Hyperloop Der Kampf um den Hochgeschwindigkeitszug

Elon Musk will mit der Magnetbahn Hyperloop Schnellzüge ersetzen. Das verkündete er vor zweieinhalb Jahren. Nun wetteifern Start-ups darum, das Milliardenprojekt zu verwirklichen. An vorderster Stelle kämpfen zwei Deutsche.

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Die Hyperloop-Teststrecke in Kalifornien. Quelle: Presse

Auf dem Höhepunkt seines Vortrages während des Technologiefestivals South by Southwest in Texas bemüht Dirk Ahlborn schließlich den amerikanischen Präsidenten auf die Leinwand. Er lässt Obama dort sagen: „Amerika war schon immer eine Nation der Macher“ und schneidet dahinter sehr schnell und atemlos Bilder von Zügen, Autos, Stadtbildern und futuristisch anmutenden Blaupausen. Und immer wieder er selbst; im Fernsehen, bei Vorträgen.

Es sind Bilder, die keinen Zweifel lassen: Dem stämmigen Deutschen, geht es um Zukunft, sehr große Zukunft. Mindestens die des Reisens, womöglich aber auch des Unternehmertums schlechthin. Je nachdem, ob Ahlborns Plan gut aufgeht oder ob er sehr gut aufgeht. Dass er gar nicht aufgehen könnte, das spielt hier auf dem Festival der Tech-Enthusiasten keine Rolle.

Ahlborn, 39, hat seine linke Hand lässig in seinem leger geschnittenen Jackett vergraben, den weißen Hemdkragen weit aufgeknöpft. So steht er vor den 2000 Zuhörern und wirft den Plan für seine erste Revolution auf die Leinwand, die des Reisens: Ahlborn zeigt eine Magnetbahn, die in Röhren unter Niedrigdruck mit Überschallgeschwindigkeit Passagiere befördert. Die Idee stammt ursprünglich von Multiunternehmer und Berufsvisionär Elon Musk und heißt bei ihm Hyperloop.

Ein Leben unter Strom
Geboren in SüdafrikaMusk wurde 1971 geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Pretoria, Südafrika, bis er im Alter von 17 Jahren über Kanada in die USA auswanderte. Mutter Maye arbeitete als Fotomodell, Vater Errol als Ingenieur. Quelle: REUTERS
Zerwürfnis mit dem VaterNach der Scheidung der Eltern zog der junge Elon zum Vater, wo er laut eigener Angaben eine „harte Kindheit” verlebte. Bis heute verhindert Musk, dass der Vater seine Enkel kennenlernt. Quelle: REUTERS
Elon Musk Quelle: REUTERS
Elon Musk Quelle: AP
Elon Musk Quelle: REUTERS
Elon Musk und Talulah Riley Quelle: dpa
Elon Musk Quelle: REUTERS

Die Neuerfindung des Unternehmertums

Als wären Bau und Betrieb dieser Bahn nicht schon Herausforderung genug, will Ahlborn, das ist seine zweite Revolution, eine völlig neue Organisationsstruktur realisieren, die er als Zukunft der Technologiebranche sieht. Nichts weniger als die Neuerfindung des Unternehmertums. Keine fest angestellten Mitarbeiter, sondern ein Heer von Freiwilligen, die mit Aktienoptionen entlohnt werden, sollen sein Projekt stemmen. „Es gibt so viel Know-how in der Welt, man muss es nur aktivieren“, sagt Ahlborn. 520 Mitstreiter hat er für sein Start-up Hyperloop Transportation Technologies gewonnen, Ingenieure, Designer und Programmierer von Unternehmen wie Apple, Boeing, General Electric, Facebook oder SpaceX. Aber auch Wissenschaftler von der NASA und Kreative. Gegen Aktienoptionen haben sie sich verpflichtet, mindestens zehn Stunden in der Woche an dem Projekt zu arbeiten.

Es gibt da aber womöglich, neben der Realität, noch eine große Hürde, mit der Ahlborns doppelte Revolution konfrontiert ist: Der amerikanische Unternehmer Brogan BamBrogan will ebenfalls einen Hyperloop bauen. Allerdings auf ganz konventionelle Silicon-Valley-Manier, mit fest angestellten Mitarbeitern und viel Wagniskapital. Dazu hat der ehemalige Ingenieur von Musks Weltraumunternehmen SpaceX eine ganze Reihe Talente bei Hyperloop Technologies um sich geschart. Unterstützt wird er von prominenten Verwaltungsratsmitgliedern wie Peter Diamandis, Gründer der X-Prize-Stiftung und der Singularity-Universität, und dem Peter-Thiel-Weggefährten David Sacks.

Und klar ist: Wenn es den Hyperloop überhaupt in absehbarer Zeit gibt, wird sich nur einer der beiden durchsetzen.

Gegenentwurf zur Hochgeschwindigkeitstrasse

Zweieinhalb Jahre ist es nun her, dass Elon Musk seine Idee einer ultraschnellen Magnetbahn in einem 58-seitigen, im Internet publizierten Papier bewarb. „Eine Mischung aus Concorde, Schienenkanone und Airhockey-Tisch“ und ein „wahres Fahrvergnügen“, feierte er sich damals selbst. Es war sein Gegenentwurf zu einer traditionellen Hochgeschwindigkeitstrasse, wie sie die kalifornische Regierung zwischen San Francisco, Los Angeles und San Diego vorantreibt. Ab 2029 soll sie die kalifornischen Metropolen miteinander verbinden.

Musk hält das auf mindestens 64 Milliarden Dollar kalkulierte Vorhaben, das im vergangenen Jahr begonnen wurde, für eine „gigantische Enttäuschung, eine der teuersten und zugleich langsamsten Schnellbahnen der Welt“.

Er behauptet, die Strecke zwischen San Francisco und Los Angeles für nur 7,5 Milliarden Dollar errichten zu können. Selber will er es freilich nicht tun, „da ich zu sehr mit Tesla und (dem Weltraumtransportunternehmen) SpaceX beschäftigt bin“. Eine gezielte Provokation, die dank Musks Ruhm in Windeseile ihre Runde um den Globus machte und heftige Debatten auslöste.

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