Hyperloop Deutsche Studenten basteln am Schnellzug mit

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Prominente Sponsoren unterstützen Münchner Team

Das Start-up steckt, genau wie Vakuumspezialist Oerlikon Leybold, viel Zeit und Mittel in das Projekt – ohne dafür Geld zu bekommen. Arbeitszeit vergütet HTT mit Aktienoptionen, der Börsengang soll noch dieses Jahr stattfinden. Das Risiko sei es wert, sagt Reflekt-Manager Schart. „Wir haben uns so ein riesiges Netzwerk in der US-Technologiebranche aufgebaut.“

Vom großen Durchbruch träumen auch die Münchner Studenten um Avezum und Gutsmiedl, die aktuell auf Hochtouren an ihrer 4,2 Meter langen, 1,1 Meter hohen und 1,0 Meter breiten Kapsel bauen. Was als vage Idee für die Masterarbeit von Teamleiterin Avezum begann, ist zum 350.000 Euro schweren Großprojekt avanciert, mit Unterstützung durch prominente Sponsoren wie Airbus oder Evonik Industries.

Gutsmiedl koordiniert die technischen Abläufe der Truppe, die sich gegen Hunderte Mitbewerber durchgesetzt hat. In der verbliebenen Konkurrenz gegen hochkarätige Wettbewerber, wie etwa vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), baut der 23-Jährige auf den besonderen technischen Kniff seiner Konstruktion: „Das Einzigartige unseres Modells ist der Kompressor“, sagt er. Der ähnelt einer Flugzeugturbine und saugt die Luft ab, die sich vor der Kapsel staut. Durch einen Tunnel unter dem Fahrzeug gelangt sie nach hinten und reduziert so den Luftwiderstand zusätzlich.

Die Top 5 Konzepte für den Hyperloop

Weil auf der geplanten 1,6 Kilometer kurzen Teststrecke Tempo 1220 nicht erreicht wird, haben die übrigen Teams auf den Kompressor verzichtet. Gutsmiedl hingegen sieht genau dieses Bauteil als größte technische Herausforderung an, „also muss er schon Teil des Modells sein“. Sein Team will den Beweis liefern, dass das Prinzip Hyperloop technisch aufgeht.

Noch viele Fragen offen

Doch auch wenn das gelingt, seien viele Fragen offen, sagt Joachim Winter vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt: „Wie bekomme ich die Menschen bei einer Panne aus der Röhre? Wo ist Platz für Gepäck?“, fragt Winter. Und er gibt zu bedenken: „Der Hyperloop hätte nur einen Zeitvorteil, wenn es kaum Stopps zum Umsteigen gäbe.“ Im dicht besiedelten Europa aber erscheine das unrealistisch. Eine Transrapid-Strecke zwischen Köln und dem Ruhrgebiet scheiterte aus diesem Grund.

Der Wirtschaftsgeograf Rudolf Juchelka von der Universität Duisburg-Essen geht noch einen Schritt weiter. „Das öffentliche Verkehrsnetz in Europa ist – anders als in den USA – gut ausgebaut. Zudem gibt es hier vielerorts keinen Platz für Röhren auf Stelzen“, sagt er. Pläne, einen Hyperloop zwischen Bratislava und Wien zu bauen, wie es die Slowakei plant, hält er für einen PR-Coup. Das Verkehrsaufkommen zwischen den beiden am nächsten gelegenen Hauptstädten Europas sei viel zu gering.

Die Münchner Studenten lassen sich nicht beirren. Bis zu 70 Stunden in der Woche verbringen viele in der Werkstatt, um an der Kapsel zu bauen. Geld oder Leistungspunkte für die Uni gibt es nicht. Der Einsatz sei es dennoch wert, so Student Gutsmiedl. „Das ist eine einmalige Gelegenheit.“

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