast 8000 Smartphones mit dem Betriebssystem von Blackberry verkauft. Die Verkaufszahlen sind allerdings rückläufig. 2015 sind es nur noch knapp über 5000, 2016 schätzungsweise nur noch unter 4000.
Auch für Firefox OS sieht es nicht gerade rosig aus. 2014 wurden gerade einmal 2256 Smartphone mit diesem Betriebssystem verkauft. Die Tendenz ist weiter abnehmend. (2016:2178).
Andere Anbieter haben insgesamt etwa 3500 Smartphones mit ihrem Betriebssystem ausgestattet. Gartner schätzt, dass 2015 nur noch knapp über 3000 Smartphones mit anderen Anbietern ausgestattet werden, 2016 sogar noch weniger (1835)
Quelle: Gartner (Juni 2015)
Was nicht heißt, dass die Leute keine Smartphones mehr kaufen: Laut Gartner werden 2016 voraussichtlich fast zwei Milliarden Mobiltelefone verkauft. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens GfK geht der Trend keineswegs nur zu teuren Modellen.
Wichtig ist den Käufern zum einen, dass das Gerät die schnelle Mobilfunktechnik LTE unterstützt. Zum anderen sind Displays mit einer Größe von mindestens 5 Zoll hoch im Kurs. Allein im ersten Quartal 2015 wurden laut GfK weltweit 166 Millionen Smartphones mit mindestens 5 Zoll Displaygröße verkauft.
Die wichtigsten Technik-Trends
Um sich auf dem Milliarden-Markt zu behaupten, versuchen die Hersteller immer neue Trends zu setzen. Gerade bei den teuren Modellen versuchen Hersteller wie LG, Samsung oder Motorola ihre Topmodelle mit edlen Metallgehäusen oder gebogenen Displays auszustatten und so ein exklusives Image zu kreieren.
Zugleich setzen viele Hersteller auf Hightech-Funktionen. So gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Geräten, die den Zugang mit Iris-Scanner oder Fingerabdrucksensoren schützen.
Ein anderer Trend lautet: Corning Gorilla Glas. Das weitgehend bruchsichere und kratzfeste Display-Glas wird inzwischen von fast jedem Hersteller bei den Topmodellen verbaut. Auch der deutsche Hersteller Gigaset, noch ganz neu auf dem Smartphone-Markt, setzt bei seinem Modell Me Pro auf das Spezialglas mit dem verkaufsträchtigen Namen.
Einen weiteren Megatrend bilden die immer besseren Displays und Kameramodule: Sony hat gerade mit dem Xperia Z5 Premium das erste Smartphone mit hochauflösendem 4K-Display auf den Markt gebracht, das Filmen in 4K oder Zeitlupe beherrschen auch schon einige Modelle. Viele Hersteller bieten zumindest Full-HD-Displays. Kameramodule mit hochwertigen Glaslinsen und 20 Megapixel Auflösung gehören bei den Topmodellen fast schon zum guten Ton. Ein Beispiel hierfür wäre das HTC One M9.
Auch für die Fans von hochwertiger Musikwiedergabe gibt es gute Nachrichten. Immer mehr Handys beherrschen die Wiedergabe von hochauflösenden Musikformaten und machen damit teuren Musikplayern Konkurrenz. Die Tage von MP3 sind gezählt. Beispiele hierfür wären etwa das Axon Elite von ZTE, das One A9 von HTC oder das Xperia Z5 Premium von Sony.
Die Smartphone-Typen
Inzwischen drängen auch immer mehr chinesische Hersteller auf den deutschen Markt. Nach Huawei und ZTE sind auch Hersteller wie Xiaomi oder Icefox in Deutschland präsent. Jüngstes Beispiel ist Coolpad. Der chinesische Hersteller startet im Februar mit seinen Modellen Porto und Modena. In Sachen Technik müssen sich die Chinesen nicht mehr hinter den etablierten Unternehmen wie Samsung oder Apple verstecken. Das Huawei Mate 8 beispielsweise beeindruckt mit schnellem Achtkernprozessor und Fingerabdrucksensor.
Für die Verbraucher öffnet sich also ein wahres Smartphone-Paradies. Wer sich ein solches Gerät anschaffen will, hat im Prinzip die Wahl zwischen folgenden Gerätetypen:
Hightech-Smartphone im Luxus-Design: Diese Mobiltelefone bieten Spitzentechnik wie hochwertige Kameras, Full-HD-Displays und exklusives Gehäuse-Finish. Beispiele: Apple iPhone 6S oder Samsung Galaxy S6 Edge.
Multimedia-Handy: Hier kommt es weniger auf den exklusiven Look an, sondern für die Eignung als mobile Entertainment-Maschine. Solche Modelle haben in der Regel ein großes IPS-Display mit Full-HD-Auflösung, einen schnellen Achtkernprozessor, eine gute Digicam und ein hochwertigen Audio-Chip, der Musik in High-Res-Qualität abspielt. Beispiele: LG V10 oder ZTE Axon Elite.
Outdoor-Smartphone: Diese Geräte sind meistens etwas dicker und klobiger, dafür aber vor Wasser und Staub geschützt und außerdem stoßfest. Beispiele: Kyocera Torque, die Cat-Modelle von Bullit Mobile oder das Samsung Xcover 3.
Allround-Smartphone: Diese Modelle sind preiswerter, auf Features wie Metallgehäuse, High-Res-Audio-Chip oder Achtkernprozessor muss man verzichten. Andererseits laufen die meisten Apps problemlos und für den Smartphone-Alltag mit WhatsApp und Online-News reichen die Geräte völlig aus. Beispiel: Microsoft Lumia 550.
Business-Smartphones: Die Geräte für die Mitarbeiter von Unternehmen bieten spezielle Sicherheitsfeatures und lassen sich ins Unternehmens-Netzwerk einbinden. Die Bereiche für private und berufliche Nutzung sind auf der Bedienoberfläche getrennt. Als Beispiel wären das iPhone oder die Samsung-Galaxy-Serie zu nennen. Bei Modellen wie Blackberry Classic oder Lumia 950 von Microsoft kann der Anwender die Display-Anzeige auf einen externen Monitor übertragen. Schließt er dann noch Maus und Tastatur an, hat er im Verbund mit Office-Apps einen nahezu vollwertigen PC-Arbeitsplatz.
Wohin mit dem alten Handy?
Alte oder defekte Handys dürfen nicht in den Hausmüll geworfen werden. Das wissen inzwischen immer mehr Bundesbürger. Nur noch 1 Prozent der Befragten gibt an, seine Altgeräte auf diese Weise zu entsorgen, 2013 waren es noch doppelt so viele. Für die umweltgerechte Entsorgung alter und defekter Handys gibt es seit Jahren bewährte Rückgabemöglichkeiten.
Quelle: Bitkom, Stand: Juli 2014
Alle großen Netzbetreiber nehmen Altgeräte per Post zurück. Dazu können die Kunden portofreie Versandumschläge im Internet anfordern oder im Handy-Shop abholen. Einige Betreiber nehmen alte Handys auch direkt in den Geschäften entgegen. Wer sein Gerät zurückgibt, tut damit gleichzeitig etwas Gutes: Für jedes eingesandte Mobiltelefon spenden viele Unternehmen einen Betrag an Umwelt-, Sozial- und andere Hilfsprojekte. Jeder siebte Handy-Besitzer (15 Prozent) nutzt diese Möglichkeiten und gibt sein Altgerät beim Händler oder Mobilfunkanbieter ab, jeder fünfte (19 Prozent) spendet es für einen guten Zweck.
Alte Handys können in den kommunalen Abfallsammelstellen kostenlos abgegeben werden. Rund jeder neunte (11 Prozent) Altgeräte-Besitzer tut dies. Die Standorte dieser Recyclinghöfe erfährt man bei seinem örtlichen, kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieb. Von dort gehen die Geräte in die Verantwortung der Hersteller über, die für eine umweltgerechte Entsorgung oder Wiederaufbereitung durch zertifizierte Recyclingunternehmen sorgen.
Auch ältere Geräte lassen sich häufig noch zu Geld machen. Im Internet bieten sich dazu Marktplätze wie Ebay aber auch Ankaufportale wie Rebuy, Flip4New oder Momox an.
Nutzer sollten gezielt private Daten wie das Adressbuch, Nutzerprofile von sozialen Netzwerken, Online-Banking-Zugänge oder auch Fotos und Videoclips löschen. Am einfachsten ist es, alle Nutzerdaten des Telefons über entsprechende Funktionen („Zurücksetzen des Gerätes in den Auslieferungszustand“) komplett zu löschen. Externe Speicherkarten sollten vor dem Entsorgen entfernt oder komplett mit einer speziellen Software gelöscht werden. Wer ganz sicher gehen will, dass die Daten einer externen Speicherkarte nicht wiederhergestellt werden können, sollte die Karte physisch zerstören, also beispielsweise zerschneiden.
Klassisches Handy: Viel mehr als telefonieren und SMS schicken kann man mit diesem Gerät nicht. Dafür sind sie extrem kompakt, und der Akku hält extrem lange. Ideal als Zweithandy oder für alle Situationen, wo man kein Riesentelefon mitschleppen aber doch erreichbar bleiben möchte. Beispiel: Kazam Life C5 oder Samsung E1200i.
Der Handy-Exot: Dazu gehören beispielsweise die selten gewordenen Modelle mit physischer Tastatur wie der Blackberry Classic, der immer noch eine kleine aber treue Fangemeinde hat. Oder auch der Blackberry Passport mit seinem ungewöhnlichen quadratischen Format. Oder auch Wine Smart von LG Electronics, ein Klapphandy mit Tastatur, Touchdisplay und Android-Betriebssystem.
Fairphone, das ethische Handy: Das Fairphone ist eigentlich ein normales Mittelklasse-Smartphone mit Android. Das niederländische Fairphone-Projekt versucht aber, bei der Produktion ohne Ausbeutung von Arbeitskraft und vor allem ohne Kinderarbeit auszukommen. Sollte auch die zweite Generation Fairphone 2 Erfolg haben, werden etablierte Hersteller vielleicht nachziehen.
Man sieht, die Auswahl ist groß und die Vorlieben der Nutzer vielfältig. Auch Roman Walther spielt mit dem Gedanken, sich im kommenden Herbst ein neues Smartphone zuzulegen. Möglicherweise ein Gerät mit 5,5-Zoll-Display, LTE und guter Kamera. Sein altes Klapphandy wird er aber trotzdem behalten.