Nicht wieder nur aus der Ferne zuschauen, wie die Amerikaner technisch vorpreschen, sondern selbst Teil des ambitionierten Projekts sein, das treibt in Deutschland nicht nur die Münchner Studenten um. Auch deutsche Mittelständler und Großunternehmen gehen ins unternehmerische Risiko für ein Projekt, das Kritiker gern mit dem in Deutschland gescheiterten Transrapid vergleichen.
So hat Technologieriese Siemens Steuerungselektronik für die erste Minitestfahrt in der Wüste geliefert. Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Engineering & Consulting analysiert für Hyperloop One, ob sich Fracht auf der Arabischen Halbinsel wirtschaftlich per Röhre transportieren lässt. Auch der Münchner Weltmarktführer im Bereich Bremssysteme, Knorr-Bremse, ist involviert. Mit Hyperloop One habe man diskutiert, wie sich der Superschnellzug sicher stoppen lasse, heißt es aus dem Konzern.
Fakten zum Hyperloop
Elon Musk schrieb schon als Kind Computerprogramme. Ein Physikstudium brach er ab, um seine erste Firma zu gründen: Zip2. Eine andere Gründung entwickelte Paypal - 2002 übernahm Ebay das Unternehmen. 2002 gründete er das private Weltraumunternehmen SpaceX. Ein Jahr später entstand Tesla Motors.
Die Idee kam von Elon Musk - bauen sollen den Hyperloop aber andere. Aktuell gibt es zwei Unternehmen, die am Hyperloop arbeiten: Hyperloop Transportation Technologies und Hyperloop Technologies.
Hinter dem Hyperloop-Konzept steckt die Idee für ein neues Hochgeschwindigkeitstransportsystem. Bis zu 28 Passagiere können in einer Art Kapsel Platz nehmen, die dann auf einem Luftpolster durch Röhren mit bis zu 1220 Stundenkilometern schießt. In den Röhren, die von Stelzen getragen werden, herrscht ein äußerst geringer Luftwiderstand, ein Fast-Vakuum. Die Kapseln werden aber von Elektromotoren angetrieben. Der dazu notwendige Strom soll aus Solarpanels kommen.
Doch bevor es ans Bremsen geht, muss der Hyperloop erst einmal fahren respektive schweben. Das sollen Magnete an der Kapsel ermöglichen, die sich in einem Magnetfeld über eine leitende Kupferschiene bewegen. Das Spitzentempo von 1220 Kilometern pro Stunde – Deutschlands schnellster Zug, der ICE 3, fährt maximal 330 – soll der Hyperloop mit ökonomisch vertretbarem Energieeinsatz durch den geringen Druck in der Röhre schaffen. Luftwiderstand spielt dann kaum noch eine Rolle.
Fünf Millionen Dollar für Pumpen
Die Technik stammt vom Kölner Vakuumspezialisten Oerlikon Leybold Vacuum, den gerade der schwedische Maschinenbauer Atlas Copco übernommen hat. Carl Brockmeyer koordiniert in Köln das Hyperloop-Engagement. „Das für den Betrieb nötige Vakuum ist absolut realisierbar“, sagt er. Ende Februar haben die Kölner bereits zwei Pumpen an HTT nach Amerika geliefert. Weitere 30 sollen folgen.
Weit gediehen sind auch die Pläne für den Bahnhof der Zukunft. Bei jedem Halt lange Abschnitte des Rohrs zu belüften und dann wieder leer zu pumpen würde bis zu einem Tag dauern. Stattdessen soll die Kapsel in einer Art Schleuse halten. „Die könnten wir in nicht mal einer Minute belüften und wieder abpumpen“, sagt Brockmeyer. Rund fünf Millionen Dollar sollen die Pumpen für die kurze Teststrecke kosten. Für die gesamte Anlage veranschlagt HTT knapp 150 Millionen Dollar. Später, im kommerziellen Einsatz, soll vor allem der Ticketverkauf die Investitionen wieder hereinholen – weitere Einnahmen soll aber auch Werbung auf Spezialdisplays bringen, die an den Wänden der Kapsel die Fenster ersetzen.
Die Technik dafür entwickelt das Münchner Start-up Reflekt, das seit 2012 Augmented-Reality-Anwendungen für Industrieunternehmen anbietet. Für HTT arbeitet das 35-köpfige Team an interaktiven Monitoren, deren Inhalte sich der Position des Reisenden anpassen – per Gesichtserkennung. Bewegt ein Passagier den Kopf nach vorne, ändert sich das Blickfeld wie bei einem normalen Fenster. Weil die Hyperloop-Kapseln komplett geschlossen sind, soll das System so auch mögliche Ängste der Insassen bekämpfen, sagt Marketingchef Dirk Schart von Reflekt. Die Displays könnten Landschaftsbilder anzeigen, Filme, aktuelle Reiseinfos oder eben auch Werbung.