Mousse T. „Wenn Du das zum ersten Mal hörst, bekommst Du Gänsehaut“

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Woher kommen die Aufnahmen? Mangelt es nicht an Inhalten?
Bei der Aufnahme arbeiten die Studios ohnehin mit zig Audiokanälen, die dann für den Vertrieb auf Scheiben oder die Wiedergabe in Streams auf Stereo oder Surround zusammengemischt werden. Aus den Originaldateien kannst Du aber genauso gut auch einen 3D-Stream machen, der noch mal viel besser klingt. Nach solchen Innovationen sucht die ganze Branche händeringend, weil sich daraus auch wieder neue Vermarktungsmöglichkeiten ergeben.

Nämlich?
So, wie beispielsweise die Video-Streamer ihren Abonnenten inzwischen gegen Aufpreis zusätzliche Film-Kanäle in besonders hoher Bildauflösung oder mit ganz besonderer Brillanz anbieten, so werden das die Musik-Dienste auch machen. Das bietet die Chance zur Differenzierung in einem Markt, bei dem sich die meisten Dienste doch extrem ähneln. Und deshalb werden die das machen.

Das heißt, 3D-Audio wird vor allem ein Streaming-Angebot?
Für klassisches CD-Geschäft sind die Datenmengen viel zu groß, die es für 3D-Sound braucht. Klar, Du kannst 3D-Audio auch auf eine Blu-ray-Disk packen. Aber der Vertrieb übers Netz ist viel leichter, weil Du Dir den ganzen Distributionsaufwand, sparen kannst, das Pressen, Verpacken und Verschicken. Und Streaming ist ja eh inzwischen der wichtigste Verbreitungsweg. Abgesehen davon wächst die Zahl der Breitband-Internetanschlüsse stark und damit die Möglichkeit, entsprechende Angebote als Kunde zu nutzen.

Sie haben mit „Where Is The Love“ nach 14 Jahren Plattenabstinenz gerade wieder ein neues eigenes Album veröffentlicht. Warum gibt es das noch nicht in 3D-Sound, trotz Ihrer Begeisterung für die Technik?
Weil ja auch die nötige Hardware gerade erst ihren Weg in die Häuser und Wohnungen findet. Aber ich finde den Gedanken total faszinierend. Vor allem, weil die 3D-Technik nicht bloß anders klingt. Im Grunde bietet sie auch die Möglichkeit, dass sich der Zuhörer selbst seinen persönlichen Klang-Mix zusammenstellt.

Inwiefern?
Technisch gesprochen: Wenn Du echten 3D-Sound produzierst, mischst Du keine fixierten Audiokanäle mehr. Stattdessen definierst Du nur noch, an welcher Stelle im Raum ein Klang oder ein Instrument ertönen soll. Der Verstärker sorgt dann dafür, dass der Klang so aus den Boxen kommt, damit der Zuschauer ihn an der wo passenden Stelle hört. Das gibt im Normalfall der Produzent im Studio vor. Muss er aber nicht. Theoretisch könnte auch der Zuhörer – nachträglich – bestimmen, aus welcher Richtung er was hört, oder an welcher räumlichen Position er sich beispielsweise in einem Konzert akustisch befinden will.

Beim Film achten die Regisseure penibelst darauf, dass die Aufnahmen in genau der Farb- und Helligkeitsabstimmung unters Volk und in die Kinos kommen, die sie als Künstler vorgeben. Wie fänden Sie das Musikproduzent, wenn jeder Zuhörer Ihren Sound dank 3D-Audiotechnik nachträglich wieder zerpflückte und individuell neu komponierte?
Ich finde die Vorstellung ziemlich genial. Dann stehst Du als Zuhörer mal beim DJ auf der Bühne oder sitzt mit im Orchestergraben, ganz wie Du willst. Dieser interaktive Gedanke und die Möglichkeit zur Individualisierung des Musikgenusses, das ist was ich meine, wenn ich 3D-Audio als echte Innovation in der Musikwelt bezeichne. Das fängt jetzt gerade erst an und ich finde es total spannend zu verfolgen, wo wir damit einmal landen.

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