




Jahrelang wurde immer wieder davon gesprochen, dass Apple ein günstigeres iPhone auf den Markt bringen wolle. Mit Preisen von über 600 Euro für das Premiumprodukt, wurden viele Kunden abgeschreckt. Und auch das Geschäft in den Schwellenländern ging den Amerikanern dadurch flöten. Dass Apple ein günstigeres iPhone auf den Markt bringt, um hier eine Kehrwende hinzulegen, damit hatten im Vorfeld alle Analysten gerechnet. Doch die neue Preispolitik der Amerikaner gibt zu denken.
599 Euro soll das iPhone 5C ohne einen Vertrag kosten. Das sind gerade einmal hundert Euro weniger als das Premium-Modell. Wer sich in den USA für einen Zweijahres-Vertrag entscheidet, muss immer noch 99 Dollar zahlen. Analyst Peter Misek von Jefferies Group LLC ist enttäuscht. Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg nennt er den Preis deutlich oberhalb der Erwartungen. Apple habe künftig trotz iPhone 5C eine “Produkt-Lücke” im unteren Preis-Segment. Jefferies sei davon ausgegangen, dass das Smartphone bei einem Vertragsabschluss völlig umsonst ist.
Andere Anbieter von Nokia bis LG haben sich diesbezüglich besser aufgestellt. Sie haben gerade für die Schwellenländer preiswerte Smartphones zwischen 100 und 300 Euro im Portfolio – und das ohne Vertrag. Die Technik der Geräte kann sich dennoch sehen lassen. Fotos, Videos, E-Mails, Musikdownload – all das ist auch mit preiswerten Smartphones möglich. „Der Preis für das 5C ist nicht niedrig genug, um einen großen Einfluss auf die Märkte der Schwellenländer zu haben“, sagt auch Roberta Cozza vom IT-Analysten Gartner.
Schon jetzt zeigt sich, dass das neue iPhone 5C entsprechend schlecht ankommt - zumindest in China. In einer Umfrage des populären Onlineportals sina.com fanden 86 Prozent das bunte iPhone 5c mit 4488 Yuan (inklusive aller Steuern), umgerechnet 553 Euro, zu teuer. Während 37 Prozent eher das hochpreisige Spitzenmodell 5s für 5288 Yuan oder 651 Euro kaufen würden, kam das 5c nur auf schwache 3,9 Prozent. Eine Mehrheit von 58 Prozent würde keines der beiden iPhones kaufen. 180.000 Nutzer hatten sich bis Mittwochnachmittag an der Umfrage beteiligt.
Ein Smartphone für die Jugend





Anders als erwartet, ist der Konzern nicht gewillt, auf die hohen Margen zu verzichten, die das Unternehmen reich gemacht haben. Für Apple sind die iPhones eine Goldgrube. Zum Vergleich: Der Konzern verlangte für die iPhone5-Version mit 16 Gigabyte Speicherplatz auf dem wichtigen US-Heimatmarkt zuletzt umgerechnet 500 Euro. Davon fließen Schätzungen zufolge am Ende zwischen 49 und 59 Prozent in die Konzernkasse. Denn tatsächlich belaufen sich die Materialkosten nach Angaben der Marktforschungsfirma iSuppli nur auf 150 Euro. So kostet der Akku 3,50 Euro, das Display dagegen 33,50 Euro. Dazu dürften demnach noch einmal Produktions-, Entwicklungs- und Transportkosten in Höhe von maximal 100 Euro kommen. Der Rest geht an Apple.
Hätte Apple ein günstigeres Gerät herausgebracht, wäre zum einen die gewaltige Marge geschrumpft. Zum anderen wäre Apples Ruf als hochpreisiger Premium-Produkt-Hersteller ins Wanken geraten. Diesen hat sich das Unternehmen über Jahre hart erarbeitet. Dafür steht die Marke Apple. Er ist der Grund dafür, dass mit dem alljährlichen neuen iPhone-Release die Absatzzahlen nach oben schnellen. Das iPhone 5 soll nach Apple-Angaben das meistverkaufte aller Zeiten sein. Genaue Zahlen gibt Tim Cook jedoch nicht heraus.
Gadgets
Nun geht Apple mit dem iPhone 5C den Mittelweg. Statt der Schwellenländer könnte Apple mit dem bunten Smartphone mit der Plastikhülle vor allem ein junges Publikum für sich erobern. „Durch den Preisunterschied werden den Nutzern mehr Optionen geboten“, sagt Robert Cozza. „Wer nicht ganz so viel ausgeben möchte, kann nun auch ein brandneues iPhone kaufen – mit dem ganzen Hype der darum gemacht wird.“ Und der wird beim iPhone 5C nicht nur um das Gerät, sondern auch um das neue Betriebssystem iOS7 gemacht, das vorinstalliert sein wird.
Dass mit dieser Strategie eventuell Marktanteile verloren gehen könnten, scheint für Apple-Chef Tim Cook vorerst keine Rolle zu spielen. „Apple ist nicht nur an Marktanteilen interessiert“, sagt Roberta Cozza. „Sie würden niemals an der Qualität des Produktes drehen, um ein Smartphone bezahlbarer zu machen.“ Um die Absätze in den Schwellenländern dennoch zu steigern, geht Apple nicht über besonders preiswerte Produkte. Stattdessen nutzt das Unternehmen die Dynamiken am Markt selbst, wenn sie sich anbieten. Kurz vor der Präsentation des iPhone 5C verzichtete der Konzern zum Beispiel in Indien darauf, den Preis trotz der schwachen Rupie anzuheben. Der Hauptkonkurrent Samsung hatte hingegen um fünf Prozent angezogen.