Interview Richard Mille "Unsere Uhren sind nicht Bling-Bling"

Seite 3/3

"Niemanden interessiert die Präzision"

Ihre Uhren sehen aus wie ein beleuchteter Jahrmarkt und kosten sechsstellige Summen.

Den Preis sieht man ihnen nicht an. Sie sind nicht Bling-Bling. Unsere Uhren, die mit Carbon, modernen Aluminiumverbindungen und diesen Materialien arbeiten, gerade mal 20 Gramm wiegen und 800.000 Euro kosten, erfordern einen Kunden mit einem hohen Verständnis von Material und Technik. Sonst sieht er den Preis nicht als gerechtfertigt an.

Das sind die erfolgreichsten deutschen Luxusmarken
Ernst & Young Quelle: dpa
Die Wertung: Quelle: dpa
Rang 10: Porsche Quelle: REUTERS
Walter Knoll Quelle: PR
Rang 8: Dedon Quelle: gms
Bechstein-Flügel Quelle: C. Bechstein
Model und BMW i8 Quelle: REUTERS

Irgendwie auch schade.

Ja, aber gut für lustige Zufälle. Vor einigen Jahren habe ich eine Uhr beim Lunch auf dem Tisch vergessen. Ein brandneues Modell. Als ich zum Restaurant zurückkam, war die Uhr fort. Niemand hatte sie abgegeben. Eine Woche später bekam ich einen Anruf von einem Freund, der mich fragte, ob mir die Uhr fehlte. Der Kellner hatte die Uhr auf der Serviette gefunden. Weil sie so leicht war, dachte er, es sei eine Plastikuhr. Er zeigte sie seinem Vorgesetzten, der meinte, er könne sie behalten. Bis der Inhaber des Restaurants durch meinen Freund erfuhr, dass ich sie vermisse und alle Mitarbeiter zusammentrommelte. Beide hatten keine Ahnung, was sie da gefunden hatten. Eine Uhr für 400.000 Euro. Wenn sie die in die Hand nehmen, wirkt sie wie ein Spielzeug.

Warum streben sie keine höherwertige Anmutung an?

Das hat technische Gründe. Wir kooperieren mit zahlreichen Sportlern. Und die sollen die Uhren auch tragen. Unser Unternehmen existiert seit 1999. Wir haben keine jahrhundertealte Tradition. Unsere Existenzberechtigung muss woanders herkommen. Wir wollten den Tennisspieler Rafael Nadal gewinnen. Die Uhr muss das aushalten, was im Match passiert. Er wollte sie nicht im Match tragen, ich bat ihn, sie zumindest neun Monate im Training zu tragen. Er hat etwa sechs Modelle zerstört. Mal fiel das Uhrglas raus, mal flogen die Zeiger ab. Das perfekte Testlabor.

Sind alle Tests erfolgreich?

Technisch schon, kommerziell nicht unbedingt. Ein Modell – für rund 823.000 Euro – war fast so präzise wie eine Quarzuhr. Meine Lieblingsuhr in unserer Geschichte. Sie wich 1,03 Sekunden im Monat ab. Zehn Stück wollten wir bauen, aber nur zwei wurden verkauft. Das Problem war, dass sich niemand wirklich dafür interessiert, wie genau eine Uhr geht.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%