




Der US-Internetkonzern Google erwägt einem Medienbericht zufolge einen Einstieg beim Fitness-Messgeräte-Hersteller Jawbone. Der Suchmaschinenbetreiber denke über eine "strategische Investition" bei Jawbone nach, berichtet der Technologie-Blog Recode am Mittwoch unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Personen.
Fitnesstracker und Handyersatz: Was Smartwatches können
Bis vor wenigen Jahren waren Telefone und Computer in der Größe einer Armbanduhr nur Fiktion – „Knight Rider“ lässt grüßen. Doch die Chips werden immer kleiner, leistungsfähiger und billiger. Damit werden Geräte wie Smartwatches überhaupt erst technisch möglich und erschwinglich.
Smartwatches sind Teil eines Trends: Computer werden immer kleiner und damit komfortabler im Transport. Neben intelligenten Uhren gibt es etwa auch Fitnessarmbänder und Brillen, die mit Informationstechnologie aufgerüstet sind. Google Glass ist ein bekanntes Beispiel. Die Technologiebranche spricht vom "Wearable Computing" – und hofft auf einen Wachstumsmarkt.
Was ist überhaupt eine Smartwatch? Der Begriff ist schwierig zu fassen. Grundsätzlich gibt es zwei Kategorien. Die meisten Modelle funktionieren nicht eigenständig, sondern als Erweiterung zum Smartphone und zeigen Termine, E-Mails oder eingehende Anrufe an. Die Daten werden in der Regel per Bluetooth übertragen.
Während die meisten Smartwatches eine Erweiterung fürs Smartphone sind, sollen ein paar Modelle das Handy ganz ersetzen. Sie haben ein Mobilfunk-Modul, das Telefonate und die Übertragung von Daten erlaubt. Das gilt etwa für die Gear S von Samsung.
Die Geräte sind unterschiedlich ausgestattet. Einige fungieren als diskrete Sekretäre – sie erinnern an Termine, zeigen eingehende E-Mails an und vermelden Telefonanrufe. Andere eignen sich auch als Freisprecheinrichtung oder als kompaktes Navigationsgerät. Unter Sportlern beliebt sind Spezialgeräte, die den Puls und die Laufstrecke messen.
Die Laufzeit ist bei allen Smartwatches ein Problem: Weil die Geräte so klein sind, lässt sich darin kein großer Akku unterbringen. Daher sind viele Modelle nicht besonders ausdauernd – je nachdem welche Display-Technologie zum Einsatz kommt.
Diverse Unternehmen haben bereits Smartwatches auf den Markt gebracht – Start-ups wie Weltkonzerne. Zu den kleinen Anbietern zählt das Unternehmen Pebble, das über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter seine Anschubfinanzierung gesichert hat. Der IT-Riese Sony brachte bereits die dritte Generation seiner Computer-Uhr heraus, Samsung hat die Galaxy Gear entwickelt, der Chiphersteller Qualcomm stellt die Toq her. Im April 2015 kommt auch die Apple Watch heraus.
Wie sich junge Märkte entwickeln, ist schwierig zu prognostizieren – die Vorhersagen für Smartwatches gehen weit auseinander. Während etwa die Marktforschungsfirma IDC ein rapides Wachstum voraussagt, erwarten Forrester und NPD Displaysearch eine baldige Abkühlung des Marktes.
Derzeit seien sich die beiden Unternehmen aber noch nicht einig und führten erst vorbereitende Gespräche. Google wolle den amerikanischen Produzenten von Fitness-Armbändern in jedem Fall nicht komplett übernehmen. Zur möglichen Größenordnung eines Investments ist noch nichts bekannt.
Schon längere Zeit wird über einen Einstieg Googles bei dem Messgeräte-Hersteller spekuliert: Der Suchmaschinen-Gigant drängt in den Wearables-Markt, gerade weil Konkurrent Apple im April mit seiner eigenen Smartwatch an den Start geht. Pläne für ein eigenes Gerät hat Google noch nicht vorgelegt, eine Kooperation mit Jawbone könnte nun den Einstieg ins Hardware-Geschäft bedeuten. Denkbar ist auch, dass beide Konzerne gemeinsam an Fitness-Apps arbeiten.
Jawbone hat sich in den vergangenen Jahren als Hersteller von Fitness-Armbändern etabliert und gehört gemeinsam mit Fitbit zu den Größen der Branche. Nach seiner letzten Finanzierungsrunde ist Jawbone mehr als drei Milliarden Dollar wert.
(Mit Material von Reuters)