Die Zeiten sind lange vorbei, als Fernseher im deutschen Durchschnittshaushalt höchstens alle zehn bis zwölf Jahre ersetzt wurden. Heute okkupiert im Mittel alle sechs bis sieben Jahre ein neuer Flachbildschirm noch mehr Platz im Wohnzimmer. Und die Austauschzyklen sinken, weil nicht nur die Displaygrößen wachsen, sondern die Branche preislich seit Jahren fast nur eine Richtung kennt: abwärts.





Zwei große Techniktrends sollen die TV-Fans – so die Hoffnung der Hersteller auf der aktuellen IFA in Berlin – sowohl noch rascher zum Neukauf animieren, als auch helfen, den Durchschnittspreise je TV-Gerät wieder anzuheben.
Und wie es sich gehört, haben die Marketingstrategen dafür zwei weitere Kürzel gefunden, die die Kundschaft begeistern sollen – viele gegenwärtig aber verwirren.
UHD und HDR
Ultra-HD – oder noch kürzer UHD – ist der inzwischen branchenweit verwendete Begriff für das höchstauflösende Fernsehen mit der vierfachen Zahl an Bildpunkten, wie sie der bisherige Top-Standard "FullHD" zu bieten hatte. (3840 x 2160 Pixel statt 1920 x 1080 Pixel). HDR – kurz für "High Dynamic Range" – ist das Kürzel für Bildschirme, die in der Lage sind, Bilder mit besonders hohem Kontrastumfang und großer Farbenvielfalt darzustellen.
Suggestive Kraft der Giga-Bilder
Weil der Mensch vor allem ein visuelles Wesen ist, setzen alle Hersteller in Berlin auf die suggestive Kraft der großartigen Bilder, mit denen ihre neuen Giga-Schirme die Besucher in den Messehallen der IFA faszinieren sollen.
Was LG und Panasonic, Philips, Samsung oder Sony an Bilderfluten über ihre Stände rauschen lassen, begeistert in der Tat die Betrachter. Die UHD-Präsentationsvideos glänzen dank der immensen Auflösung mit einer Schärfe und einem Detailreichtum, die selbst die bisherigen Top-Geräte plötzlich flau und verschwommen aussehen lassen.
Auf den HDR-Schirmen strahlen tatsächlich Bilder, deren hellste Stellen – etwa Autoscheinwerfer auf nächtlichen Straßen oder Aufnahmen des Mondes vor dem sternenklaren Nachthimmel – fast schon schmerzhaft die Netzhaut reizen. Dennoch zeigen sie selbst an den hellsten Stellen Details und Zeichnung. Zugleich stechen etwa die Sterne aus nachtschwarzen Hintergründen hervor.
Solch berauschende Bilder, das ist jedem Betrachter klar, will man auch zu Hause haben.
Die wichtigsten Infos zur IFA 2015
Die IFA in Berlin gilt als eine der bedeutendsten Messen für Unterhaltungselektronik und ist die älteste Schau dieser Art in Deutschland. Seit 2005 findet sie nicht mehr alle zwei Jahre, sondern jährlich statt, im Jahr 2008 sind auf Wunsch der Hersteller auch erstmals Haushaltsgeräte hinzugekommen. Die Messe hat sich mit diesen Entscheidungen erfolgreich als Schauplatz für die vernetzte digitale Welt neben wachsender Konkurrenz etwa durch die Consumer Electronics Show CES in Las Vegas behauptet. Anders als die Fachmesse CES ist die IFA in erster Linie eine Publikumsmesse mit einem umfangreichen Unterhaltungsprogramm. Inzwischen nutzen auch viele Hersteller aus der traditionellen PC-Branche die Messe für einen Auftritt.
2014 präsentierten nach IFA-Angaben 1.538 Ausstellern auf rund 149.500 Quadratmetern ihre Produkte und zogen so mehr als 240.000 Besucher an. Die Messe generierte 2014 nach eigenen Angaben in den sechs Messetagen ein Ordervolumen von rund 4,25 Milliarden Euro.
Tageskarte 17 Euro, im Vorverkauf 12 Euro (bis 3.9.), ermäßigt 12 Euro (für Studenten, Lehrlinge etc.); Schülerticket 8 Euro, Schulklassenticket 35 Euro (bis 31.8.); Familienticket (2 Erwachsene, 3 Kinder) 35 Euro; Happy-Hour-Ticket 12 Euro (gültig ab 14.00 Uhr); für Kinder bis 6 Jahre kostenfrei.
Die erste „Große Deutsche Funkausstellung“ fand in Berlin im Dezember 1924 mit 268 Ausstellern und 170 000 Besuchern statt. 1930 sprach Albert Einstein ein Grußwort zur Eröffnung, das über Rundfunk übertragen wurde. Während der Nazizeit wurde 1933 der erste Volksempfänger unter dem Funkturm präsentiert, 1935 feierte das erste Tonbandgerät Magnetophon K1 von AEG Premiere.
Genau da beginnt das Problem – für Hersteller und Käufer gleichermaßen. Es gibt diese Bilder bisher noch kaum – beziehungsweise überhaupt nicht. UHD-Inhalte sind rar gesät. Das ändert sich nur langsam.
Immerhin hat der Satellitenbetreiber Astra am Messevortag angekündigt, einen ersten, eigenen 24-Stunden-TV-Kanal zu starten – UHD1 genannt –, der tagsüber unverschlüsselt UHD-Programme ausstrahlen soll, attraktive TV-Inhalte in höchster Auflösung aber abends sendet – und dann nur für zahlende Kunden.