Hyperloop Der Kampf um den Hochgeschwindigkeitszug

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Deutsches Unternehmen hat zwei Jahre Vorsprung

Wie die Geschäftsmodelle der künftigen Hyperloop-Unternehmen aussehen werden, ob sie Lieferant der Technik sind, die Strecken bauen oder sogar Mitbetreiber sind, ist noch alles offen. Sicher ist jedoch jetzt schon, dass Patente und Fertigungsgeschick eine wichtige Rolle spielen werden.

Ahlborn, der Deutsche, lässt sich von der Umtriebigkeit nach außen nicht beeindrucken. Der Konkurrent sorge für Unruhe, sagt der Deutsche. Andererseits: „Wir haben so viel erreicht. Wir haben zwei Jahre Vorsprung“, hat er seine Mitstreiter beschworen. Wobei ihn schon irritiert hat, dass der neue Kontrahent einen zum Verwechseln ähnlichen Namen wählte. Und als BamBrogan im US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ frotzelte, Ahlborns Unternehmen sei für ihn vor allem „eine gute Quelle für Sommer-Praktikanten“, fand er das nicht lustig.

Aber auch Elon Musk galt mal als Traumtänzer, manche halten ihn noch immer für einen Hochstapler; vor allem in der Autoindustrie. Aber bislang hat er bei Tesla und SpaceX die Skeptiker belehrt. Auch weil er ein Händchen hatte, rechtzeitig Allianzen zu schmieden, wie einst mit Toyota und Daimler. Ob Ahlborn vielleicht doch ein Genie ist, welches das Unternehmen der Zukunft vor vielen erkannt hat, wird sich an konkreten Taten zeigen. Ahlborn verhandelt gerade mit der slowakischen Regierung, 2020 einen Hyperloop in Bratislava zu errichten, der später auch Budapest und Wien verbinden könnte. Es gibt eine Absichtserklärung, aber keine Verpflichtung.

Fakten zum Hyperloop

Die erste große Vorzeigestrecke soll in Kalifornien errichtet werden, im Quay Valley, einer Zukunftssiedlung für 75.000 Einwohner auf halbem Weg zwischen Los Angeles und San Francisco. Eigentlich sollte die Vision schon vor Jahren umgesetzt werden, doch Rechtsstreitigkeiten und Finanzierungsprobleme legten das Vorhaben lahm. Hier will Ahlborn ab Mitte des Jahres eine acht Kilometer lange Teststrecke bauen. Bekommt er die dafür nötigen 150 Millionen Dollar zusammen, könnten die ersten Fahrten schon in zwei Jahren starten. Bis jetzt hat der Deutsche das Projekt selber finanzieren können. Er hat seinem Team versprochen, dass diese als Erste investieren dürfen. 140 wollen das laut Ahlborn tun. „Wir sind gerade dabei, die Runde zu schließen“, sagt er. Außerdem sollen über 600 Investoren Interesse bekundet haben. Insgesamt will er 165 Millionen Dollar einsammeln.

Wettrenne um eine Strecke zwischen Dubai und Abu Dhabi

Derweil arbeiten BamBrogans Mannen in der Nähe von Las Vegas am Fertigstellen der ersten Teststrecke. Rund 20 Autominuten von der Spielerstadt entfernt, wird sie zwar nur einen Kilometer lang sein und ist vornehmlich zum Testen der Antriebstechnik gedacht. Mitte Mai soll sie der Weltöffentlichkeit präsentiert werden. Später soll sie um eine drei Kilometer lange Strecke erweitert werden.

Die kostspieligen Hobbys der Milliardäre
Eclipse von Roman Abramowitsch Quelle: dpa
Soumaya-Museum in Mexiko City Quelle: dapd
Dietmar Hopp Quelle: dpa
Hühnertasse Quelle: dpa
Larry Ellison vor seinem Boot. Quelle: AP
Skulptur Zeigender Mann Quelle: REUTERS
Weingut Cheval Blanc Quelle: AP

Auch ein erstes Aufeinanderprallen der beiden Anbieter in der Realität gibt es: Ahlborn und BamBrogan werben eifrig für den Bau einer Strecke zwischen Abu Dhabi und Dubai. Es würde die Reisezeit von derzeit 90 Minuten auf knapp eine Viertelstunde verkürzen. Die Scheichs würden die Technik gerne haben, schwanken aber in der Frage: von wem?

Und Ideengeber Musk? Sein Wort könnte Gewicht haben für die Frage, wer am Ende akzeptierter ist. Doch Musk hat bislang keine Partei ergriffen. Stattdessen will er in Texas eine Teststrecke stiften, auf der Unternehmen und Universitäten gleichermaßen ihre Transportkapseln testen können.

Für ihn geht die Wette bisher auf: Seine Idee ist in aller Munde, ohne dass er ein größeres Risiko eingegangen wäre. Und bisher läuft alles nach Plan für Musk – sogar seine erste Festlegung in Sachen Hyperloop bewahrheitet sich derzeit: das Konkurrenzprojekt, die konventionelle Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen L.A. und San Francisco, entwickelt sich zum Desaster. Gerade wurde bekannt, dass sich die Fertigstellung des Streckenabschnitts nach Los Angeles um drei Jahre verzögert, weil dafür komplexer als gedachte Tunnel durch ein Bergmassiv gefräst werden müssen. Drei Jahre mehr Zeit, das Projekt noch einzuholen.

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