Red-Dot-Initiator Peter Zec "Der Spielraum für Designer wird kleiner"

Der Designexperte Peter Zec ist Initiator und Organisator des Wettbewerbs Red Dot. Ein Gespräch über Roboter im Haushalt und optimale Gestaltung.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Designexperte Peter Zec Quelle: Red Dot/ Michael Dannenmann

Herr Zec, zahlreiche vernetzte Produkte haben in diesem Jahr den Red Dot Award bekommen. Ist das Internet der Dinge schon Alltag?

Die steigende Zahl überrascht mich jedenfalls nicht. Unsere Jurymitglieder, die sich mit Smartphones und Computern, aber auch Fernsehern und Kühlschränken beschäftigen, sehen seit Jahren: Viele Kunden wünschen sich, die Dinge miteinander zu verbinden. Nun beobachten wir, dass sich die Vernetzung in anderen Produktgruppen fortsetzt.

Wie zum Beispiel beim Futternapf oder dem Reiskocher...

Wir haben in diesem Jahr auch einen Roboter ausgezeichnet, der den Haushalt schmeißen soll.

Zur Person

Wer braucht so etwas?

Der Haushalt steht nun mal jedem Menschen nahe, damit müssen wir uns zwangsläufig täglich auseinandersetzen. Deswegen ist er für viele Hersteller die richtige Herausforderung.

Was bedeutet der Trend zur Vernetzung für die Produktgestalter?

Es gibt derzeit noch große Probleme, die Geräte unkompliziert zu vernetzen. Eine leichte Bedienung ist nun mal ein Wesensmerkmal guter Produktgestaltung. Ich habe neulich einen BB-8 gekauft, die Roboterfigur aus Star Wars. Der ist nicht mehr kompatibel mit etwas älteren Smartphones, das ist für den Nutzer ein Problem. Die Standards sind noch gar nicht festgelegt und entwickelt, genau das ist aber nötig. Für die Gestaltung bedeutet eine Festlegung der Technik immer auch eine Standardisierung der Produkte.

Pure Ästhetik in Bad und Wohnzimmer
Firo Feuerlöscher von DooresaemGut, es kann sicher sein, dass im Notfall jemand den Firo für einen Bluetoothlautsprecher oder eine Gießkanne hält - aber es ist ein Feuerlöscher. Dafür einer, den der Besitzer auch gerne anschaut. Die Jury des Ret Dot Awards lobt außerdem die leichte Bedienung. Quelle: PR
Play Collection Kabellose Maus von LogitechDie hätte so mancher jung gebliebener Mensch sicher auch gerne im Büro, aber auch im Kinderzimmer passt die kabellose Maus prima hin. Quelle: PR
Sway D Toilettensitz von PressalitDie Seitenansicht wäre eine Zierde für jedes anspruchsvoll gestaltete Laptop - doch das edle Schwarz und die schlanke Form dienen einen anderen Zweck: als Toilettensitz. Zusätzlich zu seiner Form, überzeugte der Sway die Jury durch seine Funktionalität, weil der sich leicht reinigen lässt. Im Gegensatz zu einer Laptoptastatur. Quelle: PR
Revo Plug Ablaufstopfen von FCRKunststoff statt Metall! Das ist der entscheidende Erfolgsfaktors des Ablaufstopfens. Die Jury des Red Dot lobt den innovativen Materialeinsatz, der dem Revo Plug eine "beachtliche Langlebigkeit" verleiht. Quelle: PR
Season Sessel von ViccarbeSo richtig lässt es sich auf den ersten Blick nicht erahnen, ob man auf diesem sehr reduzierten Möbel bequem sitzt oder man gar runterrutscht. Umso mehr, da im Fuß des Sessels Rollen versteckt sind, mit denen er sich leicht von A nach B transportieren lässt. Viel weniger geht zumindest nicht und deswegen lobt die Ret-Dot-Jury auch die "Reduktion auf das Wesentliche". Quelle: PR
Staresso Kaffeemaschine von Shenzen Staresso CulturePoppig, klein, leicht zu bedienen. Das überzeugte die Jury an der Staresso-Kaffeemaschine, die für Zubereitung eines Glases geeignet ist. Quelle: PR
Uncle Jack Bank von KartellKeine Nähte, durchsichtig, aus einem Guß - ein Werk von Designer Philippe Starck für Kartell. Trotz aller Härte des Materials handelt es sich hierbei um ein Sofa mit einer "skulpturalen Anmutung", wie die Jury urteilt. Quelle: PR

Sie werden sich immer ähnlicher?

Ja. Das sehen wir auch jetzt schon. Wenn die Funktion sich im Inneren abspielt und einen Service darstellt, dann arbeiten wir nur noch mit „Black Boxes“. Die äußere Gestaltung verliert mehr und mehr an Bedeutung. Das bedeutet nicht, dass sie x-beliebig aussehen kann – eine gewisse Eleganz bleibt erforderlich. Aber die große Gestaltungsvielfalt im Äußeren ist nicht mehr gefragt.

"Die Aufgabe für Designer wird komplizierter"

Heißt das, dass gutes Aussehen von Produkten auf lange Sicht unwichtig wird?

Nein, denn diese Dinge sind lediglich ein Ausschnitt. Wir erleben derzeit beispielsweise auch ein Revival der Fahrräder. Was da an neuer Gestaltung auf den Markt kommt, ist sensationell. So wird es immer Produkte geben, die sich der Uniformität entziehen, weil sie mindestens zu einem Teil mechanisch sind, sich also nicht in das digitale Internet der Dinge einbinden lassen oder lassen wollen. Bei Smartphones sehen wir, dass es Apple gelingt, sich durch Materialwahl und die entsprechende Haptik nach wie vor zu unterscheiden. Aber je weniger Parameter für die Gestaltung zur Verfügung stehen, desto schwieriger wird es für die Produkte sein, sich zu differenzieren. Die Aufgabe für Designer wird also komplizierter.

Brauchen Designer daher künftig andere Qualifikationen als bisher?

Drei Fragen an den Schuhdesigner

Das ist einer der zentralen Punkte in der heutigen Situation. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren hatten viele Gestalter auch ein Ingenieurstudium absolviert. Durch den Personenkult um Designer in den Lifestylemedien hat der Beruf eine hohe Attraktivität gewonnen. Die Studiengänge haben aber nicht zwangsläufig mit der technologischen Entwicklung Schritt gehalten. Design wird im Studium oft auf Ästhetik reduziert. Der Designer der Zukunft muss sich aber auch sehr gut mit Informationstechnologie auskennen. Er muss wissen, welche Standards existieren.

Müssen dann auch die Juroren von Designpreisen wie dem Red Dot neue Kriterien entwickeln?

Nein, denn es geht immer um die optimale Gestaltung, damit der Nutzer die Produkte einfach anwenden kann. Diese Gegenstände müssen in unser Leben integrierbar sein. Wir beurteilen also auch jedes IT-Gerät danach, wie gut die Qualität der Funktion ist. Ein Produkt, das nicht vernünftig funktioniert, fällt damit auch im Design durch. Die Designebene verlagert sich aber.

Stilvolle Produkte für Straße, Reise und Schwimmbad
Elektromotorrad von JohammerSie wollen aus der Masse herausstechen, im Straßenverkehr auffallen - suchen Sie nicht weiter. Der Elektroroller von Johammer soll Kraft seiner Gestaltung, die Attraktivität von Elektrorollern steigern. Quelle: PR
Helsinki Bluetooth-Lautsprecher von VifaMännerhandtaschen sind schon seit Jahren salonfähig, dennoch sei der Bluetooth-Lautsprecher "besonders für Frauen gestaltet, ohne die männlichen Konsumenten abzuschrecken", so die Red Dot Jury. Es gibt ihn auch in rosa. Quelle: PR
Adventure HW6 Rollstuhl von HeartwayEs sind weder die Farben, noch die gebogenen Rahmenformen, die die Jury in erster Linie hervorhebt, sondern der Mechanismus, der es erlaubt, den Rollstuhl sehr flasch zusammenzulegen und das geringe Gewicht. So sei der Rollstuhl leicht zu transportieren. Quelle: PR
Alcotest 5820 von Dräger"Herr Wachtmeister, das ist aber ein schönes Gerät, das sie nutzen. Sowohl die leistungsfähige elektrochemische Sensorik als auch die ergonomische Gestaltung stechen hervor. Dank ihr ist auch bei Dunkelheit der Austausch der Mundstücke leicht. Und die klare Gestaltung und Benutzerfreundlichkeit, ist Ihnen, lieber Herr Wachtmeister, doch bestimmt genauso aufgefallen wie der Jury des Red Dot, oder?" "Ihre Papiere, bitte." Quelle: PR
XDiavel S Motorrad von DucatiWas lässt sich schon noch groß verändern an einem so sattsam bekannten Gegenstand wie einem Motorrad. Einiges, befindet die Jury des Red Dot, die der XDiavel S attestiert, vertraut und doch völlig neu zu wirken. "Um die extremen Proportionen zu realisieren, ist es akkurat 'Bauteil für Bauteil' entworfen worden", heißt es beim Red Dot. Quelle: PR
One-O-One Reisebecher von AceraEs ist nur ein Reisebecher. Doch: "Die puristische Formensprache von One-o-One visualisiert das ihr zugrundeliegende Prinzip einfacher, klarer Schönheit. Der Reisebecher wird mit großem handwerklichen Können aus hochwertiger Keramik gefertigt, weshalb er sich perfekt zum Transport von Flüssigkeiten und Speisen eignet." Schreibt die Jury. Quelle: PR
Skipper NC 100s von BSK MarineDer Rumpf erfordert die Aufmerksamkeit des Betrachters: Das vierstufige Design auf der Unterseite erzeugt einen Luftblasenfilm zwischen Rumpf und Wasser, das den Wasserwiderstand verringert. Das Powerboot kann also schneller fahren. Und dafür ist es schließlich da. Quelle: PR

Was meinen Sie damit?

Es geht um das Interface, also den Bereich, in dem der Mensch das Gerät benutzt. Das ist in vielen Fällen inzwischen ein Display oder die App im Smartphone. Die interaktive Funktion muss gestaltet werden – und das ist die Herausforderung für den Designer. Für die Juroren heißt das zum Beispiel, dass alle eingereichten Produkte so weit unter Strom sein müssen, dass wir sie in Betrieb nehmen können. Wir bewerten auch die Benutzerführung der App. Wir erwarten künftig sogar noch mehr Nutzerfreundlichkeit. Wenn die Geräte sich schon selber steuern, dann sollen sie möglichst auch unsere Wünsche kennen – und sie uns im Idealfall von den Augen ablesen.

Diese Produkte machen Ihre Arbeit schöner
Schreibtisch von moll Das größte Problem des ästhetisch empfindenden Mitarbeiters könnte sein, dass er diesen schmucken Schreibtisch nicht benutzen möchte. Erst als Solitär, befreit von Papierbergen käme er so recht zur Geltung. Doch es ist vor allem die Höhenverstellung per Elektromotor, die die Jury lobt. Er ist in sechs Farben und zwei Ausführungen in Massivholz erhältlich. Quelle: PR
TrolleyDie Aufgabe von Flugbegleitern ist in erster Linie die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten. Und sie schenken auch Getränke aus. Zumindest das könnte für sie leichter sein, wenn dieser automatische Getränketrolley zum Einsatz kommt, der ohne Anschluss für Wasser und Strom auskommt. Das integrierte IT-System überwacht automatisch Verbrauch und Bedarf. Quelle: PR
Qbook Notizbuch von EdicaSpice up your office! Was auf Anhieb wie ein Stapel Multicolor-Post Its wirkt, sind aber Notizbücher, die in einer Farbe von allen Seiten ins Auge fallen. Eine weiche Hülle und kompakte Größe mache sie ideal für unterwegs, befindet die Jury. Quelle: PR
LiteTouch Dental Laser von Light InstrumentsWer diese knuffig wirkende Maschine neben dem Zahnarztstuhl sieht, mag vielleicht ein wenig von seiner Nervosität ablegen. Dem Anwender erlaubt dieses Gerät uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, die eine bessere Behandlung verspricht. Und das sollte die Nervosität doch wirklich senken. Quelle: PR
QuickStand Lite von HumanscaleAn Monitoren mit Tastatur arbeiten auch Menschen, die nicht die ganze Zeit sitzen. Für diese ist der QuickStand entwickelt, der verschiedene Arbeitssituationen unterstützt. Ausgewogene Formensprache und hochwertige Materialien visualisierten den hohen Qualitätsanspruch, lobt die Jury. Quelle: PR
Diplomat Pedikelschraubsystem von Signus MedizintechnikDiese bunte Kollektion wünschen sich wohl die wenigsten Menschen je in Nutzung zu erleben. Pedikelschraubsysteme sind Schrauben für die Wirbelsäule. Das Gewinde erlaubt ein schnelles Eindrehen und reduziere so die Implantationszeit. Schöner ist es vermutlich dennoch, wenn man diese Produkt nie braucht. Quelle: PR
Asus Rog Maximus VIII FormulaEin Name wie ein römischer Imperator - und als Motherboard ist es immerhin Chef im Rechner. Die Zweifarbigkeit vermittele Dynamik, die besonders Gamer zu schätzen wüssten, so die Jury. Quelle: PR
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%