
Noch erinnert die dunkle Brille mit den grünen Punkten auf Pupillenhöhe stark an Science-Fiction-Filme aus den Achtzigerjahren. Dabei ist das, was das Fraunhofer-Institut COMEDD auf der Next-Konferenz in Berlin vorstellt, vielleicht der Anfang einer Google-Glass-Konkurrenz.
Anders als die anfangs hochgejubelte, inzwischen teilweise verhasste Datenbrille des Suchmaschinen-Giganten, setzt die Variante aus Deutschland auf eine neue Technologie. Weder die Berührung des Brillenbügels noch eine Sprachsteuerung kommen hier zum Einsatz. Stattdessen baut das Fraunhofer-Team auf eine Technologie, die sich per Blick steuern lässt.
Fraunhofer-Wissenschaftler Uwe Vogel führte das auf der Bühne vor. Dabei schaute er durch die Brille gezielt auf eine Weltkarte und bewegte die Augen langsam darüber. Ein Fadenkreuz zeigte ihm an, welche Stellen er gerade auf der Karte fixierte.
Technisch funktioniert das so: Im Bildschirm der Brille sind Kamerasensoren integriert. Die registrieren die Bewegungen der Augäpfel. In Echtzeit berechnet ein Bildverarbeitungsprogramm die Pupillenposition.
Dank Infrarot-Lichtquelle funktioniert das auch bei wenig Licht. Das Licht ist unsichtbar und stört nicht einmal Brillenträger.
Ein weiterer Vorteil der Fraunhofer-Brille: Der Träger muss seinen Blick nicht auf einen kleinen Bildschirm am Rand der Brille richten. Stattdessen lassen sich Informationen über das legen, was gerade in Echtzeit gesehen wird. Und zwar über einen Winkel von fast 180 Grad. Das gesamte Blickfeld kann so genutzt werden. "Das ermöglicht echte Augmented Reality", sagt Uwe Vogel.
Kritisches Urteil
Spannend ist der Ansatz aus Deutschland vor allem deshalb, weil das aktuelle Urteil der Webentwickler über Google Glass eher kritisch ausfällt. Im vergangenen Jahr gab Google die Datenbrille für 1500 US-Dollar an ausgewählte Entwickler und Technologie-Experten. Die Prototypen sollten Mitglieder der IT-Branche dazu anregen, erste Applikationen für Glass zu entwickeln.





Auf der Next berichteten Entwickler nun erstmals über ihre Erfahrungen. Das Urteil war ernüchternd. Bestimmten Zielgruppen biete Google Glass einen Mehrwert. So könnte die Brille Feuerwehrleute durch ein verrauchtes Gebäude führen oder Arbeitern Anweisungen geben, ohne dass die ihre Hände nutzen müssen.
Doch für Otto Normal sei die Brille eher ungeeignet. "Google Glass ist kein Gadget für den normalen Endverbraucher", sagte der Blogger Sascha Pallenberg. "Mir fällt kein Szenario ein, in dem die Brille für diese Zielgruppe mehr Sinn ergibt als ein Smartphone."