Hyperloop Der Kampf um den Hochgeschwindigkeitszug

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Umsetzung des Hyperloop wird zur Herausforderung

Gelingt Musks Plan in Kalifornien, dürfte er weltweite Auswirkungen haben: Der Hochgeschwindigkeitsverkehr per Schiene boomt in allen Weltregionen. Aber Schienenbau ist teuer – und das Ergebnis störanfällig. Musks Idee kommt da gerade recht. Wenn sie sich denn realisieren lässt. An Skeptikern mangelt es nicht.

Aber es gibt auch einflussreiche Unterstützer. Wie US-Verkehrsminister Anthony Foxx, der sich sogar vorstellen kann, die dazu nötige universitäre Forschung mit Steuergeldern zu stützen. Der Politiker hofft, dass der Hyperloop eine ähnliche Anziehungskraft für die heutige Generation hat wie einst John F. Kennedys Mondlandeprogramm. „Viele, die sich mit der Wissenschaft dahinter auskennen, haben mir versichert, dass es eine sehr solide Idee ist“, sagt Foxx. „Die Frage ist, wie man sie in der Praxis umsetzt.“

So arbeiten die Studenten der TU München an "ihrem" Hyperloop

Es ist genau die Herausforderung, nach der Ahlborn gesucht hat. Nach seiner Lehre als Kaufmann verließ der gebürtige Berliner 1996 seine Heimstadt, weil ihm der Alltag bei der Bank zu langweilig war. Er wollte lieber Unternehmer sein, siedelte nach Italien über und gründete dort mehrere Start-ups für alternative Energien. Vor sieben Jahren ging der geschiedene Vater zweier Söhne in die USA. Unter anderem, um das gemeinnützige Girvan-Technologieinstitut zu unterstützen, das NASA-Wissenschaftlern hilft, ihre Ideen in Start-ups umzusetzen.

Geld und Ideen aus dem Kollektiv

Mit seinem „Jumpstart-Fund“ – modelliert nach den Plattformen wie Kickstarter und Indiegogo, wo Start-ups Gelder für ihre Ideen einsammeln – wirbt Ahlborn nun nicht nur Gelder ein, sondern vor allem Kreativität. „So eine Idee wie den Hyperloop kann man nur mit einer Bewegung umsetzen“, ist er überzeugt. Tatsächlich können sich die Ideen seines Kreativkollektivs sehen lassen. Sie arbeiten online zusammen, organisieren Videokonferenzen via Skype, diskutieren dort das Design und mögliche Geschäftsmodelle. So soll die überschüssige Energie, die beim Betrieb produziert wird, verkauft werden.

„Wir sind gewiss nicht perfekt“, sagt Ahlborn. „Aber unser Modell funktioniert gut.“

Die Top 5 Konzepte für den Hyperloop

Die Frage ist nur: Funktioniert es gut genug gegen echte Unternehmen klassischen Typs? Klar ist: Darauf wird es eine Antwort geben. Von seinem Rivalen BamBrogan, der ebenfalls in Los Angeles residiert, nur 20 Kilometer von Ahlborns Firmensitz entfernt.

An einem Frühjahrsnachmittag, kurz vor Ostern, klemmt in einer alten Halle in einem schäbigen Industriegebiet am Rande von Downtown Los Angeles ein Mann, der mit Schnauzbart und Koteletten wie ein Relikt der Siebziger aussieht, zwischen zwei Schreibtischen und erfindet die Zukunft. BamBrogan kann sich kaum bewegen, aber lacht: „Ach, das ist viel Platz.“ Der Mann, der Ahlborns Konkurrenten Hyperloop gründete, nestelt sein iPhone aus der Tasche und wischt durch sein Fotoalbum.

Früher hieß der Maschinenbau-Ingenieur Kevin Brogan. Als er seine Freundin Bambi, eine Schauspielerin, im Juli 2013 heiratete, änderte er kurzerhand seinen Namen in die klangvollere Variante um.

Nach ein paar Flüchen hat BamBrogan unter Tausenden Fotos endlich das gesuchte gefunden. Es zeigt einen mit Tischen und Werkzeugen vollgestopften Schuppen mit zwei weißen Flügeltüren, höchsten 25 Quadratmeter groß.

Erst mit Raketen ins All, dann mit Röhren durch die Landschaft

In seiner heimischen Garage in Los Angeles startete er mit vier Gleichgesinnten vor eineinhalb Jahren offiziell sein Hyperloop-Abenteuer. Zuvor hatte er als einer der frühen Mitarbeiter von Elon Musks Raketenbauer SpaceX dabei geholfen, Raketen ins All zu befördern. „Nach neun Jahren und neun Monaten war es Zeit, etwas anderes zu tun“, sagt er.

Statt Fracht vertikal mittels Treibstoff in den Orbit zu befördern, will er sie nun horizontal durch Niedrigdruckröhren am Boden schießen. Später vielleicht auch Passagiere, aber in den nächsten drei Jahren fokussiert er auf den Gütertransport. Vor allem, weil man die Container schnell und effizient direkt vom Hafen weiterbefördern kann, ohne sie groß lagern zu müssen.

„Allein die eingesparten Flächen, in guter Lage in Großstädten wie Los Angeles oder Hamburg, sind Milliarden von Dollar wert“, schwärmt er. „Dort ließe sich Wohnraum schaffen.“

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