Highend Der Trend zum Edelkopfhörer

Kopfhörer sind ein Millionenmarkt geworden. Mit den Ansprüchen der Kunden steigt der Preis. Modelle für weit mehr als 1.000 Euro sind keine Seltenheit mehr. Was hinter dem Trend steckt – und warum ein Edel-Kopfhörer nur der Anfang ist.

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Kopfhörer für anspruchsvolle Hörer
Spitzenklasse: Stax SR-009 Quelle: Presse
Stax SRS-4170 Quelle: Presse
AKG Q701 Quelle: Presse
Pioneer SE-Master 1 Quelle: Presse
Audeze LCD-X Quelle: Presse
Audeze LCD-3 Quelle: Presse
Astell&Kern AK T8iE Quelle: Presse

Es gibt viele Gründe für das Musikhören über Kopfhörer. Die einen lieben den direkten, intensiven Klang. Die anderen wollen den Nachbarn oder den Partner nicht verärgern. Wer Videos am PC vertont, braucht sowieso einen Kopfhörer.

Und dann gibt es noch die Hi-Fi-Fans. Die sind geradezu süchtig nach wirklich gutem Klang. Eine Sucht, die gar nicht so teuer sein muss. Denn das Schöne an Kopfhörern ist, dass sie im Prinzip die gleiche Klangqualität bieten wie sehr große und sehr teure Lautsprecher. Für 2.000 Euro bekommt man gerade mal ordentliche Mittelklasse-Boxen – aber einen Highend-Kopfhörer. Bei Detailreichtum, Auflösung und Natürlichkeit des Klangs konkurrieren Kopfhörer mit wesentlich teureren Boxen. Zudem ist der Klang eines Kopfhörers völlig unabhängig von der Sitzposition und der Umgebung, in der man hört.

Es gibt also gute Gründe für Kopfhörer - und das Geschäft mit ihnen wächst. Nach Angaben des Statistik-Portals Statista lag der Umsatz mit Kopfhörern in Deutschland im Jahr 2014 bei 341 Millionen Euro. 2015 wird nach Abschluss des Weihnachtsgeschäfts ein Umsatz von 350 Millionen Euro erwartet. Dabei hat der Trend zu Kopfhörern, die mit einem Klangbild faszinieren, das sonst nur die teuersten Lautsprecher liefern, in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen.

Highend-Musik für Smartphones 

Das betrifft keineswegs nur die großen Kopfhörer für Stereoanlagen. Immer mehr Mobilhörer für Smartphone oder Tablet werden für teures Geld als Highend-Hörer vermarktet. Dabei konnte man in den vergangenen Monaten das Entstehen einer neuen Geräteklasse beobachten: Mobilhörer mit gutem Klang, die gleichzeitig über Mikrofon und Fernbedienung verfügen, und so das Tablet, iPhone oder Android-Smartphone zum hochwertigen Musikplayer aufrüsten. Nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens Futuresource Consulting ist der Absatz von Hörern mit Mikrofon 2014 weltweit um 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Natürlich sind nur wenige davon wirklich highendig.

Modelle mit Premium-Klang kosten nämlich schnell mehrere 100 Euro. Wer 1.000 Euro ausgeben möchte, wird ebenfalls problemlos fündig. Beispielsweise beim AKG K3003 aus dem Harman-Konzern.

Für solche Topmodelle ist allerdings die Anschaffung eines mobilen Kopfhörerverstärkers sinnvoll. Der wird zwischen Smartphone und Kopfhörer geklemmt und schafft die Voraussetzung dafür, dass das Klangpotenzial des Hörers ausgeschöpft wird. Idealerweise nimmt der Mini-Verstärker das Audiosignal direkt vom Digitalausgang des Smartphones oder MP3-Players ab. Da ist es unverfälscht und kann in Originalqualität zum Hörer weitergeschickt werden. Mobile Kopfhörerverstärker galten vor zwei Jahren noch als exotisches Nischenprodukt, gehören aber jetzt ganz selbstverständlich zum Sortiment von Mainstream-Herstellern wie Sony, Denon, Marantz oder Onkyo.

Spitzenklang für zu Hause

Naturgemäß entfaltet sich Highend an besten bei den großen Kopfhörern für zu Hause. Hier bekommen die etablierten Anbieter wie Sennheiser, AKG oder Beyerdynamic Gesellschaft. Einer der ersten Mitbewerber ist Ultrasone aus Bayern. Das 1997 gegründete Unternehmen ist besonders mit den Hörern seiner Edition M erfolgreich.

Der japanische Traditionshersteller Pioneer hat gerade einen Kopfhörer für rund 2.500 Euro vorgestellt. Zu den vielversprechenden Newcomern gehört Hifiman. Das Unternehmen wurde in New York gegründet, hat jetzt aber seinen Sitz im chinesischen Tian Jin. Mit Modellen wie dem magnetostatischen Hifiman HE1000 versucht das Unternehmen auch in Deutschland mitzumischen.

Auch das US-amerikanische Unternehmen Audeze gehört zu den Newcomern. Audeze setzt ebenfalls auf Magnetostaten und hat mit Hörern wie dem LCD-3 in der Fachpresse bereits euphorische Kritiken geerntet. Das Unternehmen hat inzwischen sowohl Hörer mit geschlossener als auch offener Bauform im Angebot.

Mr Speakers aus dem kalifornischen San Diego versucht sein Glück ebenfalls mit magnetostatischen Hörern, die es in offener und geschlossener Bauform gibt. Die Liste der Anbieter ließe sich fortsetzen.

Der König des Kopfhörerbaus

Alle diese Audiospezialisten versuchen dem König des Kopfhörerbaus Konkurrenz zu machen, dem japanischen Unternehmen Stax. Dessen Elektrostaten markieren seit Jahrzehnten die Spitze der audiophilen Musikwiedergabe. Das Flaggschiff von Stax, der SR-009, gilt in der Fachpresse als bester Kopfhörer der Welt.

Apropos bester Kopfhörer: Der kam eine Zeitlang nicht aus Japan, sondern aus Wedemark-Wennebostel bei Hannover. Dort hat das deutsche Familienunternehmen Sennheiser seinen Firmensitz. Der Audiopionier brachte 1990/91 mit dem Orpheus einen elektrostatischen Kopfhörer samt Röhrenverstärker auf den Markt, der solange es die limitierte Auflage gab, als bester Kopfhörer der Welt galt.

Die besten DAB+-Radios
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Rekordverdächtig war allerdings auch der Preis von etwa 30.000 Mark. Den Orpheus soll es nun ab 2016 in einer Neuauflage geben. Auch der neue Orpheus ist wieder als bester Kopfhörer des Planeten angekündigt – was angesichts des avisierten Preises von rund 50.000 Euro auch niemand zu bezweifeln wagt. Da geht der Stax SR-009 – 8.000 Euro samt Verstärker – schon fast als Sonderangebot durch.

Bester Sound nur mit Kopfhörerverstärker

Richtig edel klingen all die Kopfhörer-Preziosen aber auch nur, wenn das Equipment drumherum mitspielt. Erste Hi-Fi-Pflicht sind daher die bereits erwähnten Kopfhörerverstärker. Der Stereoverstärker im Wohnzimmer kann noch so gut sein, er ist auf die Musikwiedergabe über Lautsprecher ausgerichtet. Der Kopfhörerausgang ist da in der Regel nur eine Notlösung.

Ihr enormes Klangpotenzial entfalten die exklusiven Hörer nur in Zusammenarbeit mit einem guten Kopfhörerverstärker. Auch die Musikspieler wie CD- oder Netzwerk-Player sollten der highfidelen Oberklasse entstammen. Enthusiasten kaufen sich dann auch noch bessere Kabel und spezielle Steckerleisten für den ungetrübten Musikgenuss. Da sind 5.000 Euro für eine Kopfhörer-Anlage schneller überschritten, als man "Highend" sagen kann.

MP3 genügt nicht

Am Ende muss auch das Musikmaterial den audiophilen Ansprüchen genügen. MP3 oder Musik aus dem Web reicht da nicht. Der populäre Streaming-Dienst Spotify beispielsweise bietet in der höchsten Qualitätsstufe eine Bitrate von 320 kBit/s (Ogg-Vorbis), dies aber auch nur im kostenpflichtigen Premium-Abo. Für die meisten Nutzer ist das völlig ausreichend, aber für Audiophile dann doch zu wenig. Ein feiner Kopfhörer klingt zwar auch mit MP3-Musik besser, er macht aber auch die Mängel der datenkomprimierten Musik hörbar. Vor allem Nuancen wie etwa die schwer fassbaren akustischen Informationen über den Aufnahmeraum gehen bei MP3 verloren.

Echte Klangenthusiasten rümpfen die Nase über Streaming-Musik und MP3. Sie begnügen sich aber auch nicht mehr mit der klassischen CDs. Deshalb sind hochauflösende Musikformate in der Hi-Fi-Branche schwer im Kommen. Inzwischen prangt auf manchen Kopfhörern sogar ein eigenes Logo für High Resolution Audio.

Liebhaber holen sich die hochauflösende Musik über Internetportale wie High Res Audio oder HD Tracks. Diese Online-Shops bieten eine riesige Auswahl an hochauflösender Musik aus allen Sparten zum Download. Doch das klangoptimierte Vergnügen ist eben in vielen Fällen auch teurer als eine gewöhnliche CD.

Der Einstieg in Highend-Musik

Der exzellente Musikgenuss ist also ein teures Vergnügen. Andererseits stellt sich die Frage, ob es immer gleich Highend sein muss. Viele technische Innovationen kommen nämlich auch preiswerteren Hörern zugute. Solche sind schon ab 250 Euro zu haben.

Ein Beispiel wäre der neue Philips Fidelio X2 oder auch der AKG K701. Letzterer ist seit vielen Jahren ein Klassiker der Kopfhörerszene und wird wegen seines neutralen, analytischen Klangs geschätzt. Kombiniert mit einem Kopfhörerverstärker der 300-Euro-Klasse wie dem Rhinelander von Lehmann Audio gelingt der Einstieg ins audiophile Musikvergnügen. Wer dann noch 200 Euro übrig hat, besorgt sich einen guten Mobilhörer und ist damit auch unterwegs gerüstet.

Einen Fehler sollte man dabei aber nicht machen: Hören Sie nie einen teuren Kopfhörer von Stax, Sennheiser und Konsorten zur Probe. Niemals. Dann wird man nämlich ganz schnell süchtig. Süchtig nach Highend.

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