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Mobiler Machtkampf Apples Kreuzzug gegen blanke Busen

Der iPhone-Hersteller Apple geht prüde gegen Springers Bild-Zeitung vor: Nackerte Seite-1-Mädels sind unerwünscht. Mit welchem Recht eigentlich, fragt WirtschaftsWoche-Redakteur Peter Steinkirchner.

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Screenshot des BILD-Girl in der iPhone-App der Bild-Zeitung

Ein paar Nackerten werden also die Brüste gepixelt? Die Schüttelmädchen der Bild-Zeitung, die sich entblättern, wenn der iPod-Besitzer das Bild-App lädt, das Seite 1-Girl aufruft und dann am Geräte ruckelt, dürfen nur noch im Bikini ihrem Job nachgehen? Jetzt will der Apfel-Konzern auch noch, dass die Oberweite der Damen per Bildbearbeitungsprogramm überdeckt wird? Auf den ersten Blick wirkt das eher komisch. Apple verbietet nackte Haut und der Axel Springer Verlag, dem die Bild gehört, wittert einen Angriff auf die Pressefreiheit: Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?

Allerdings ist das nur auf den ersten Blick amüsant – denn zum einen ist es nachvollziehbar, wenn der Axel Springer Verlag sich darüber aufregt , dass Apple seine Anti-Sex-Politik auch den bislang recht erfolgreichen Apps der „Bild“ angedeihen lässt. Springer probiert seit einigen Wochen aus, wovon die meisten Verlage träumen – mit Inhalten im Netz und auf mobilen Geräten Geld zu verdienen. Apple scheint bislang dafür der perfekte Partner zu sein. Der Konzern hat ein Abrechnungsmodell entwickelt, das auch bei kleinen Beträgen funktioniert, die Geräte, auf denen die Angebote laufen, sind hip und begehrt und längst generationenübergreifend schicke Statussymbole. Und nun weigert sich der Hoffnungsträger Apple, Inhalte, die nicht genehm sind, als App zu akzeptieren. Das schmerzt.

Apples Verhalten wirft viele Fragen auf

Zudem wirft Apples Gebaren viele weitere Fragen auf: Mit welchem Recht maßt sich eigentlich ein Gerätehersteller an, über die Inhalte zu befinden, die der Käufer dieses Gerätes betrachten will? Seit wann ist Apple ein Medienkonzern, der über Inhalte bestimmt, über sie den Daumen hebt oder senkt? Verlage und Konsumenten lieben ihr iPhone – doch nutzt Apple seine besondere Stellung bei den Apps nun nicht schlicht aus? Warum dürfen Bild und Stern nicht, was dem Playboy gestattet ist? Und was passiert, wenn sich Apple eines Tages nicht nur an nackten Damen reibt, sondern an Artikeln, Texten, Kommentaren? Was geschieht, wenn Apples eigene Geschäfte einmal schlecht laufen: Schießt der Konzern die missliebigen Texte und unternehmenskritische Berichte dann gleich vom iPhone oder iPad? Was, wenn Steve Jobs nicht mehr möchte, dass jemand über seine Krankheit schreibt?

Überträgt man das Verhalten des Konzerns auf andere Wirtschaftszweige, wäre das so, als würde sich DHL weigern, ein Päckchen auszuliefern – könnte ja etwas schweinisches drin sein. Oder als würde sich die Druckerei weigern, eine Zeitschrift zu drucken, nur weil dem Druckereibesitzer einzelne Artikel nicht behagen.

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